© Dominik Heim und Ron Temperli


Dominik Heim und Ron Temperli
Sad But True



Dominik Heim und Ron Temperli zeigen in der Galerie Plattformelf ihre neusten Bilder und Objekte. Die beiden Künstler haben schon mehrere gemeinsame Arbeiten realisiert: 2001 entstand der Experimentalfilm "Entropie", und an der Dezemberausstellung 2004 im Kunstmuseum Winterthur präsentierten sie ihr aus Fundgegenständen zusammengestelltes Stadtmodell von Winterthur. Die aktuelle Ausstellung "Sad But True" zeigt Boden- und Wandarbeiten, die gleichermassen ernst und ironisch, vertraut und irritierend erscheinen und es auf diese Weise schaffen, uns in eine poetisch fremde Welt zu entführen.


Dominik Heims Bilder handeln von alltäglichen Dingen - einem Baukran, einem Spanferkel, einer Landschaft, einem Fussgänger. Doch die scheinbar unspektakulären Motive wirken bei genauerem Hinsehen seltsam befremdend. Die dargestellten Objekte sind selten in ihrer Ganzheit festgehalten, meist werden sie angeschnitten oder ausschnitthaft wiedergegeben. So fehlt dem speckigen Spanferkel ein Teil des Rüssels und der Spiess, an dem es über dem auf dem im Bild nicht sichtbaren Feuer schmort, ist ebenfalls weggelassen. Zudem kann der Blickwinkel auf das Sujet selbst innerhalb eines einzelnen Bildes variieren. Der Gegenstand wird nicht einfach auf naturalistische Weise dreidimensional abgebildet, sondern zeigt sich in Teilen lediglich noch als abstrakte Fläche. Dadurch tritt das Dargestellte zurück und die Malerei als Medium rückt in den Vordergrund. Gleichzeitig weist das Wechselspiel zwischen Schärfe und Unschärfe auf die Art der Vorlage hin. Dominik Heim malt ab Postkarten, Zeitungsbildern oder selbst aufgenommenen Fotografien. Die Aneignung der Welt geschieht über das Bild.


Für die Ausstellung in der Plattformelf hat Heim reale Gegenstände verwendet. Ein kleiner Spielzeugesel mit einem fein säuberlich zusammen gezimmerten Miniaturwagen im Gespann dient ihm als Ausgangspunkt. Er setzt das Tier in eine künstlich modellierte Waldlandschaft, fotografiert die kindlich-surreal anmutende Szene und überträgt sie auf eine grossformatige Leinwand. Dominik Heims Kunst hinterfragt unsere gewohnte Wahrnehmung, indem er Bilder von Fotografien malt, die ihrerseits eigens kreierte Inszenierungen wiedergeben. In der doppelten Verfremdung des Realen liegt die Spannung seiner Arbeit.


Ron Temperlis Objekte sind witzig, schrill und bunt. Gekonnt formt er aus dem Knetmaterial Fimo Blumensträusse, die allein schon auf Grund ihrer Technik und ihrer Genauigkeit faszinieren. Den reproduzierten Blumenstrauss stellt er in eine Vase aus demselben Material und versieht diese mit einem Banner, auf dem der Schriftzug "Forever" steht. Auf diese Weise ironisiert er das triviale Kitschinventar in unseren Wohnzimmern. Seine Kunst wirkt grundsätzliche Fragen auf: Was ist Handwerk, was ist Kunst? Wo hört die Kunst auf, und wo beginnt der Kitsch?


Bis vor kurzem hat Temperli in erster Linie gemalt; auch ihm diente fotografisches Bildmaterial als Ausgangspunkt. Bei der Übersetzung auf die Leinwand interessierte ihn dabei vor allem das Zusammenspiel des illusionistischen Bildraumes mit der Bildoberfläche, die von dick aufgetragener Farbe, Flecken und Leerstellen dominiert war. Seine aktuellen Arbeiten sind allerdings nicht - wie es den Anschein haben mag - eine Abkehr von seinem früheren künstlerischen Ansatz, sondern ein Versuch, das Bild in den Raum zu erweitern. Er selber spricht daher bezeichnenderweise auch weiterhin von Malerei und nicht von Objektkunst. Die Bildhaftigkeit seiner Sträusse wird dadurch unterstrichen, dass sie künstlich aussehen. Als Vorlage für seine Arbeiten dienen ihm industriell produzierte Plastikblumen, bei deren Nachbildung er auch die Nähte und Steckvorrichtungen übernimmt. Ähnlich wie bei Dominik Heim dient somit nicht die Realität als unmittelbarer Ausgangspunkt für die künstlerische Aktion, sondern ein Abbild derselben.


"Sad But True", mag man denken, wenn man Temperlis Strauss betrachtet und uns seine in akribischer Manier nachgebildete Brockenhausreproduktion ein weiteres Mal über den Kunstbegriff nachdenken lässt.


Ausstellungsdauer: 22.7. - 14.8.2005
Oeffnungszeiten: Do-Fr 18 - 21 Uhr, Sa 14 - 18 Uhr


Galerie Plattformelf
Körnerstrasse 11
8004 Zürich
Email kontakt@plattformelf.ch

www.plattformelf.ch