© Barbara Sommerer


Barbara Sommerer
Häusliche Heimlichkeiten



In Versandhauskatalogen und Zeitschriften wie "Schöner Wohnen" werden Wohnräume vorgeführt, die die Vorstellungen der Mehrheit vom idealen Heim prägen. Diese wesentlichen Beschaffungs- und Orientierungshilfen für ein gemütliches Heim sind wunderbar abgestimmt auf allerlei individuelle Sehnsüchte, Träume und Illusionen vom schönen Leben, so dass man sogar mit minimalem Budget, viel Atmosphäre erzeugen und damit wirklich hübsch und originell wohnen kann. Ein ganz normaler Ort, der dem idealen Heim auf dem Papier in der Realität dann doch nicht mehr so konkret nahe kommt.


Die Österreicherin Barbara Sommerer hat exemplarisch einen solch beliebigen Wohnraum nachgebildet. Der Ficus Benjaminus sorgt für gesundes Raumklima, geschmackvoll geschmückte Wände bilden einen vortrefflichen Hintergrund, ein gemütliches Sofa und ein guter Tisch sind praktisch positioniert, ein TV unterhält und eine Stehlampe wird am Abend alles ins rechte Licht rücken. An den gängigen Ablageflächen des Interieurs sind dekorative Wohnaccessoires positioniert, die dem Ganzen den letzten, persönlichen Schliff geben und von geheimen Sehnsüchten und Hoffnungen berichten. Auf den ersten Blick glaubt man sich frei und aufgehoben in diesen vier Wänden.


Man wird in diesem mustergültigen Heim den Blick aber schärfen, ja umkehren müssen, um die eingebauten Anomalien zu entdecken, die Barbara Sommerer frei nach dem Motto "Finden Sie die Fehler?" platziert hat. Da sind vertraute Filethäkeleien, hübsch, aber in lauten Farben, die plötzlich neue Musterungen zeigen. Man findet allerlei Befremdliches; Piktogramme, Botschaften, entrückte Objekte und Inhalte, die den gewohnten Blick in diese vertraute Wohnlandschaft irritieren. Ferner lassen sich kleinformatige Fotografien und Collagen in handelsüblichen Bilderrahmen entdecken, die neben den sorgfältig gearbeiteten Häkeleien eine Art Schreckenspotenzial in sich tragen.


An der Rückwand dieses Wohnzimmers befindet sich das "Making of" der "Häuslichen Heimlichkeiten"; eine Collage aus Skizzen, Notizen, Rechnungen und Zeichnungen Barbara Sommerers.


Die Künstlerin ist in ihrer Arbeit behutsam pädagogisch und schliesslich wird man beim Verlassen dieses Raumes die Schuhe wieder angezogen haben und etwas in sich tragen, das mit der Sehnsucht und der Illusion verknüpft ist, sich frei zu wähnen.


Barbara Sommerer (*1972) lebt und arbeitet in Graz. Sie studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Prag und an der Wiener Akademie der bildenden Künste / Meisterschule für Tapisserie. Barbara Sommerer realisierte zahlreiche künstlerische und kuratorische Projekte in Österreich und stellte ihre Arbeiten in Norwegen, Tschechien, Österreich und in der Schweiz aus.


Ausstellungsdauer: 25.8. - 8.10.2005
Oeffnungszeiten: Di-Fr 14 - 19 Uhr, Sa 13 - 17 Uhr


Galerie Artrepco
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