© Sofie Thorsen

Sofie Thorsen: The Expert - Shadows and Light


for example TEU: 8 feet x 20 feet

Zweiter Teil der Thematischen Projektreihe "Kolonialismus ohne Kolonien? Beziehungen zwischen Tourismus, Neokolonialismus und Migration"


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Projekte von: Dario Azzellini und Oliver Ressler, Donna Conlon, Minerva Cuevas, San Keller, Christian Mayer/Yves Mettler/Marion Ronca, Jesper Nordahl, Philippe Rekacewicz, Sofie Thorsen, Dan Wilkinson


Interviews: Reto Aschwanden im Gespräch mit Hans Fässler (Autor von: Reise in schwarz-weiss: Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei, Zürich: Rotpunktverlag, 2005), Reto Aschwanden im Gespräch mit Pia Hollenstein (Nationalrätin / Grüne St. Gallen), Jochen Becker im Gespräch mit Guy Thomas (Archivar des historischen Bildarchivs der Basler Mission / mission 21) und Beat von Wartburg (Verlagsleiter beim Christoph Merian Verlag / Christoph Merian Stiftung), Ina Boesch im Gespräch mit Gesine Krüger (Historikerin / Universität Zürich): "Schwarze Geschäfte und die Schweiz", gesendet auf Radio DRS 2 in der Sendung "Reflexe" am 9. Januar 2006, Bianca Miglioretto im Gespräch mit Noel Alemania (Vizepräsident der Filipro-Employees UFE-KMU, der Gewerkschaft der streikenden Nestlé-ArbeiterInnen auf den Philippinen), Bianca Miglioretto im Gespräch mit Carina Castillo (National Coalition for the Protection of Workers Rights, Southern Tagalog, Philippinen)


In Dialog mit

Jochen Becker/metroZones
Bourdieu in Algerien, Bourdieu in der Banlieue
Ein Kommentar zu Pierre Bourdieu. In Algerien.
From/To Europe #2

Pierre Bourdieu. In Algerien. Zeugnisse der Entwurzelung.
Eine Ausstellung von Camera Austria, Graz / Christine Frisinghelli und Fondation Pierre Bourdieu, Genève / Franz Schultheis


Wir laden Sie herzlich zu unserer zweiten Ausstellung "for example TEU: 8 feet x 20 feet" der thematischen Projektreihe "Kolonialismus ohne Kolonien? Beziehungen zwischen Tourismus, Neokolonialismus und Migration" ein. Diese Ausstellung beschäftigt sich mit neokolonialen ökonomischen Strukturen und mit Kontinuitäten kolonialistischer Verhältnisse.


ISO-Container haben eine Breite von 8 Fuss (2,44 m) und eine Länge von 20 Fuss (6,06 m). Daraus ergibt sich die Abkürzung: TEU (Twenty-feet Equivalent Unit). Diese Normierung ist so gewählt, dass Container auch mit Lkw, Eisenbahn oder Schiff befördert werden können. Der Handel mit Rohstoffen spielte eine eminent wichtige Rolle für eine koloniale Politik und Wirtschaftsform. Die heutige postkoloniale und neokoloniale Gesellschaft basiert auf einem Kräfteverhältnis von Macht und Wissen und fördert eine Vielfalt kolonialer Praxen. So sind es heute nicht mehr nur die Rohstoffe, die allerdings nach wie vor politisch-wirtschaftliche Entscheidungen beeinflussen, sondern auch die ungleichen Mobilitäts- und Kommunikationsbedingungen, welche neokoloniale Abhängigkeiten fördern.


Gegenwärtige neokoloniale Situationen sind geprägt durch ein Machtgefälle, in welchem die unmittelbare politische Abhängigkeit durch eine Fortschreibung der ökonomischen Abhängigkeit ersetzt wurde. Multinationale Konzerne und die Regierungen von Ländern, die sie unterstützen, streben eine Kontrolle über die Ressourcen, Finanz- und Warenmärkte ärmerer Länder an. In einer kolonialen Kontinuität werden diese Länder als Reservoir für billige Arbeitskräfte und Rohstoffe genutzt, oft ohne einen Beitrag zu einer diversifizierten ökonomischen und sozialen Struktur zu leisten. Auch Länder wie die Schweiz, die keine Kolonien besessen haben, sind bis heute in diese (neo-)kolonial geprägten Macht- und Austauschverhältnisse eingebunden.


Aktuell sind in diesem Zusammenhang die weltweite Privatisierung von Trinkwasser oder die Rolle der Schweizer Chemischen Industrie im Handel mit pharmazeutischen und agrochemischen Produkten. Als konfliktreiches und paradoxes Unterfangen erweisen sich auch Entwicklungshilfeprojekte, die im Bestreben einer Dekolonisierung gleichzeitig ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse in einer globalisierten Weltwirtschaftspolitik mit produzieren.


Das Projekt strukturiert sich in drei Module: Recherchen und Projekte zeitgenössischer KünstlerInnen, eine zweite Folge des Projektes "From/To Europe", welches die wiederentdeckten Fotografien "Pierre Bourdieu. In Algerien. Zeugnisse der Entwurzelung" zeigen und diskutieren möchte, sowie Hörstationen mit Gesprächen zur Positionierung der Schweiz gegenüber ihren eigenen (neo-)kolonialen Verstrickungen.


"Bourdieu in Algerien, Bourdieu in der Banlieue" ist der zweite Teil der von Jochen Becker/metroZones entwickelten Projektreihe "From/To Europe". Der Schwerpunkt liegt diesmal auf der von Camera Austria und der Fondation Pierre Bourdieu entwickelten Fotografieausstellung "Pierre Bourdieu. In Algerien. Zeugnisse der Entwurzelung", die um Kommentare zu post/kolonialen Konditionen erweitert wird.


Der französische Soziologe war als junger Kolonialsoldat in Algerien stationiert. Seine (Forschungs-)Fotografien verfolgen die Vertreibungspolitik der Kolonialmacht: Dörfer und lokale Landwirtschaft wurden zerstört und die nun Arbeitslosen in die algerischen Städte getrieben. Der Sprung übers Mittelmeer in die Fabriken Frankreichs brachte den nordafrikanischen Zugewanderten Arbeit. Viele von ihnen hausten in Hüttensiedlungen am Rande der französischen Städte. Insofern waren die neu gebauten Grosssiedlungen (Banlieues) für die Zugewanderten ein Segen.


Heute leben hier knapp 19 Millionen Menschen. Inzwischen jedoch möchte der Staat diese mit "Hochdruckreinigern wegspülen". Die aus der Zeit des Algerienkriegs stammenden Notstandsgesetze (état d'urgence) werden nun nicht mehr in den ehemaligen Kolonien, sondern in Zonen rund um die französischen Zuwanderermetropolen in Kraft gesetzt. Ein Streitgespräch von Bourdieu mit Nachfahren nordafrikanischer Zugewanderten in einer Banlieue macht den (alten) Konflikt deutlich.


Das Programm wird unterstützt durch: Präsidialdepartement der Stadt Zürich / Bundesamt für Kultur, Bern / Fondation Nestlé pour l'art / Ernst Göhner Stiftung, Zug / Migros Kulturprozent / Zürcher Kantonalbank. Projektförderung: Ambassade de France en Suisse / Fondation Pierre Bourdieu, Genève / Swedish Institute / IASPIS - International Artists Studio Programme in Sweden


Ausstellungsdauer 25.2. - 7.5.2006

Öffnungszeiten Mi/Fr 14 - 17 Uhr, Do 14 - 21 Uhr,
Sa/So 14 - 20 Uhr


Shedhalle
Rote Fabrik
Seestrasse 395
8038 Zürich
Telefon +41 (0)44 481 59 50
Fax +41 (0)44 481 59 51
Email info@shedhalle.ch

www.shedhalle.ch





for example TEU: 8 feet x 20 feet
Part Two of the Thematic Project Series "Colonialism without Colonies? Relations between Tourism, Neo-Colonialism and Migration"


Projects by: Dario Azzellini and Oliver Ressler, Donna Conlon, Minerva Cuevas, San Keller, Christian Mayer / Yves Mettler / Marion Ronca, Jesper Nordahl, Philippe Rekacewicz, Sofie Thorsen, Dan Wilkinson


Interviews: Reto Aschwanden in conversation with Hans Fässler ("Reise in schwarz-weiss: Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei", Zurich: Rotpunktverlag, 2005), Reto Aschwanden in conversation with Pia Hollenstein (National Councillor /Green Party St. Gallen), Jochen Becker in conversation with Guy Thomas (Archivist of Basler Mission / mission 21) and Beat von Wartburg (Manager of the Christoph Merian publishing house / Christoph Merian Foundation), Ina Boesch in conversation with Gesine Krüger (Historian / University Zurich): "Schwarze Geschäfte und die Schweiz", DRS 2, broadcast "Reflexe", Bianca Miglioretto in conversation with Noel Alemania (vice-president of the Filipro-Employees UFE-KMU, union of the protesting Nestlé-workers at the Philippines), Bianca Miglioretto in conversation with Carina Castillo (National Coalition for the Protection of Workers Rights, Southern Tagalog, Philippines)


In Dialogue with

Jochen Becker/metroZones
Bourdieu in Algeria, Bourdieu in the Banlieue. A Commentary on "Pierre Bourdieu: In Algeria." From/To Europe, part 2.

Pierre Bourdieu: In Algeria. Testimonies of Uprooting. An exhibition by Camera Austria, Graz / Christine Frisinghelli and the Fondation Pierre Bourdieu, Genève / Franz Schultheis.


We are pleased to invite you to our second exhibition, "for example, TEU: 8 feet x 20 feet", of the thematic project serie "Colonialism without Colonies? Relationships between Tourism, Neocolonialism, and Migration". This exhibition is concerned with neocolonial economic structures and continuities of colonial relationships.


ISO-Containers have a width of eight feet (2.44 meters) and a length of 20 feet (6.06 meters). From that the abbreviation TEU (Twenty-feet Equivalent Unit) is derived. This standardization has been chosen so that containers can be transported by trucks, railroad or ship. The trade in raw materials played an eminently important role in colonial politics and economics. The present post-colonial and neo-colonial society is based on a balance of power and knowledge and requires a number of colonial practices. Hence today it is no longer just raw materials that continue to influence political and economic decisions but also the unequal conditions of mobility and communication that support neo-colonial dependencies.


Current neo-colonial situations are characterized by a gradient of power in which direct political dependency is replaced by a perpetuation of economic dependency. Multinational corporations and the governments of countries that support them strive to control markets in resources, finances, and goods in poorer countries. In a continuation of colonialism, these countries are used as a reservoir of cheap labor and raw materials, often without making any contribution to a diversified economic and social structure. Countries like Switzerland, which never had colonies, are still tied into these (neo)colonial relationships of power and exchange. Currently they take form in the worldwide privatization of drinking water or the role of the Swiss chemical industry in the trade of pharmaceutical and agrochemical products. Even projects for developmental aid turn out to be conflict-ridden and paradoxical ventures that produce relationships of economic dependence in a globalized world economy although they seek to decolonize.


The project is structured in three modules: research and projects by contemporary artists; the second part of "From/To Europe", showing the rediscovered photographs "Pierre Bourdieu: In Algeria". Testimonies of Uprooting and inviting to discuss them, further audio stations with conversations on Switzerland's position to its own (neo)colonial involvements.


"Bourdieu in Algeria, Bourdieu in the Banlieue" is the second part of the project series "From/To Europe", developed by Jochen Becker/metroZones. This time the focus is on a photographic exhibition organized by Camera Austria and the Fondation Pierre Bourdieu: "Pierre Bourdieu: In Algeria". Testimonies of Uprooting, supplemented by comments on (post)colonial conditions. The French sociologist Bourdieu was stationed in Algeria as a young colonial soldier. His (research) photographs trace the colonial power's policy of expulsion: villages and local agriculture were destroyed and those unemployed as a result were driven into Algerian cities. The leap over the Mediterranean into France's factory provided work for many North African immigrants. Many of them were housed in shanties at the edge of French cities. In this respect, the large housing developments (banlieues) that were constructed were a blessing for the immigrants.


Today almost 19 million people live in such developments. Now the state wants to "clean them out with high-pressure water blasters". The emergency legislation (état d'urgence) dating from the Algerian war is no longer employed in the former colonies but in zones around the metropolises of immigrants in France. A debate between Bourdieu and descendents of North African immigrants in a banlieue makes the (old) conflict clear.


Exhibtion February 25 - May 7, 2006

Opening hours Wed/Fri 2 - 5 pm, Thu 2 - 9 pm,
Sat/Sun 2 - 8 pm