© Cat Tuong Nguyen


Cat Tuong Nguyen
Fail, Fall, Lost



Die Coalmine Fotogalerie widmet die erste Ausstellung in 2006 dem 1969 in Vietnam geborenen und in Zürich lebenden Fotografen Cat Tuong Nguyen. 1998 erhielt Nguyen den Förderpreis zum Abschluss seines Studiums an der höheren Schule für Gestaltung in Zürich.


Die ausgestellten Bilder Cat Tuong Nguyens mögen auf den ersten Blick trügerisch erscheinen: Konfetti fliegt durch die bedeutungsschwangere Luft eines Louvre, in Kollision geratene Flugzeuge explodieren, bizarr zusammengerückte Szenarien führen in eine dem Märchen verwandte Fantasiewelt. Nguyen zeigt bei der Gelegenheit zum ersten Mal in einer Einzelausstellung neue Arbeiten, die nun seit knapp einem Jahr im Atelier des Künstlers entstehen.


Bis anhin kannte man vor allem Fotografien Nguyens, die er selber mit der Sichtbarmachung des Nicht-Sichtbaren um- und beschreibt; ein spezielles Vorhaben, verschreibt man sich dem Medium der Abbildung per se. Das Ausloten der Grenzen fotografischer Techniken, so wie das Ausloten von Bildmöglichkeiten durch die Fotografie, scheinen dem Künstler seit je her vordergründig wichtig in seinem Schaffen. Mittels Filter, Film, Belichtung und weiteren fototechnischen Hilfsmitteln bannte er zunächst Motive der gegenständlichen Welt in eine eigene Sichtweise, um sie dann zusehends abstrakter werden zu lassen.


Bereits in früheren Arbeiten lag für Nguyen die Priorität somit nicht speziell auf dem Abbilden der sichtbaren Welt. Wenn ihm diese auch als Vorlage diente, verschrieb er sich nicht einer unmittelbaren Wiedergabe, wie wir es seit Beginn der Fotografiegeschichte trotz Begriffen wie Inszenierung, Manipulation und Retusche immer wieder erwarten. Das Gegenüber der "realen" Welt regte und regt ihn noch immer zu seinen Bildfindungen an, stellt aber vor allem in neueren Arbeiten nicht das abzufotografierende Objekt dar, sondern liefert sozusagen nur noch die unmittelbare Idee für eine in jeder Einzelheit konstruierte Bildkomposition.


Für den Künstler sind es vielmehr die vermeintlichen Wahrheiten, bedingt durch die Darstellungen des momentanen Weltgeschehens in der Medienlandschaft, die in der heutigen Zeit ein relevantes Bild ausmachen. Während Nguyen einst mit der dem Medium eigenen Technik Bilder schuf, nutzt er die Apparatur in neuester Zeit, um die von ihm inszenierten Kleinstwelten ins Bild zu rücken. Hier wird auch die Äusserung des Künstlers relevant, in welcher er sich selber viel mehr als Bildermacher denn als Fotografen versteht. Bis ins Detail inszenierte Situationen im Atelier lösen die einstige Abhängigkeit von einer Aussenwelt ab.


Eine Gruppe der gezeigten Bilder kann unter dem Begriff Explosionen zusammengefasst werden. Während die Inszenierung vom Künstler minuziös ausgeführt wird, übergibt er hier das schlussendliche Bild dem durchaus kalkulierten Zufall der Zerstörung durch eine Explosion. So findet sich in der Erschaffung des Bildes trotz Inszenierung ein freier Moment: das Resultat des Bild verselbstständigt sich in dem Masse, dass Nguyen nicht bis zuletzt Einfluss auf das auf dem Film der Grossbildkamera sich befindende Bild nehmen kann: eine gefundene Möglichkeit aus der Enge der fotografischen Bildkonstruktion auszubrechen.


Allgemein sind die Eingriffe nie am Computer generiert, sondern baut Cat Tuong Nguyen reale Wahrnehmungsfallen als Vorlage für das fotografische Bild. Die handwerkliche Perfektion eines Thomas Demand steht dabei klar im Gegensatz zur Intention Nguyens, seine Szenarien unvollendet und roh zu belassen. Hier befindet sich auch ein Schlüssel zu den neuen Arbeiten Cat Tuong Nguyens: immer gibt er der Betrachterin und dem Betrachter Hinweise zum Entstehungshergang eines Bildes.


Alexandra Blättler


Ausstellungsdauer 11.1. - 25.3.2006

Oeffnungszeiten Mo-Fr 8 - 20 Uhr, Sa 8 - 18 Uhr


COALmine Fotogalerie
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