Carl Fredric Hill / © Malmö Konstmuseum

MM 45.916
Farbige Kreiden
17 x 21cm
© Malmö Konstmuseum


Carl Fredrik Hill
777



Der schwedische Künstler Carl Fredrik Hill (1849 – 1911) ist einer der grossen Anreger der Modernen Kunst des 20. Jahrhunderts. Als Sohn eines Mathematikprofessors wuchs er in der Enge der südschwedischen Universitätsstadt Lund auf und musste seine Ausbildung zum Landschaftsmaler gegen den Widerstand des Vaters durchsetzen. Nach Studien an der Stockholmer Kunstakademie ging er nach Frankreich und entwickelte sich dort zu einem der originellsten schwedischen Landschaftsmaler seiner Zeit.

Entscheidende Inspirationen kamen durch die Schule von Barbizon und besonders durch das Vorbild Corots. Hill konnte allerdings nicht offiziell reüssieren, seine Bilder wurden in den Salons aufgrund ihrer Radikalität nicht akzeptiert. Im Alter von 28 Jahren erlitt er eine schwere Psychose, er wurde hospitalisiert und seine Karriere als Landschaftsmaler war vorüber. Die Jahre von 1883 bis zu seinem Tod 1911 verbrachte Hill unter der Obhut von Mutter und Schwester in seiner Heimatstadt Lund. In dieser Zeit entstand sein vielfältiges und eindrucksvolles zeichnerisches Werk, für das er heute berühmt ist.

Hill wurde im Zusammenhang mit der Kunst von Geisteskranken und Aussenseitern als eine der grossen Stimmen innerer Emigration wahrgenommen. Hill wurde als schizophren diagnostiziert, und die frühe Deutung teilte sein Werk in eine "gesunde" und eine "kranke" Phase auf. Die heutige Sicht ist differenzierter und siedelt sein Werk an der Grenze zwischen ästhetischer Selbstbestimmung und Zustandsgebundenheit an. Sein äusserlich ereignisarmes Leben steht im Kontrast zur erregenden, wilden Welt seiner Zeichnungen. Seine Selbsteinschätzung schwankte zwischen selbstquälerischen, schuldbeladenen Zweifeln und genialischem Überschwang.

Die wichtigsten Entdecker der Zeichnungen Hills sind die Künstler. Sein Werk wurde vermittelt durch den schwedischen Kunstsammler Rolf de Maré im Umkreis der französischen Avantgarde der 20er und 30er Jahre bekannt, und bis heute ist Hills Werk eine reiche Inspirationsquelle für schwedische und internationale Künstler geblieben, u. a. für Arnulf Rainer, Günter Brus, Georg Baselitz, Per Kirkeby, Torsten Andersson, Ola Billgren, Donald Baechler.

In der bahnbrechenden Studie zur zustandsgebundenen Kunst, Zwischen Wahn und Wirklichkeit von Alfred Bader und Leo Navratil (1976), nimmt Hill einen bedeutenden Platz ein. Es überrascht, dass es in Wien, der Stadt Sigmund Freuds, bis heute keine Einzelausstellung dieses grossen Einzelgängers gegeben hat. Die Präsentation von 7 Gemälden und 77 Zeichnungen in der BAWAG Foundation folgt einer Anregung des Malers Walter Navratil, der als erster die Notwendigkeit sah, Hills Werk in Wien bekannt zu machen. Dank der Grosszügigkeit des Malmö Konstmuseum, in dem der Nachlass des Künstlers bewahrt wird, ist es möglich, nun erstmals in Wien eine Reihe der bekanntesten, aber auch viele bisher unbekannte Werke von Carl Fredrik Hill zu präsentieren. Die Ausstellung wird von Kay Heymer und Björn Springfeldt organisiert.


(Text: Kay Heymer)


Ausstellungsdauer: 14.2. - 20.4.2003
Oeffnungszeiten: täglich 10 - 18 Uhr
Führungen jeweils Sa/So 15 Uhr


Bawag Foundation
Tuchlauben 7a
A-1010 Wien
Telefon +43 1 534 53-226 55
Fax +43 1 534 53-230 96
E-Mail: foundation@bawag.com

www.bawag-foundation.at