© Annelise  Coste

M, 2005
airbrush, 95 x 130 cm


Annelise Coste


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rosa und schwarz
gespräch mit annelise coste (7. august 2005)


annelise, du schreibst gedichte. immer schon?
das reizt mich vor allem seit einer gewissen zeit. die wörter waren aber schon immer da.


was bedeutet dir die arbeit mit der sprache, gegenüber der zeichnung?
ich würde fast sagen, es ist dasselbe. vielleicht ist es - das tönt jetzt ein wenig esoterisch - eine frage der energie. schreiben ist eher eine kopfarbeit. man sitzt am tisch, das ist nicht sehr körperlich. wenn ich zeichne, ist da das geräusch des stiftes, und ich bewege mich, vor allem bei grossen arbeiten. aber sonst ist der unterschied nicht sehr gross. es ist immer ein hin und her zwischen schreiben und zeichnen. zwischen den beiden tätigkeiten besteht eine resonanz.


das gedicht ist im allgemeinen eine eher kurze, dichte form. das A4 papier, das du für deine zeichnungen verwendest, ist auch begrenzt. suchst du die kurze form?
es gibt eine tendenz zum längeren text. aber es stimmt, ich habe mit sehr kurzen gedichten begonnen. die erste gedichtsammlung, "passé-présent-futur", war dem haiku sehr nah. ganz kurze texte. "im gonna", die letzte sache, die ich gemacht habe, geht nun langsam in richtung erzählung. dazwischen gab es noch "poemland", das ich in glarus verwendet habe. das waren eher textabschnitte, paragraphen.


kannst du etwas über "im gonna" sagen?
da ist eine sie. ein mädchen oder eine frau. sie streift umher, bleibt irgendwo stehen, vertieft sich. ähnlich wie beim zeichnen. oder sie explodiert. und dann geht sie neben einem weissen pferd... das weisse pferd spricht ausserdem...


man hat dir auch schon eine rosa und eine schwarze seite zugeschrieben. das muss das rosa sein...
genau. rosa und schwarz. auch wenn ich arbeite. an einem tag möchte ich ganz genau sein und eher kleine, feine sachen machen. am nächsten tag will ich mich bewegen. dann hat es überall flecken, die farbe tropft herab. es ist immer ein hin und her zwischen zwei gegenüberliegenden polen. dabei geht es weniger um widersprüche, als um gegensätzliche bewegungen. das mädchen in "im gonna" ist ganz rein, es trinkt wasser aus einem bach, es isst himbeeren. dem gegenüber stehen dann philosophische oder sozioökonomische überlegungen. das ist es, was mir gefällt: gegensätze aufeinandertreffen lassen. (...)


bei deinen airbrush arbeiten habe ich den eindruck, dass es eine visuelle seite gibt, dass aber auch der klang der worte wichtig ist. sie fallen auseinander, setzen sich neu zusammen.
ja. manchmal nehme ich die wand nur mit den augen wahr. aber du kannst auch zu lesen beginnen, dann ist der gehörsinn miteinbezogen und das, was die worte hervorrufen, die bedeutung. es gefällt mir, in verschiedenen dimensionen und auf mehreren ebenen zu arbeiten, so dass man auf eine arbeit zugehen kann, wie man will. wenn du nicht willst, musst du nichts lesen. die worte können form bleiben, strich oder linie, voll oder leer.


ändert sich für dich etwas wenn du ein gedicht auf einem blatt publizierst oder wenn du es auf eine scheibe oder eine wand schreibst?
das A4 blatt ist für mich schon ein raum. das heisst, ich könnte immer davon ausgehen, dass das gedicht im raum steht. danach geht es hauptsächlich um grössenverhältnisse. (...)


es gibt viele verweise auf die literatur in deinen arbeiten. namen, adrienne, sylvie, aurélia, "la fugitive", "le rouge et le noir", "madame bovary". was für einen bezug hast du zur literatur? hast du eine vorliebe für das 19. jahrhundert?
sieht ganz so aus. vielleicht ziehen mich die klassischen texte an. meine letzte romanlektüre war alexandre dumas. (...) der abenteuerroman berührt mich irgendwie. ich habe mich auch an zeitgenössischer französischer literatur versucht, aber vieles hat mich enttäuscht, fast abgestossen. die beschreibung einer gewissen banalität des alltags langweilt mich, obwohl ähnliches bei murakami auch vorkommt. murakami bewegt sich aber immer zwischen dem alltäglichen und dem fantastischen. es ist eher das drama im stil der lokalnachrichten, das mich langweilt. da ziehe ich die ohnmachtsanfälle von madame bovary vor...


du hast einmal gesagt, madame bovary sei dein lieblingsbuch. der name erscheint auch auf einer deiner airbrush arbeiten.
ja. da spiele ich mit madame und mad. ich mag es, wenn wahnsinn beschrieben wird. wenn sich jemand verliert, im namen eines gefühls, einer idee oder einer person. das geschieht auch bei dumas, bei den drei musketieren. sie verlieren sich, jeder im rahmen seines charakters und seiner ambitionen. unsere verletzbarkeit berührt mich. und ich mag auch, dass beschrieben wird, wenn sie etwas absondern. sie bluten, sie machen pipi, sie kacken, wasser läuft ihnen aus der nase, sie fallen in ohnmacht, sie machen liebe. das gefällt mir.


wenn der körper präsent ist im text...
wegen etwas mentalem. etwas geht dir so nah, freude oder schmerz, dass dein körper durcheinander gerät. (...)


es scheint, du magst dicke bücher, in denen der autor, der künstler ein ganzes universum kreiert.
vielleicht geht es da um den wunsch nach gesamtheit. ja, ich bin ein wenig auf dicke bücher aus, auf familiensagas, das stimmt. im roman gefällt mir eine gewisse globalität.


der dicke roman steht etwas im gegensatz zu deinen arbeiten. du sagtest vorhin, dass du dem weiss, der leere gern platz lässt.
manchmal am morgen sage ich mir, so, jetzt mache ich kunst. jetzt überlege ich, konstruiere etwas, jetzt arbeite ich über längere zeit etwas aus. aber ich sehe gern sofort, was entstanden ist. über diese einstellung zur welt wage ich bis jetzt nicht hinauszugehen. ich hätte das gefühl, meine sicht zu sehr aufzudrängen. und dann gibt es auch noch fragen in bezug auf den werkstoff. ich will nicht zu viele materialien benutzen oder von einem grossen team abhängig sein. ich bin sicher, es ist sehr schön, ein grosses projekt über ein jahr hinweg zu realisieren. aber bis jetzt muss es bei mir schnell gehen.


es gibt gewisse worte, die öfter mal in deinen arbeiten auftauchen. merde, police, das NON. was bedeuten diese worte für dich? sie sind ja zum teil recht klischeebeladen.
auch hier gibt es ein hin und her. zum einen zeitpunkt glaube ich daran und würde alles am liebsten mit rosenwasser festhalten. ich bade in der welt, und alles ist schön und gut, es sind bäume da, es regnet und der regen ist wasser... das weisse pferd ist auch da... und dann, am nächsten tag, ist es gar nicht schön, alles ist scheisse, alles ist falsch. police, das ist nicht unbedingt der mann in uniform, oder nicht nur. es geht dabei auch um hierarchie, repression, die doxa von barthes. um unterdrückung.


die sprache ist auch ein system. welche einstellung hast du diesem system gegenüber?
ich schreibe irgendwohin. und ich lasse fehler, wenn ich will. die wand zum beispiel hat weder einen anfang noch ein ende noch eine mitte. das ist schön im vergleich zum begrenzten raum. auf der wand treiben die worte, die zeichnung.


in deinen neusten arbeiten, die du mit kalligraphie vergleichst, scheinst du dich hingegen im dialog mit den grenzen des papiers zu befinden. und mit dem papier.
tatsächlich, ja. ich habe die technik gewechselt: dicker pinsel, chinatusche und glanzpapier. und ich versuche, die zeichnungsschrift oder die schriftzeichnung in den papierraum eintreten zu lassen. wie du gesagt hast, es ähnelt ein wenig der chinesischen kalligraphie, die, glaube ich, ein gleichgewicht sucht.


"passé-présent-futur" entstand 2003, "poemland" 2004, "im gonna" 2005
Fragen und Uebersetzung: Mirja Lanz


Ausstellungsdauer: 24.8. - 8.10.2005
Oeffnungszeiten: Mi-Fr 14 - 19 Uhr, Sa 12 - 17 Uhr
und nach Verabredung


Galleria Laurin
Josefstrasse 151
8005 Zürich
Telefon +41 (0)43 366 86 62
Email info@gallerialaurin.ch

www.gallerialaurin.ch




Annelise Coste


le rose et le noir
entretien avec annelise coste (7 août 2005)


annelise, tu écris des poèmes. c'est depuis toujours?
la poésie me titille depuis un certain temps. mais les mots, ils étaient toujours là.


qu'est-ce que c'est pour toi, ce travail avec la langue, par rapport aux dessins?
je dirais presque que c'est pareil. c'est peut-être - je vais parler un peu ésotérique - une question d'énergie. quand j'écris, c'est plutôt une activité cérébrale. on est à la table, ce n'est pas physique. quand je dessine, il y a le bruit du crayon et je bouge, surtout quand c'est plus grand. mais sinon, c'est assez similaire. il y a toujours un va et vient entre écriture et dessin. les deux choses se font écho pour moi.


le poème, c'est en général une forme assez brève, condensée. le papier A4 que tu utilises pour tes dessins est aussi limité. est-ce que tu cherches la forme brève?
il y a une tendance au plus gros paragraphe, parce que c'est vrai, j'ai commencé la poésie très petite. les poèmes du premier recueil, "présent-passé-futur", ressemblaient au haïku. ils étaient très, très courts. maintenant, le texte que j'ai fait dernièrement, "im gonna", c'est comme un début de narration. et entre les deux, il y a "poemland" que j'ai utilisé souvent à glarus. ce sont des paragraphes


est-ce que tu peux dire quelque chose sur "im gonna?"
il y a une elle, une fille ou une femme. elle divague, elle s'arrête, elle approfondit. un peu comme le mouvement du dessin. ou elle explose. et puis elle marche à côté d'un cheval blanc... le cheval parle en plus...


on t'a attribué un côté rose et un côté noir. ça doit être le rose...
c'est ça. le rose et le noir. aussi quand je travaille. un jour, je veux absolument maîtriser le trait, aller dans les choses plutôt fines. puis le lendemain, je veux du physique. alors il y a des taches partout, ça dégouline. il me semble que c'est toujours un va et vient entre les pôles extrêmes. ce n'est pas contradictoire, ce sont plutôt des mouvements contraires. dans im gonna, il y a cette jeune fille qui boit l'eau du ruisseau, qui est très pure, qui mange des framboises. et puis, en contrepoids, il y a des réflexions qui se veulent philosophiques, même socioéconomiques. c'est ce qui me plaît bien, de juxtaposer deux choses contraires. (...)


j'ai l'impression que dans tes travaux avec airbrush, il y a un côté visuel mais aussi une dimension sonore. les mots se décomposent et se recomposent à ces deux niveaux.
oui, parfois je ne perçois le mur qu'avec le sens de la vue. mais tu peux aussi commencer à lire et tu as le sens de l'ouïe et ce que les mots évoquent, la signification. il me plaît de donner plusieurs dimensions et plusieurs niveaux, de sorte qu'on puisse entrer comme on veut dans un travail. si tu ne veux rien lire tu ne dois pas le lire. les mots ne peuvent rester que forme, trait ou ligne, plein ou vide.


est-ce que c'est différent pour toi de publier un poème sur une page ou de l'appliquer sur une vitre ou sur un mur?
disons que pour moi, la feuille A4 est déjà un espace. c'est-à-dire, je pourrais toujours considérer que le poème est dans l'espace. après, c'est des rapports de taille. (...)


je me suis rendue compte qu'il y a plein de renvois à la littérature dans tes travaux. des noms, adrienne, sylvie, aurélia, "la fugitive", "le rouge et le noir", "madame bovary". quelle est ta relation à la littérature? est-ce que tu as un penchant pour le XIXe siècle?
on dirait que oui. il y a peut-être une attirance pour les belles lettres, les textes classiques. mes dernières lectures de roman, c'était alexandre dumas. (...) le roman d'aventures me touche assez. j'ai essayé aussi de me donner un peu à la littérature française contemporaine mais j'ai eu beaucoup de déception, presque du dégoût. la description d'une certaine banalité du quotidien m'ennuie, même si par exemple murakami le fait. mais là, c'est toujours entre le quotidien et le merveilleux. c'est le drame fait divers qui m'ennuie. je préfère les évanouissements de madame bovary ...


tu as dit une fois que "madame bovary", c'était ton livre préféré. le nom apparaît aussi dans un de tes travaux.
oui. il y a un jeu entre madame et mad. j'aime les descriptions de folie, quand on se perd au nom d'un sentiment, d'une idée ou de quelqu'un. c'est aussi le cas pour dumas, pour les trois mousquetaires. ils se perdent tous, chacun dans son caractère et ses ambitions. notre vulnérabilité me touche. j'aime aussi qu'ils sécrètent beaucoup. ils saignent, ils font pipi, ils font caca, ils perdent l'eau du nez, ils transpirent, ils s'évanouissent, ils font l'amour. ces descriptions-là me plaisent.


quand il y a une certaine présence du physique dans le texte...
... à cause du mental. tu es tellement touché mentalement, soit d'une joie, soit d'une peine, que ton corps se défait. (...)


il paraît que tu aimes les gros livres, où l'auteur, l'artiste crée tout un univers.
ce sont peut-être des désirs de totalité. je vais un peu pour les gros livres, les sagas, c'est vrai. dans le roman, une certaine globalité me plaît.


le gros roman contraste avec tes travaux. tu disais tout à l'heure que tu aimes laisser de l'espace au blanc, au vide.
il y a des matins où je me dis, bon, maintenant, je vais faire de l'art. je vais réfléchir, je vais construire, je vais faire quelque chose de plus élaboré qui prend plus de temps. mais j'aime beaucoup voir tout de suite ce qui est venu. c'est un rapport au monde que je n'ose pas franchir jusqu'à présent. je me sentirais m'imposer trop. et puis, il y a aussi des problèmes par rapport à la matière. je ne veux pas utiliser trop de matériaux, je ne veux pas être dépendante d'une équipe, d'une technique. je suis sûre que c'est très beau de faire un projet d'un an, mais jusqu'à présent, ça doit aller vite.


il y a certains mots qui reviennent souvent dans tes travaux. merde, police, le NON. qu'est ce que ces mots signifient pour toi? ce sont quand-même des mots assez chargés de clichés.
là aussi, je vais parler du va et vient. à un moment donné, j'y crois et je voudrais fixer les choses à l'eau de rose. je me baigne dans le monde, c'est beau, c'est bien, il y a les arbres, il pleut et c'est de l'eau... il y a le cheval blanc... et puis, le jour d'après, c'est pas beau, ça fait chier, il faut envoyer tout chier. la police, ce n'est par forcément l'homme en uniforme, ou pas seulement. mais aussi l'hiérarchie, la répression, la doxa de barthes. c'est l'étouffement.


la langue est aussi un système. quelle est ton attitude vis-à-vis de ce système.
j'écris n'importe où. et puis je laisse les fautes, si je veux. le mur par exemple a ni de début, ni de fin, ni de centre. c'est beau par rapport à l'espace plus restreint, par rapport à la page. sur le mur, le dessin, les mots flottent


par contre, dans tes travaux les plus récents que tu compares à la calligraphie, tu sembles être en dialogue avec les limites du papier, et avec le papier.
en effet, oui. j'ai changé de technique: pinceau épais, encre de chine noire sur papier glacé. et c'est vrai, je tente de faire rentrer l'écriture-dessin, le dessin-écriture dans l'espace-papier. un peu comme tu mentionnais, la calligraphie chinoise qui, je pense, cherche les équilibres.


"passé-présent-futur" date de 2003, "poemland" de 2004, "im gonna" de 2005
Questions: Mirja Lanz


Exposition: 24.8. - 8.10.2005