© David Shrigley

Ohne Titel, 1998
© David Shrigley


David Shrigley


Das Kunsthaus Zürich zeigt Zeichungen, Malerei, Fotos und Objekte von David Shrigley. Es ist die erste umfassende Museumsausstellung des jungen britischen Künstlers im deutschsprachigen Europa. Seine Werke kreisen um alltägliche Themen und sind geprägt von schwarzem Humor und spitzer Ironie. Die Ausstellung in Zürich gibt Einblick in Shrigleys bisheriges Schaffen und stellt neue, speziell für die Ausstellung entstandene Arbeiten aus.


Die Präsentation gibt auf rund 250 m2 einen umfassenden Überblick über Shrigleys Werk der letzten Jahre, in deren Zentrum neue Zeichnungen stehen. Kuratorin Mirjam Varadinis verfolgt damit das Ziel, einen der bedeutendsten Vertreter der neuen Generation von Zeichnungskünstlern ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Denn Shrigley interessieren keine formale Fertigkeiten. Der Zugang zum Medium Zeichnung ist für ihn nur noch gebrochen möglich. Mit seiner unbeholfen wirkenden Handschrift und dem bewusst übersteigerten Dilettantismus setzt er sich deutlich von den eleganten Formexperimenten und Prämissen seiner Vorläufer der 60er und 70er Jahre ab.


Shrigley, 1968 in Leicester geboren, lebt in Glasgow. Nach seinem Abschluss 1991 an der Glasgow School of Art versuchte er eine Karriere als Comic-Zeichner, merkte jedoch schnell, dass ihn das Aufbrechen linearer Strukturen und Erzählweisen mehr interessierte als das Konstruieren von Bild-Geschichten. So entstanden erste zeichnerische, in Buchform publizierte Fragmente.


Ab 1992 begann Shrigley zudem, ephemere Kunstwerke im öffentlichen Raum zu plazieren. Diese bescheidenen, unspektakulären Eingriffe in die Umgebung seiner Nachbarschaft hielt er fotografisch fest. Es waren Interventionen mit teils sozial-kritischem, politischem Hintergrund, allesamt geprägt von Shrigleys charakteristischer, entlarvender Form von Ironie. International bekannt wurde er mit seinen Zeichnungen in schwarzer Tinte, scheinbar harmlosen Kritzeleien, die sich bei genauerer Betrachtung als düstere Kommentare zu unserer Zeit entpuppen.


Shrigleys Arbeiten kreisen um Alltägliches, aber auch um Ängste und Obsessionen. Sein Credo lautet: "Real life is much better than academy life". Die Bandbreite reicht vom ganz Persönlichen bis zum Universellen, vom Langweiligen bis zum Spektakulären und vom ganz Banalen bis zum Philosophischen. Sein Grundthema ist die Absurdität des Lebens. Das in den Zeichnungen dauernd präsente, drohende Desaster wendet Shrigley aber durch einen ganz eigenen Humor ab. "My drawings are for people who like to laugh at moral crises. Id like to think it isnt cynical. Its a matter of making fun of the things you could get depressed about. Youve got to laugh". Shrigley löst unsere gewohnte Weltanschauung auf, indem er eine Welt inszeniert, deren eigentlicher Sinn sich hinter der vordergründig banalen Erscheinung versteckt. Der hintergründige Sinn besteht allerdings einzig darin, dass es keinen Sinn mehr gibt: die typisch britische Tradition des "Nonsens". Nebst philosophischen Fragestellungen thematisiert Shrigley auch das Medium Zeichnung. In einem Textbild treten ein Bleistift und ein Radiergummi in einen Dialog; der Bleistift beschuldigt den Radiergummi, die von ihm gezeichneten Linien heimlich auszulöschen. Indem Shrigley die Werkzeuge verselbständigt, stellt er die Rolle des Künstlers und sich selbst in Frage. "I think that maybe what separates me from other artists is that a lot of the people who see my drawings in books and magazines do not see it as "Fine Art" and therefore are unaware that I am a «Fine Artist» - a situation which pleases me".


Shrigley wählt einen bewusst übersteigerten Dilettantismus, eine Form, die gerade durch die scheinbare Absenz von Form gegeben ist. Die Zeichnung ist für ihn eine sehr direkte Ausdrucksmöglichkeit, unmittelbar und authentisch. Sie entsteht sehr schnell, doch denkt er dann lange über das rasch Gezeichnete nach. Es sind Aphorismen. Wenige Sekunden reichen, um sie zu erfassen, doch lösen sie Reflexionen aus, die tiefer gehen und weiter reichen. Die farbigen neuen Werke, die in jüngster Zeit entstanden sind, stehen im Mittelpunkt des Künstlerbuches, das ausstellungsbegleitend bei der Edition Fink (Zürich), entsteht.


Unterstützt von der Stanley Thomas Johnson Stiftung.


Ausstellungsdauer: 29.8. - 9.11.2003
Öffnungszeiten: Di-Do 10 - 21 Uhr, Fr-So 10 - 17 Uhr


Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1
8001 Zürich
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