© Cristina Piza

Afro Woman, 2000
© Cristina Piza


Cristina Piza
London Sunday Best



Wer sonntags spazieren geht, hat sich immer fein gemacht. Deswegen haben sich Generationen von Kindern ja so gefürchtet davor. Weil sie stundenlang durch den Wald marschieren mussten, ohne die hübschen Kleidchen schmutzig zu machen. Die Schriftstellerin Alexa Hennig von Lange zum Beispiel hat sich in jungen Jahren am Treppengeländer festgekrallt, wenn sie wieder spazieren gehen sollte. Mit Schokolade hat die Mutter das kleine Mädchen dann nach draussen gelockt - und mit Geschichten. Heute geht sie, inzwischen selber Mutter, gerne spazieren, jeden Tag in Berlin. Und doch hat gerade der Sonntagsspaziergang noch immer etwas Besonderes für sie: weil da die Stimmung ganz anders ist, die Leute sich freier fühlen".


Nicht überall machen die Menschen sich sonntags noch so schick wie in Italien, wo sie nach dem Mittagessen Arm in Arm auf und abpromenieren und ihre schönsten Kleider spazieren tragen. In London trägt jeder, was ihm gefällt. Heute, hat die Fotografin Cristina Piza beobachtet, besteht der gravierende Unterschied ohnehin nicht zwischen der Mittwochs- und der Sonntagskleidung - sondern zwischen dem, was die Menschen zu Hause und dem, was sie auf der Strasse tragen. Heute entscheidet jeder selbst, was seine Sonntagskleidung ist. Früher musste man dafür einen bestimmten Massstab erfüllen. "Jeder trägt, was zu seiner Stimmung passt, zur politischen Überzeugung, zur ethnischen Herkunft. Die Kleidung als Mittel der Kommunikation: Hier bin ich so bin ich, hier gehöre ich hin".


Die Fotografin Cristina Piza, 1963 in Costa Rica geboren, hat viele Jahre in London gelebt und bis vor kurzem in Berlin. Seit August lebt sie in San Francisco und macht einen Master Studium am San Francisco Art Institute, ausgestattet sowohl mit einem einem Fellowship, sowie einem Fulbright Stipendium.


Vor drei Jahren hat sie in der britischen Hauptstadt begonnen, Menschen in ihrer Sonntagskleidung zu fotografieren. Der Reichtum ihres Ausdrucks hat sie fasziniert. "ln einer Stadt, die sich aus so vielen unterschiedlichen Kulturen zusammensetzt, war ich neugierig, wie die verschiedenen Gruppen ihrer Identität durch Kleidung Ausdruck geben".


Ob im feinen Hampstead oder im indisch geprägten South Hall, überall hat sie Menschen auf der Strasse angesprochen. "Menschen, bei denen ich merke, dass sie sich Mühe mit ihrer Kleidung geben, die sich hübsch finden". Die stolz wie die Kinder auf ihre Sonntagskleidung sind, die so gut zum Spaziergang passt. Und spazierengehen, hat der Flaneur Franz Hessel bemerkt, "ist weder nützlich noch hygienisch, es ist ein Übermut. Ein Gehen und sich gehen lassen, ein Kindertaumel und seliges Schweben".


Ausstellungsdauer: 15.11. - 14.12.2003
Oeffnungszeiten: Fr 18 - 20 Uhr, Sa/So 14 - 17 Uhr


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