© Will Stuart

Will Stuart: Franny and Zooey, 2004
Fotograf: Anuschka Blommers und Niels Schumm


Auftritt:

Oscar van den Boogaard, Steven Van Watermeulen, Corey McCorkle, Victoria Morton, Corinne Wasmuht, Will Stuart


"Auftritt" führt eine heterogene Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern zusammen, deren Werke sich zu keiner klassischen Gruppenausstellung vereinen, vielmehr unterschiedliche Formen der Performanz zusammenführen. Ausstellen, vorführen oder auftreten? Neben der Malerei und Skulptur, stehen Musik, Literatur und Film zur Disposition, die durch das Format Ausstellung befragt werden. Einzelne Werke sind prozessual ausgerichtet, so wie auch die Ausstellung selbst, indem sie Projekte unterschiedlicher Laufzeiten vereint. "Auftritt" bezeichnet eine Bewegung und Aktion, die Veränderung initiiert. Mit der anvisierten Renovierung befindet sich der Bonner Kunstverein in einer Phase der Transformation.


Die Werke von Corinne Wasmuht (*1964, Berlin) entstehen in einem langen Malprozess. Zwischen abstrakten Gitterstrukturen erscheinen fragmentierte Landschaften, die sich zu einer komplexen Bildkomposition fügen. Miteinander verwobene Malebenen befragen unsere Wahrnehmungsprozesse. Nachdem Wasmuht in jüngster Zeit ihre Malerei direkt auf der Wand erprobt hat (Künstlerbund, Berlin) oder Gemälde als raumtrennende Elemente eingesetzt hat (Bundeskanzleramt, Berlin), realisiert die Künstlerin für den Bonner Kunstverein erstmals eine Wandmalerei im Aussenraum. Das dem Bonner Kunstverein vorgesetzte Wandelement wird durch die fragmentierte Bilderwelt Wasmuhts aufgebrochen und schafft Durchlässigkeit zwischen institutionellem und städtischem Raum. Die Arbeit wird ein Jahr lang Eingang und Portal zum Bonner Kunstverein signalisieren.


Corey McCorkles (*1969, New York) künstlerischer Ansatz zeigt sich mal in Form präziser architektonischer Eingriffe, mal in elaboriert ausgearbeiteten Objekten, die Möbelcharakter annehmen, mal in montierten Fotoserien. Ausgehend von historischen Angelpunkten, in denen visionäre und utopische Vorstellungen in besonderem Mass gesellschaftliche Wirksamkeit erreichten, entwickelt er meist raumbezogene Werke. Im Fokus steht die die Menschheit immer begleitende Suche nach Heilsversprechungen. Die Installationen bestechen durch das präzise Nachspüren von Strömungen und Kräften,die Transformation suggerieren.


Mit einer Renovierung der Ausstellungshallen im kommenden Jahr soll das Foyer in Zukunft die Form eines Salons annehmen, in dem eine künstlerische Intervention im Jahresturnus den Ort bestimmt. McCorkle macht den Anfang. Die Installation wird bis zur Renovierung zu sehen und zu nutzen sein.


Victoria Morton (*1971, Glasgow) lotet Form und Potential der Abstraktion und ihren Anspruch auf Darstellung aus. Klassische Malerei, skulpturale Ansätze und Musik kommen dabei ins Spiel. Aus erdigen und dunklen Farbtönen brechen bunt vibrierende organische Formen hervor, die kaleidoskopisch den Bildraum auffächern. Vor der schwebend erscheinenden Formenwelt gleitet der Blick nach Fixpunkten suchend auf der Bildfläche hin und her. Dabei faltet sich der Bildraum auf, die Wahrnehmung von architektonischem und bildnerischem Raum fallen in eins. Fulminante Farbklänge bejahen spielerisch die Negation klarer Orientierung und entlassen in eine komplexe, zuweilen psychedelisch anmutende Bilderwelt.


In den letzten Jahren hat die Künstlerin ihre Malerei vermehrt mit eigenen Musikkompositionen gezeigt. Für die Ausstellung entwickelt Morton eine neue Komposition. Erstmals wird Victoria Morton in einer Einzelpräsentation ausserhalb Englands gezeigt.


In welcher Form kann Literatur im Ausstellungsraum einen Ort finden? Oscar van den Boogaard (*1964, Antwerpen/Berlin) und Steven Van Watermeulen (*1968, Antwerpen/Berlin) entwickeln eine Installation, die auf der Kurzgeschichte "Luzia schmilzt" von van den Boogaard fusst. Den Dialog, als grundlegendes Element in Text und Theater, übersetzen die Künstler in eine Form, die sich visuell und auditiv vermittelt. Zur Zeit wird "Luiza schmilzt" am Staatstheater Hannover aufgeführt.


Oscar van den Boogaard gehört seit seinem Debütroman "Dentz" (1990) zu den wichtigsten niederländischen Autoren. Steven Van Watermeulen trat als Schauspieler in unzähligen Aufführungen auf. Mit seiner Truppe "Blitz" führte er diesen Sommer in Lille in Kooperation mit Oscar van den Boogaard und B-architecten das Stück "Nest" auf.


Mit der Motivation, Information und Wissen zu teilen und ihre favorisierten Texte und Autoren weiter zu reichen, waren Will Stuart (Will Holder, *1969, Amsterdam und Stuart Bailey, *1973, Amsterdam) lange als Herausgeber tätig. Will Stuart unterrichten an der Rijksakademie (Amsterdam) und sind für die Kunstzeitschrift "Metropolis" verantwortlich. Interessiert an direkter Reaktion und am Teilen von Information und Wissen, überführen sie Text und Erzählung in den dreidimensionalen Raum.


Im August 2004 präsentierten sie "Franny & Zooey" von JD Salinger in Form einer Ausstellung und Aufführung in der Galerie de Appel (Amsterdam). Die Arbeit findet im Bonner Kunstverein eine Fortsetzung. Will Stuart vertonen Filmmaterial über die Ausstellung/Aufführung mittels im Ausstellungsraum stattfindender Performances und Konzerte.


Ausstellungsdauer: 24.10.2004 – 2.1.2005
Oeffnungszeiten: Di-So 11 - 17 Uhr, Do 11 - 19 Uhr (freier Eintritt)


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