© Christian Denzler
"Nesperas", Bleistift auf Papier, 1999


Christian Denzler
Haut und Haar



Die Linie war schon immer das bestimmende Element in Christian Denzlers Arbeiten: in den früheren, flächigen Arbeiten trennte sie als scharfe Kontur Sein und Nichtsein, aussen und innen und begrenzte so die Figur, in den jüngeren Zeichnungen generiert sie als dutzend- und hundertfacher Strich das Bild, sie ist das Bild. Dieser Strich, diese Striche zeigen nicht etwas, sie sind etwas: das Bild ist nicht die Abbildung der Wirklichkeit, das Zeigen einer Realität, es ist der Versuch, die Wirklichkeit der Realität, das So-Sein des Daseins, zu bewältigen.

Christian Denzler hat ein Architekturstudium absolviert, als Maler und Zeichner ist er Autodidakt. Ein Naturtalent? Man ist versucht, daran zu glauben, wenn man seine Arbeiten sieht - gerade, weil sie so "akademisch" wirken. Denn das erste, was einem an den Bildern und Zeichnungen Denzlers auffällt, ist die stupende Technik. Seine Art, wie er Strich für Strich eine Körperpartie evoziert, macht seine Zeichnungen unverwechselbar. Mag sein, dass seine Zeichnungen komplett neben dem heutigen "main stream" liegen - es scheint ihn nicht zu kümmern. Denn Denzlers Zeichnungen sind nicht etwa reine Stilübungen, es ist nicht der augenfällige Beweis, dass er "es" kann. Und deshalb ist auch der gewählte Gegenstand, die gezeichneten Körperpartien, nicht zufällig: "Ums Erleben geht's ja, mehr als ums Begreifen", beschreibt Denzler seine Motivation.

Was Denzler zeichnet, ist von geballter Sinnlichkeit, ob es sich nun um die Haare auf einem Kopf handelt, um einen Bauchnabel oder um Brustwarzen. In seiner Obsession geht Denzler so weit, dass auf dem gleichen Kopf mehrere Haarwirbel zu finden sind, auf dem gleichen Blatt fünf Bauchnabeln oder vier Brüste. "Es sind natürlich erotische Blätter", sagt Denzler zur Wahl seines Motivs, "aber da ist auch immer etwas Trauer im Spiel, das halt, was die Sehnsucht vom blossen Begehren unterscheidet".

Denzlers Arbeit ist Handarbeit. Und seine Blätter wollen gesehen werden, viel eher als gedeutet, analysiert: "wo immer die Gründe liegen, die Gründe geben nach." Denzler ist ein Künstler von heute, der Sinnlichkeit gegen Sinn setzt, Konkretion gegen Konzeption. Dass er es tut, mag mutig sein, wie er es tut, ist umwerfend gut. Deshalb freuen wir uns einfach aufs weitere Erleben von Christian Denzler und hoffen, dass er uns weiter daran teilhaben lässt.


(Peter Anliker, Textauszug)


Ausstellungsdauer: 21.11.2002 - 18.1.2003
Oeffnungszeiten: Do/Fr 14 - 19 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr
und nach telefonischer Verabredung


Kabinett Zürich
Limmatstrasse 265
8005 Zürich
Telefon: 01 272 24 41
Fax: 031 312 35 22
E-Mail: kabinettzuerich@bluewin.ch


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