© Ana Strika

Fünf Seiten Tief, 2007
Installation / 5 Papierschnitte à 240 x 300 cm,
1 Theaterlicht, 1 Discokugelmotor, 2 Spiegel à 15 x 15 cm / 2 CD-Player


Ana Strika


Am 22. Februar 2008 eröffnet das Substitut die erste Einzelausstellung der Zürcher Künstlerin Ana Strika in Berlin.


"Papier und eine Lichtquelle reichen ihr. Damit schafft Ana Strika Erfahrungsräume, in denen man sich verlieren kann. Einen Traum festnageln, kann man das? Natürlich nicht. Zu flüchtig und zu fragmentiert, vor allem aber zu unfassbar in ihrer überwältigenden Bildhaftigkeit, Totalität und Verworrenheit sind solche gedanklichen Prozesse. Und doch erlangen sie eine dem persönlichen Erleben nahe, labile Präsenz in den Arbeiten von Ana Strika: als zarte Schattengebilde, die leise über die Wand ziehen, sich vor dem Auge zu immer neuen Bildsequenzen überlagern und dabei jene starke Suggestivkraft entwickeln, wie wir sie von unseren eigenen nächtlichen Kopfreisen her kennen. Es sind Träume, die mit offenen Augen gesehen werden können." schreibt Sascha Renner im "Züritipp" (Ausgabe vom 23.1.2008).


Tatsächlich sind Träume oft Ausgangspunkte für die Zürcher Künstlerin Ana Strika. Die Geschichten der Nacht können im Wachzustand nur schwer durch Worte beschrieben werden. Ein Traum wird erst durch die Nacherzählung zur Geschichte oder vielmehr zu einzelnen erzählerischen Sequenzen, einem Gemisch aus der verwirrten Wahrnehmung der Nacht und des wachen Geistes des Tages. Die Traumbilder blitzen dabei vielleicht noch kurz Déjà-Vu-ähnlich auf, bevor sie sich ins Archiv der Millionen Eindrücke reihen.


Strikas Scherenschnitte sind als dreidimensionale Objekte im Raum in Ruhe betrachtbar. Durch Drehlichter werden die herausgeschnittenen Bilder in den Raum projiziert und vervielfachen und vermischen sich auf den Wänden. Die Schattenwürfe verbildlichen das Platonsche Höhlengleichnis und werfen die grundlegende Frage der Wahrnehmung der Realität und deren Abbildung an die Wand. Andererseits vermitteln die Schattenspiele auch ein Gefühl von fast kindlicher Geborgenheit, könnten die Bilder doch auch Sterne oder Schafe sein, die das kleine Drehlicht auf dem Nachttischchen durchs Zimmer huschen lässt.


Manche der grossformatigen Scherenschnitte drehen sich ähnlich wie Drehtüren im Raum. Eine Drehtür oder ein "Drehort" wie Strika sagt, ist der Übergäng von einer Geschichte zur anderen. Sprichwörtlich wie im Traum, sitzt man in einer Moskauer Bibliothek, um ohne Übergang plötzlich "mit Curt Cobain in Einsiedeln Kaffe zu trinken" (Strika). In Strikas Arbeiten blitzen diese Momente auf, manchmal schemenhaft, manchmal gestochen scharf, manchmal isoliert, manchmal überlagert und gleichzeitig; ein Triumph der nicht-linearen Erzählung über die Zeitzwänge einer Gesellschaft; ein surreales Zusammentreffen von Dingen, Erlebtem, Gedachtem, Gefühltem; "(...) Wahrnehmungsbruchstücke, die in einem ungewohnten Zusammenhang erscheinen und damit dem Schönheitsbegriff der Surrealisten (der 'zufälligen Begegnung zwischen einem Regenschirm und einer Nähmaschine auf einem Seziertisch') alle Ehre machen" - um mit Sascha Renner zu schliessen.


Urs Küenzi


Ausstellungsdauer 22.2. - 29.3.2008

Oeffnungszeiten Mi/Do 16 - 19 Uhr, Fr 16 - 21 Uhr,
Sa 14 - 18 Uhr


Substitut - Raum für aktuelle Kunst aus der Schweiz
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Substitut - Raum für aktuelle Kunst aus der Schweiz
Auf der Basis eines nicht profitorientierten Ausstellungsraumes werden Künstler/innen aus der Schweiz in Berlin gezeigt und vernetzt. Längerfristig soll der gegenseitige Austausch Schweiz-Berlin und umgekehrt gefördert werden. Substitut spielt im Namen auf Institut sowie Subkultur oder gar Subversion an. Der Name drückt aus, dass es sich nicht um einen reinen Off-Space oder eine reine Institution handelt, sondern um eine Mischung. Substitut im Sinne von Ersatz kann zudem auch kritisch auf die Rolle der Kunst in der Gesellschaft bezogen werden und ist zugleich eine künstlerische Arbeitsweise. Substitut ist ein Projekt von Urs Küenzi (Kunsttheoretiker und freier Kurator, Zürich. Gründer des White Space in Zürich, www.whitespace.ch).