© Arnis Balcus


Arnis Balcus
Myself, Friends, Lovers and Others



Arnis Balcus (*1978 in Riga) gehört zu der ersten postsowjetischen Künstlergeneration, die selbstbestimmend und bereits in einer globalen Kultur heimisch mit gleicher Intensität an der Kunstproduktion wie auch am eigenen Künstlerimage arbeitet. Schon im Alter von sechzehn Jahren an einer Museumsausstellung beteiligt, verlegte Balcus mit einundzwanzig sein erstes Katalogbuch – ein bemerkenswerter Schritt in der Vita eines "Ostkünstlers", wenn man bedenkt, wie wenig Monografisches, ja überhaupt Publikationen zur Kunst bzw. Fotografie in ehemals sozialistischen Ländern noch bis vor kurzem erschienen sind. Verständlich, dass manche ihn als einen Shooting Star der lettischen Kunstszene betrachten.


Mittlerweile hat Balcus auch in Europa und in den USA durch Ausstellungen und Beiträge in Fotomagazinen auf sich aufmerksam gemacht. In Deutschland waren seine Arbeiten im Rahmen der 2. Triennale der Fotokunst Ars Baltica zu sehen.


Seine Künstlerkariere  hat mit Selbstporträts in Schwarzweiss und Farbe begonnen. Sie reichen von tagebuchartigen Bestandsaufnahmen einzelner Gemütsbewegungen bis hin zu Körperinszenierungen mit Verkleidungen und Requisiten und brachten ihrem Autor auch schon einmal "die Nominierung" zum lettischen Dorian Gray ein.


Inzwischen hat Balcus die Wahl der Motive erweitert: er fotografiert nicht nur sich selbst – wie dem Ausstellungstitel zu entnehmen ist - sondern seine Freunde, seine Geliebten und Bekannten, ihren Lebensraum und Lebensspuren innen und aussen. Doch können auch diese Bilder als Selbstporträts bezeichnet werden. Die Gesichter, Körper, Gesten, Gespräche und Beschäftigungen der Fotografierten scheinen Balcus selbst so verwandt oder vertraut zu sein, dass sie wie ein innerer Monolog des Autors oder wie eine höchst intime Erzählung anmuten.


Dabei entsteht der Eindruck, als würde die technische Seite der Fotografie den Künstler am wenigsten kümmern. Fast glaubt man unter seinem imaginären Publikum anstelle des Leidvollen "das kann ich auch..." ein "das kann ich besser.." zu vernehmen, so rot können die Augen auf diesen Bildern leuchten. Aber Vorsicht, Balcus hat nicht nur ein Fotostudium an einer technischen Fachhochschule hinter sich, sondern auch vier Jahre Unterricht bei Andrejs Grants, dem bisher wichtigsten Lehrer für künstlerische Fotografie Lettlands nach Egons Spuris.


So erschliessen sich auch seine Arbeiten im Kontext dieser kleinen aber starken "Schule" und lassen sich mit dem Langzeitprojekt ihrer berühmtesten Vertreterin, Inta Ruka, vergleichen, die seit Jahrzehnten ihre Landsleute fotografisch dokumentiert. Arnis Balcus dagegen hat diesen Blick nicht nur geografisch erweitert, sondern auch soziologisch verlagert: er porträtiert die neue, erste Generation in Lettland, die mit H&M und MTV gross geworden ist und sich in nichts von ihren westlichen Zeitgenossen unterscheidet.


Ausstellungsdauer: 9.5. - 5.7.2003
Oeffnungszeiten: Di-Fr 14 - 18.30 Uhr, Sa 11 - 14 Uhr


Giedre Bartelt Galerie
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