Davide Legittimo: "Videostill"
"Videostill"

Davide Legittimo
Am Mittwoch ist grosser Waschtag

Videoinstallation auf den Geleisen des Bahnhofes Baden
Ein Kunstprojekt am Bahnhof Baden

Der Gestaltung von Situationen, die ihrer Natur gemäss unangenehm sind, wurde in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt, man denke nur an die neue Disziplin des Service Design, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, gewisse Aspekte von Dienstleistungen, beispielsweise unangenehme Wartesituationen, ansprechender zu gestalten.

Unternehmen wie die Post haben dies schon länger erkannt und als Konsequenz in ihren Schalterhallen Monitore installiert, auf denen ein anspruchsloses, halb informatives, halb unterhaltsames Programm läuft. Die Gestaltung des dort gezeigten Zusammenschnitts kann man sich einerseits als anspruchsvoll vorstellen, da es keinem der verschiedenen Postkunden wirklich missfallen darf, andererseits auch als vollkommen anspruchslos, denn die Wartenden können sich dem Gebotenen, sei es ihnen noch so zuwider, kaum entziehen.

Auch das Video von Davide Legittimo (*1965 in Zürich), das er auf drei Perrons des Bahnhof Baden über zusätzliche Informationsmonitore zeigen wird, versteht sich als eine Art Service Design, wobei er den Umstand, dass die Betrachter des Programms auf ihren Zug warten müssen und deshalb für jede Ablenkung dankbar sind, schamlos ausnutzt: Nicht nur für die Präsentation kleiner Geschichten und Alltagssorgen, die für ein Fernsehprogramm eindeutig zu undramatisch wären, sondern auch für eine langsame Schnittfolge, die den einzelnen Bildern unüblich viel Zeit einräumt

Statt Nachrichten und Wetterberichten bekommt man Ausblicke aus einem Zugfenster zu sehen, oder skurrile Dinge, die der Künstler im Zentrum von Baden vorgefunden hat. Analog zu den Börsenkursen, die in Nachrichtensendern wie N-TV unten durch das Bild laufen, hat auch Davide Legittimos Programm seinen Newsticker; darin reihen sich allerdings banale Geschichten und Slogans aneinander, wie sie sonst nur in Lokal- und Quartierzeitungen geduldet werden.

Der Titel von Davide Legittimos Arbeit entspricht denn auch ganz diesem Credo: Am Mittwoch ist grosser Waschtag. Ursprünglich entstammt diese Aussage einer Schlagzeile aus einer Tageszeitung, was einigermassen überraschen muss, da hier, anders als sonst üblich, nicht ein aktueller bis skandalöser Sachverhalt, sondern eine grosse Trivialität plakativ aufgeblasen wird. Ähnlich wie in dieser Schlagzeile, so widmet auch Davide Legittimo dem Anliegen "des kleinen Mannes" seine Aufmerksamkeit. Und wer könnte schon leugnen, dass am Ende nicht das weltpolitische Geschehen, sondern der Waschtag, die Termine für das Altpapier, oder die davongelaufene Katze das sind, was uns wirklich nahegeht.

Unter dem Titel INFOLGE startete am 5. April 2000 ein neues, programmatisch offenes Kunst am Bau Projekt auf dem Areal des Bahnhof Baden, wo ein Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs neu strukturiert wird.

Für dieses städteplanerisch ambitionierte und komplexe Bauvorhaben hat die Stadt Baden nach neuen Ansätzen im Umgang mit Kunst am Bau gesucht. Im Herbst 1998 wurden 5 Künstler (Teams) zu einem Studienwettbewerb eingeladen mit dem Auftrag, Konzepte für den Einbezug von Kunst beim Aus- und Umbau des Bahnhofs zu entwickeln.

Mit dem langfristig angelegten Projekt INFOLGE des Künstlers Daniel Robert Hunziker hat sich die Fachjurie für ein Konzept entschieden, das nicht auf eine abschliessende künstlerische Gestaltung des Ortes/Areals, sondern auf eine Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichen Raum abzielt.

Gemeinsam mit den Kunsthistorikern Sarah Zürcher und Oliver Kielmayer, sowie der Künstlerin Christina Hemauer will Hunziker in den nächsten 3 Jahren in regelmässigen Abständen Künstler und Künstlerinnen einladen, sich mit den unterschiedlichen ästhetischen, sozialen und politischen Konfliktfeldern des Ortes auseinander zu setzen. Präzise, zeitlich befristete Interventionen sollen in regelmässigen Abständen bereits während der Bauphase in diesen sich im Wandel befindenden öffentlichen Raum eingreifen, damit er nicht zur simplen Fassade für alltägliche Verrichtungen verkommt.

Ausstellungsdauer: 6.4. - 19.5.2002

Bahnhof Baden
auf den Perrons
5400 Baden

INFOLGE
Kunstprojekt Bahnhof Baden
Lutherstrasse 30
8004 Zürich
Telefon 01 291 53 45
E-Mail: info@infolge.ch

www.infolge.ch