© Andrea Crosa

Andrea Crosa: TsunamiRichmond, 2003
Acryl auf Leinwand auf Holz, je ca. 30 x 50 cm


Andrea Crosa - Dominik Stauch
architetture


Andrea Crosa (It) und Dominik Stauch (CH) arbeiten beide in zahlreichen Medien. Häufig geht es dabei thematisch um die Umsetzung architektonisch-geometrischer Räume zu künstlerischen Konzeptionen, so auch in der aktuellen Ausstellung in der Galerie Bernhard Bischoff.


Crosa "errichtet" umfangreiche Stadtlandschaften aus gemalten Einzelkomponenten. Die minutiös gefertigten Hausstrukturen wirken objekthaft und werden im Kollektiv zu Wand füllenden Installationen. Dazu kommen Interieurs, ebenfalls aus Einzelteilen bestehende Möbelanordnungen - sie sind die Innensicht der Häuser. "TsunamiRichmond" ist eine kritische Hinterfragung eines Idylls vor der Zerstörung. Die kanadische Stadt Richmond liegt genau auf dem Andreasgraben. Ein gewaltiges Erdbeben könnte die Gegend jederzeit zerstören, ein Tsunami, eine durch ein Erdbeben ausgelöste Riesenwelle, würde die ganze Region wortwörtlich wegspülen. Trotz des Bewusstseins um die zerstörerische Kraft, weiten Menschen ihren Lebensraum in Gefahrengegenden aus - kein Wunder werden diese Orte ständig von Naturkatastrophen heimgesucht. Crosa zeigt die in zurückhaltenden Farben gemalte Postkartenidylle in parallelperspektivischer Ansicht. Blau leuchten die Swimmingpools, die Fensterscheiben sind blitzblank geputzt - alles scheint in bester Ordnung, wäre da nicht das unsichtbare Damoklesschwert, das ständig über der vermeintlichen "Idealstadt" schwebt. Die Häuser erinnern an Hollywood-Villen, an den Traum unbegrenzter Möglichkeiten. Nur wird dieser Traum immer wieder von der "unerbittlichen" Natur durchkreuzt.


© Dominik Stauch

Dominik Stauch: Rooms, 2003
Öl hinter Glas, 65 x 85 cm


Bei Stauch suggerieren einfache geometrische Formen Räumlichkeit. Seine Serie von Hinterglasmalereien, "Rooms", zeigt dies exemplarisch auf. Zwei paralleloide Ebenen vermitteln den Eindruck, dass sich ein Raum gegen vorne oder hinten öffnet, oder dass eine Art Durchgang zwischen den Ebenen entsteht. Man hat das Gefühl, sich im gemalten Raum zu verlieren, beginnt einzutauchen in eine dreidimensionale Welt, die sich doch eigentlich so klar flach vor uns ausbreitet. Die gewählten, oftmals ungewohnten Farben unterstützen das Verwirrspiel zusätzlich, "Trompe-l'oeil"-Architektur in ihrer minimalistischsten Ausprägung.


"Fall Back" ist der Titel seiner neusten Dreikanal-Videoarbeit. Zum selbst komponierten und auf der elektrischen Gitarre eingespielten Sound, einem Mix aus, wie er selbst sagt, "einfältigen" Rockharmonien, bewegen sich rhythmisch drei Typen von Farbfeldern. Farbige Streifen überlagern sich, kreieren so neue Farben und Formen. Die zweite Projektion arbeitet mit den gleichen Farben, nur handelt es sich bei den Farbfeldern nun um Rechtecke gleich grosser Fläche, deren Seitenlängen jedoch je nach Lage im virtuellen Raum verändert sind. Die letzte Projektion lässt farbige Wände kreisen. Die BetrachterInnen verlieren in der Installation das Raumgefühl und scheinen förmlich in einem virtuellen Kosmos zu schweben - der magische Sound unterstützt diese Wahrnehmung zusätzlich.


Im Grunde genommen sind beide Künstler in erster Linie Maler. Sie haben aber die klassische Leinwand zurückgelassen, um sich neuen Formen von Malerei zuzuwenden. "architetture" ist eine Ausstellung, die aufzeigt, wie zwei Künstler des 21. Jahrhunderts Architektur in künstlerische Konzepte einbeziehen.


(Bernhard Bischoff)


Ausstellungsdauer: 17.1. - 28.2.2004
Öffnungszeiten: Mi-Fr 14 - 18 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr


Galerie Bernhard Bischoff
Hofstettenstrasse 6
CH-3600 Thun
Telefon 033 221 75 05
Fax 033 221 75 06
E-Mail mail@bernhardbischoff.ch

www.bernhardbischoff.ch


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