© David Chieppo


David Chieppo
Künstler-Golf oder künstliches Grün


Der amerikanische Künstler David Chieppo (*1973) hat sich in den letzten Wochen intensiv mit derjenigen Sportart auseinandergesetzt, welcher in Europa in erster Linie etwas Elitäres anhaftet. Golf ist hierzulande nicht gerade als Artistenhobby bekannt. Die künstlerische Sicht aufs Green fällt dementsprechend frisch und eigenwillig aus.

In der Mitte von Esther Eppsteins kleinem und feinem Kunstraum an der Universitätsstrasse steht ein künstlicher Hügel mit Fahne. Cricket-Schläger stehen bereit. Wer trifft, wird auf der Wand vom Künstler mit Namen verewigt. Diese spielerische Situation wird von gemalten und gezeichneten Bildern flankiert. Chieppos Golfplatz-installation ist eine Bildbank rund um künstliche Darstellungen von Natur im Kunstraum: Designtes Green, ein Busch auf die linke Seite, ein robuster Rasenteppich in die Mitte. Das Klischee der Natur pur visualisiert als künstliche Landschaft.

Hinter einer Trennwand hat David Chieppo ein kleines Atelier eingerichtet, wo er täglich arbeitet. Das noch nicht vernierte Bild zeigt eine verängstigte Frau, welche von einem Pacman-Geist in grüner Landschaft verfolgt wird. Das gewählte Sujet ist stellvertretend für die Arbeitsweise des in der Schweiz lebenden Amerikaners. Der Künstler beabsichtigte vorerst mit dem Skizzenblock auf den Golfplatz zu gehen. Dieses Vorgehen schien ihm jedoch überholt. Er hat seine Sujets aus Katalogen und Werbeheften zusammen getragen, sie mit künstlerischer Fantasie bereichert, - hat Szenarien eingebaut und diese einst unerträglich bunten Bilder aus ihrem ursprünglichen Kontext von Freizeit und Sport entführt. Und nicht ganz nebenbei hat er ihnen eine menschliche Note verliehen.

Obschon die Ausstellung einem klaren Konzept folgt, kommt das Zeichnerische/Malerische dabei nicht zu kurz. Dadurch unterscheidet sich auch die Grünarbeit des Amerikaners wesentlich von möglichen Prämissen, etwa von den ähnlich wuchernden Installationen eines Fabrice Hybert. Der Strich in Chieppos Zeichnungen ist fein, manchmal schier zögerlich oder gar zitternd. Eine gewisse Melancholie macht sich bemerkbar. Die Sensibilität in seinen zeichnerischen Szenarien erinnert in Ansatz, Verhaltenheit und sparsamer Eleganz an Alois Carigiet. Der Malstil Chieppos versprüht unakademischen Charme, evoziert Volkskunst, berührt über die Augen.

Ausgangspunkt für Chieppos Kunstinstallation war die grüne Fassade des message salon, der vormalige Mieter war bekanntlich ein Comestible-Laden. Ausgehend von einer Farbe hat er einen ganzen Parcours geschaffen, der vielfältig metaphorisch ist. Von der Jäger-Darstellung am Eingang (Hirsch und Jäger als Doppelporträt) über ironische Zeichnungen auf denen der Sandplatz (Einputten) zum Ententeich mutiert. Kleine, oktagonale Porträts zitieren in Form und Farbe das visuelle Vokabular des Golfspiels. Insgesamt besticht die souveräne Leichtigkeit von Chieppos Installation oder die Art und Weise wie er für seine Kunst den Kontext gleich selbst schafft. Die Kunst-Stube mutiert streckenweise zum entspannenden Golf-Resort.


(Gianni Jetzer)


Ausstellungsdauer: 1. - 8.9.2001
Oeffnungszeiten message salon:
Do/Fr 15 - 18 Uhr, Sa 15 - 20 Uhr, So 19 - 24 Uhr


Oeffnungszeiten message salon shop und videoclub:
Do/Fr 15 - 18 Uhr, Sa 15 - 19 Uhr


message salon
Esther Eppstein
Universitätsstrasse 115/117
8006 Zürich
Telefon 01 350 01 10
E-Mail messagesalon@bluewin.ch