© Caro Niederer

Blick in die Ausstellung (Raum 3)
Leben mit Kunst, 2001 (gelb), Memoria e Valore, 2003 (hellblau), Lacktisch, 2004 (rot)
Foto: Stefan Rohner


Caro Niederer
Leben mit Kunst
MANOR-Kunstpreis St. Gallen 2004



Caro Niederer gehört zu den spannendsten konzeptuellen Malerinnen der Gegenwart. Die Ausstellung im Kunstmuseum St. Gallen findet aus Anlass der Vergabe des MANOR-Kunstpreises St. Gallen 2004 an die Künstlerin statt und gibt einen umfassenden Einblick in ihr Schaffen. Im Zentrum stehen dabei die komplexen Bezüge und wechselseitigen Ausrichtungen zwischen den Bereichen Malerei und Fotografie.


Bekannt geworden ist Caro Niederer, geboren 1963 in Zürich, durch kleinformatige figurative Gemälde, die Abbilder der alltäglichen Bilderwelt in einer flächig zusammenfassenden und stark farbigen Bildsprache zeigen. Die unmittelbare Wiedergabe einer alltäglichen Realität und die mittelbaren, nach Reproduktionen von Kunstpostkarten entstandenen Werke wurden zum Ausgangspunkt eines sich immer mehr verästelnden Systems, in dem die Künstlerin sowohl die Produktion des gemalten Bildes wie die Form seiner Präsentation und alltäglichen Nutzung untersuchte.


Grossformatige Farbfotografien, die Interieurs, zeigen die reale alltägliche Umgebung des Kunstwerkes. Dabei wird die ganze Bandbreite der Wahrnehmung gemalter Bilder aufgelistet: vom unprätentiös einfach eingerichteten Zimmer, das eine Nähe zum Bild als Objekt der Reflexion andeutet, über die aufgeräumte Symmetrie eines puristischen Büroraumes bis zu Innenräumen, die Hochglanzmagazinen luxuriösen Wohnbedarfs entstammen könnten.


Der Nutzwert des Kunstwerkes scheint sich für den Betrachter aus diesen widersprüchlichen Zusammenhängen und den sich verändernden Konnotationen immer wieder neu zu formulieren. Die Transformation des gemalten Bildes hat Caro Niederer auch in der malerischen Wiedergabe kleinformatiger farbiger Reproduktionen untersucht. Nach ähnlichen Vorlagen liess die Künstlerin in China Seidenwandteppiche knüpfen. Die vielfachen Verschiebungen durch das Medium des Bildteppichs bringen in der abweichenden Nutzung des Bildes in aussereuropäischen Kulturen und den sich daraus ergebenden Interpretationen der Vorlagen eine bedenkenswerte Verschiebung unserer eurozentrierten ästhetischen Anschauung.


Die neueren grossformatigen Gemälde von Caro Niederer entstanden ab 1997 nach eigenen Fotografien privater Sujets. Die Künstlerin verzichtete dabei weitgehend auf Farbigkeit und schuf Bilder in Sepiatönen, die durch die Abstraktion der malerischen Umsetzung und den warmen Farbwert sehr poetisch wirken.


Die bei Hatje Cantz erscheinende Publikation zur Ausstellung ist in der Art eines Künstlerbuches gestaltet und zeigt erstmals die fotografischen Vorlagen zu den Gemälden. Ergänzt wird der Katalog durch ein Gespräch von Felicity Lunn mit der Künstlerin und Texte von Jonathan Watkins und Roland Wäspe.


Ausstellungsdauer: 10.12.2004 - 13.2.2005
Öffnungszeiten: Di-Fr 10 - 12 Uhr, 14 - 17 Uhr, Mi - 20 Uhr, Sa/So durchgehend von 10 - 17 Uhr


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