© Daniela Keiser

Aus der Serie "Die Stadt", 2004-07


Daniela Keiser
Land Logo Löwe



Mit ihren Fotografien, Objekten und Installationen gehört Daniela Keiser (* 1963) zu den wichtigsten Schweizer Künstlerinnen ihrer Generation. In den letzten zehn Jahren wurde ihr Schaffen wiederholt in Einzelaspekten präsentiert, u.a. im Museum für Gegenwartskunst Basel und dem Fotomuseum Winterthur (1999), dem Museum Allerheiligen Schaffhausen (2002) und dem Helmhaus Zürich (2005). Das Kunstmuseum Solothurn hat bereits 2003 Werke von Daniela Keiser in der Ausstellungsreihe "Paarläufe" gezeigt (mit einer Klang-Installation des Schriftstellers Peter Stamm; in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Kunstverein und der Kunstzeitschrift "Das Kunstbulletin"). Nun richtet ihr das Kunstmuseum Solothurn die erste grosse Übersichtsausstellung unter dem Titel "Land Logo Löwe" ein.


Die Präsentation erstreckt sich über alle sieben Parterre-Säle und vermittelt in thematischen Blöcken eine breite Auswahl des Gesamtschaffens. Gezeigt wird eine reiche Zahl von Werken aller von Keiser verwendeten Medien: Neben neuesten, bislang nicht gezeigten Fotografien und Installationen, die eigens zur Ausstellung entstanden sind, werden auch bedeutende Arbeiten früherer Schaffensphasen einbezogen. So finden sich unter den Exponaten auch "Demets Augenblicke" (1999, Aargauer Kunsthaus Aarau) oder die vielbeachtete Installation "Le strade di Palumbo" (2001), in der anhand der fortlaufenden Übersetzung desselben Textes von einer Sprache in die nächste (und schliesslich in den Urtext zurück) die Schwierigkeit des gegenseitigen Verstehens vorgeführt wird.


Der Ausstellungstitel "Land Logo Löwe" spielt auf Keisers wiederkehrende Auseinandersetzung mit der
(Stadt-)Landschaft, ihre konzeptuelle Beschäftigung mit Sprache und Zeichen sowie ihre Hinwendung zu allem Kreatürlichen an, zumal zur rätselhaften (Fabel-)Welt der Tiere. Mit dem Grundthema der Landschaft beginnt und endet die Ausstellung: Während die Künstlerin im ersten Saal mit Krügen und Gläsern eine wuchernde Topografie aufbaut ("Über Nacht II", 2007), die sie unter einen gleissenden Neon-Himmel stellt, endet der Parcours mit einem grossen lampenähnlichen Leuchtkörper ("Der Bau", 2007), der sein Strahlen der Projektion eines Filmes verdankt. In langsamen Bildern wird das Kommen und Schwinden des Lichtes auf einem Gebäude vorgeführt. Licht und Beleuchtung (auch im Sinne einer fast enzyklopädischen Erhellung eines Themas) sind von zentraler Bedeutung für das gesamte Schaffen.


Seit jeher hat Daniela Keiser in unspektakulären, alltäglichen Motiven ihre Bildwelt gefunden. Auch ihre Landschafts-Fotos, die in den Serien "Donat Lima Ohio" (2001) und "Sets" (2006) reale Landschaften wie auch Kulissenstädte der Filmindustrie zeigen, sind von demselben poetischen Geist bestimmt. Das Nebeneinander von Nähe und Distanz prägt ihren Umgang mit der Landschaft. Die Serie "Residenz" (2006) etwa zeigt 12 Gipsabgüsse von alltäglichen Materialien, die in unserer Fantasie aber zu Landschaften werden können. An das Unterwegs-Sein als grundsätzliche Existenz-Form wird durch den langen roten Läufer erinnert, den die Künstlerin aus Flicken-Teppichen zusammen genäht und zwischen die beiden Parterre-Flügel des Museums gelegt hat, um die Ausstellung zum Parcours zu schliessen.


Dem Schauen und Erleben begegnet bei Daniela Keiser ein konzeptuelles Denken und eine konsequente Ergründung der Themen. Unter das Motto "Logo" fallen neben der erwähnten Übersetzungsarbeit weitere Werke zur Frage des Verstehens: Die Installation "Im Wartezimmer Dr. Becker" (2006/07) enthält die handschriftliche Kopie eines ganzen Buches. In "Nest" (2006) werden die sich über die Jahrzehnte verändernden Bildlogos einer Weltfirma verglichen und weiter entwickelt, in "Fuchs und Rab" unterschiedliche Fabeln zu denselben Tieren nebeneinander gehalten und mit einer eigenen Version ergänzt. Tiere finden sich aber auch in einer ganzen Reihe von eigenwilligen und berührenden Fotos. In Daniela Keisers komplexem Schaffen verbinden sich Konzept und Intuition, Alltägliches und Wunderbares zu einem schillernden Ganzen, das trotz der Einfachheit und Vertrautheit seiner Motive rätselhaft bleibt.


Christoph Vögele


Zur Ausstellung erscheint ein Buch (D/E) in der edition fink, Zürich, mit Texten von Barbara Basting, Andreas Fiedler, Markus Stegmann, Christoph Vögele und Isabel Zürcher. Die Ausstellung wird anschliessend von der Villa Merkel, Esslingen (D), übernommen.


Ausstellungsdauer 18.8. - 21.10.2007

Oeffnungszeiten Di-Fr 11 - 17 Uhr, Sa/So 10 - 17 Uhr
Montag geschlossen


Kunstmuseum Solothurn
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