![]() © Angelblood Anti Pure Angelblood, Bruno Peinado, Frédéric Post, Saskia Olde Wolbers Click for English text In Zeiten politischer und wirtschaftlicher Instabilität werden in erhöhtem Masse konservative Interpretationsmuster produziert. Die Welt wird in simplen Bildern neu gegliedert. Ein erhöhter Bedarf an Konstrukten von Linearität und Einheit ist zu verzeichnen auch in der Kunst. Anti Pure widersetzt sich bewusst dieser Tendenz und bietet als Alternative Weltbilder an, die komplex und vieldeutig einen Platz für sich beanspruchen. Anti Pure verzichtet bewusst auf eine Ordnung und akzeptiert die Vielheit heutigen Lebens und Erlebens. Der französische Künstler Bruno Peinado etwa sagt von seiner Kunstpraxis: "Meine Logik ist die der Vermischung, die Welt ist ein Zusammenstossen von Bildern. Mein Vorsatz ist, die Reinheit zu zerstören". Anti Pure hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In bewusst subjektiv gewählten Positionen werden Aspekte möglicher Vermischungen präsentiert. Angelblood Die in New York lebende Girlsgroup Angelblood (Rita Ackerman, Jess Holzworth und Lizzi Bougatsos) ist zugleich Band und künstlerisches Kollektiv. Als "Union von auserwählten Seelen in einer Kirche des Chaos" bezeichnen sie ihre Performances. Die Musikaufnahmen von Angelblood werden durch eine reiche Bildproduktion ergänzt. In unzähligen Collages evoziert Angelblood ein bohèmehaftes Leben zwischen Unabhängigkeit und schierer Verzweiflung. ![]() © Bruno Peinado Bruno Peinado Der französische Künstler Bruno Peinado benutzt eine Vielzahl von Zeichen und Objekten aus der Alltagskultur. Er ist einer der zahlreichen Künstler der Gegenwart mit multi-ethnischem und multi-nationalem Background. Er assimiliert Ästhetik, Ikone und Inhalte verschiedener Lebensorte mit westlicher Pop-Kultur. Daraus resultiert eine hybride Bildwelt als Neuerfindung von Bestehendem. Peinado lädt Symbole neu, mischt sie auf, und zerstört dabei ihre Reinheit. ![]() © Frédéric Post Frédéric Post Der Schweizer Künstler Frédéric Post ist ein Erfinder. Miracol heisst der Weissleim mit dem er ab Vinyloriginal seine Schallplatten giesst. Ein Abguss, analoger Kopiervorgang, ein Stück gefilterte Musik Marke Eigenbau, Rückwärts gespielt und mit verschiedensten Nebengeräuschen versehen, verwischen sich die bekannten Melodien in skurril verlangsamter und melancholischer Weise. In einem weiteren Werkkomplex organisiert Post fiktive Parties an nicht-existierenden Orten und bewirbt diese Aktionen mit öffentlichen Plakaten. Die Party verdichtet sich zum unerreichbaren Ort der Sehnsucht, zur Projektion, die sich nie erfüllt. Für Anti Pure hat er ein neues Musikprogramm entwickelt; der Laptop wird zum Synthesizer. ![]() © Saskia Olde Wolbers Saskia Olde Wolbers Die holländische Künstlerin Saskia Olde Wolbers entwirft in ihren Videos menschliche Dramen, inspiriert aus Zeitung und Radio. Es sind zeitgenössische Parabeln, die vor den lauernden Gefahren warnen, wenn man die Realität mit der Virtualität verwechselt. Ihre Bilderfindungen sind unergründlich und erinnern an Traumsequenzen. "Placebo" handelt von der Angst vor Krankheit und Tod. Weisse Wände platzen und lösen sich in schwebenden Schlieren auf. Die von der Künstlerin im Studio gebauten und unter Wasser gefilmten Kulissen sind psychologische Räume, die bisweilen unheimlich wirken. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog: "Anti Pure", ed. Gianni Jetzer, 126 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ledergebunden, Goldschnitt, mit Texten von Francis McKee, Stefan Zweifel und Raimar Stange und künstlerischen Inserts von Bruno Peinado, Angelblood, Frédéric Post and Saskia Olde Wolbers, JRP Editions, Genf. Ausstellungsdauer: 21.6. - 24.8.2003 Öffnungszeiten: Di-Fr 14 - 18 Uhr, Sa/So 12 - 17 Uhr Kunsthalle St. Gallen Davidstrasse 40 9000 St. Gallen Telefon 071 222 10 14 Fax 071 222 12 76 E-Mail info@k9000.ch www.k9000.ch Anti Pure Angelblood, Bruno Peinado, Frédéric Post, Saskia Olde Wolbers The construction of conservative models of interpretation always increases in times of political and economic instability. Oversimplified images and representations of the world are produced. "Anti-pure" shows artistic practices that take firm positions. To be "anti-pure" is a way of life, not an attitude. To be "anti" doesn't mean feeding on the dialectics but being self-generated. Just try, even for an instant, to lift Art out of culture's "globalised" corporate soil where it is vegetating. Angelblood America has divided the world into Good and Evil. In this fundamentalist climate, strong and sharp ideas have become obsolete and uncertainty is not in demand. The band Angelblood (Lizzy Bougatsos, Rita Ackermann, Jess Holzworth) stands for the attempt to resist the ordering and classification of aesthetics, politics and tastes. The stylish women's performances are always dark and loud, but at the same time almost desperate. Bruno Peinado Bruno Peinado claims that "my culture is the creolization, the mixing; the world is a clash of images. I aim at destroying purity." Samples from rock history, but also commercial icons such as the "Imac" or a grey-only "Pantone" palette make up his artistic répértoire. Frédéric Post For Anti Pure, Frédéric Post has made a selection from his posters project, mirages, and has designed a poster especially for the exhibition. He has also created another new work for Anti Pure. His mutant laptop enables the electronic musician to use the body language of a rock star when performing live. The computer becomes an accordion and the mouse becomes a guitar pick, so that electronic musicians like the band Air can emerge from behind their turntables and knobs and dials, and move like Mick and Keith. Saskia Olde Wolbers Saskia Olde Wolbers designs her videos around stories of human dramas that she finds in newspapers or on the radio. Her works are contemporary parables that warn against the dangers lurking behind the confusion of the real and the virtual. Catalogue "Anti Pure", ed. Gianni Jetzer, 126 pages , JRP Editions, Genf. 21 June - 24 August 2003 |