© Samuel Fosso

Samuel Fosso: aus der Serie "Mémoire d'un ami", 2000
Courtesy: jm.patras for T&S


Africa Screams
Das Böse in Kino, Kunst und Kult


Jane Alexander, Fernando Alvim, Willie Bester, Conrad Botes, Candice Breitz, Sokari Douglas Camp, Cheri Cherin, Samuel Fosso, El Loko, Abu Bockari Mansaray, Kofi Setordji, Twins Seven Seven, Pascale Marthine Tayou, Dominique Zinkpé


"Africa Screams" unternimmt einen Streifzug durch die alten und neuen Mythologien Afrikas, auf den Spuren des Bösen und des Ekels, des Hässlichen und der Angst, die sich seit dem Siegeszug der Videotechnologie in immer fantastischeren Bildern und Erzählungen Bahn brechen und damit auch die Schattenseite der Moderne in den Blick nehmen: die Expansion der okkulten Ökonomien, den Neokannibalismus, das Hexerei- und Zombiewesen.


Das Afrikabild ist gegenwärtig von zwei Diskursen geprägt, die sich als erstaunlich resistent gegen einander erweisen. Der eine speist sich aus der selektiven Aufmerksamkeit der Medien und liefert uns die hinlänglich bekannten Katastrophenbilder der postkolonialen Kriege, des Staatenzerfalls, der Korruption, der Armut und der Krankheit: Afrika der Krisenkontinent, Inbegriff der Alterität, Alptraum aller Entwicklungsplaner. Der andere rückt die Kreativität des riesigen Kontinents in den Mittelpunkt, seine Flexibilität und Überlebensstrategien, seine Musik, seine Kultur und seine Kunst, neben der alten zunehmend auch die moderne und zeitgenössische Kunst. Ausstellungen wie die "Magiciens de la terre" in Paris (1989), die Biennalen von Johannesburg und Dakar, und nicht zuletzt die Documenta 11 (2002) haben unser Bewusstsein dafür geschärft, dass es gerade in Afrika überaus spannende zeitgenössische Kunstszenen und Kunstentwicklungen gibt. "Africa Screams" versucht diese Lücke ein Stück weit zu schliessen und erste Eckpunkte für eine Kunst- und Kulturgeschichte des Bösen und des Schreckens für Afrika zu skizzieren.


Gäbe es das Böse nicht, man müsste es wahrscheinlich erfinden, denn keine Moral liesse sich ohne den Bezug zu einem - wie auch immer gearteten - "Anderen des Guten" etablieren. Insofern gehört das Böse zum Guten wie das Hässliche zum Schönen und das Fremde zum Eigenen. Ihre Bilder konstituieren sich immer schon in Opposition zum jeweils Anderen und ihre Inszenierung ist Teil der Dramaturgie einer jeden Kultur. Das Böse und das Gute sind ebenso unzertrennlich wie unversöhnlich, und ihre Ausprägungen bleiben aufeinander angewiesen. Horror als Subgenre der grossen Erzählungen über das Böse hat keine klar definierbaren Grenzen, und doch zieht sich die Schreckensproduktion geradezu leitmotivisch durch die verschiedensten Kulturen und Epochen: von den einen als Tabubruch gefeiert - von den anderen als Quelle zivilisatorischer Entgleisungen argwöhnisch beäugt. Das Thema des Bösen ist riesig. Es wurde über Jahrhunderte diskutiert, verhandelt und ausgelegt - von Theologen, Philosophen, Politikern, Erzählern und Künstlern - in Afrika wie anderswo in der Welt.


"Africa Screams", eine Koproduktion mit dem Iwalewa-Kunsthalle Wien stehen die zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucksformen, die sich vor diesem Hintergrund entfalten und um diese Inhalte kreisen.


Kuratoren: Thomas Miessgang, Tobias Wendl


Zur Ausstellung erscheint ein 288-seitiger Katalog mit 50-seitigem Farbtafelteil und zahlreichen SW-Abbildungen im Peter Hammer-Verlag, Wuppertal.


Ausstellungsdauer: 5.11.2004 - 30.1.2005
Oeffnungszeiten: täglich 10 - 19 Uhr, Do 10 - 22 Uhr


Kunsthalle Wien
Museumsplatz 1
A-1070 Wien
Telefon +43 1 52189 1201
Fax +43 1 52189 1217
E-Mail: office@kunsthallewien.at

www.kunsthallewien.at


zum Seitenanfang