© Constance Allen

Constance Allen: Defiant Gardens


Constanze Aellen & Lena Maria Thuering
Defiant Garden



"Defiant Gardens" steht für einen Raum, der sich auflehnt, der den Umständen trotzt. Ein Ort, der unter extremen, unfreundlichen Bedingungen Schutz bietet. Ein solch sicherer, geschlossener Ort kommt der Realisierung einer Utopie nahe. Eine realisierte Utopie? Diesem Paradoxon gab Foucault den Namen Heterotopie, der gewissermassen ein Unort darstellt.


Ein nicht ganz einfaches Gedankenspiel, das den beiden Künstlerinnen Constance Allen und Lena Maria Thüring als theoretische Grundlage dient, das sie innerhalb ihres Mediums in unterschiedlichen Richtungen weiterentwickeln.


Betritt man die Räume des "New Space", sieht man sich einer Landschaft aus 250 Kartonkisten gegenüber. Teilweise geschlossen, teilweise halb geöffnet lassen sie den Blick auf Landschaftsmodelle zu. Landschaftsmodelle? Constance Allen spielt hier mit dem Begriff des Modells, denn keine Nachbildungen von konkreten Landschaften sind zu sehen, sondern imaginäre Orte, in sich begrenzt, Orte, in denen sich Utopien verwirklichen könnten. Es ist ein Spiel mit Denkmodellen. Die architektonischen Modelle, ursprünglich als Referenz für etwas Reales gedacht, werden hier ins Abstrakte geführt. Es eröffnet sich ein Bild, ein Ausschnitt einer Landschaft, die keinen Anhaltspunkt für einen konkreten Massstab bietet. Im Versuch sich in die Landschaften zu versetzten, stellt sich die Frage wie sie wohl weiter verläuft und welche Geschichten sich darin zugetragen haben könnten.


© Lena Maria Thüring

Lena Maria Thüring: Spazierhof, Regionalgefängnis Bern


Wendet man sich dem anderen Raum zu, sieht man sich einem etwas surreal wirkenden Foto gegenüber. Ein Foto aus dem Regionalgefängnis, das sich gleich hinter dem "New Space" befindet. Tritt man in diesen Raum hinein, wird der Blick auf die Wände gelenkt, an denen ein untereinander verkabeltes Geflecht aus kleinen schwarzen Boxen sich ausbreitet. Aus verschiedenen Orten des Raumes erklingen abwechselnd Musikstücke unterschiedlichster Genres. Die Musikstücke wurden von den Gefängnisinsassen ausgewählt. In der Installation von Lena Maria Thüring entsteht eine Art Kommunikation, ein Musikstück antwortet auf das vorherige, die so im Gefängnis nicht stattfinden kann. Es ergibt sich daraus ein Soundtrack, der die unterschiedlichsten Generationen wie auch kulturelle Hintergründe erahnen lässt. Ein anderer Referenzpunkt, der uns die Gefängnisinsassen näher bringt, sind die Fragebögen, die zwischen den Boxen angebracht sind. Genauer betrachtet eröffnen diese Fragebögen mehr Fragen als dass sie Antworten geben, Lebensgeschichten tun sich darin auf. Die Künstlerin erforscht, wie weit sich Menschen durch die Musik erfassen lassen, wie stark Musik Ausdruck der Persönlichkeit und Lebensgeschichte sein kann. Im Kontext des Gefängnisses kommt der Musik, die eine der wenigen möglichen Beschäftigungen überhaupt ist, eine ganz besondere Bedeutung zu. Die Musik bietet eine Hülle für den persönlichen Rückzug, bildet somit einen "Defiant Garden" der möglicherweise verhindert, sich aufzugeben.


Janna Steger, Bern


Ausstellungsdauer 31.1. - 16.2.2008

Oeffnungszeiten Do 16 - 21 Uhr, Fr 16 - 19 Uhr,
Sa 11 - 15 Uhr und nach telefonischer Verabredung


Marks Blond Project r.f.z.k.
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3011 Bern
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