© Edit Oderbolz

Edit Oderbolz: Loop (Atelieransicht), 2007


Edit Oderbolz
Loop

Markus Bösch & Tom Heinzer
BASISRAUM - Die eingebildeten Toten



Im März und April 2007 hätte die Anwandstrasse 9 einer umfangreichen Fassaden- und Dachrenovation unterzogen werden sollen. Der Umbau hätte teilweise auch die Räume von Les Complices* in Beschlag genommen. Aus der Not eine Tugend machend, entschlossen wir vergangenen Herbst, während des Umbaus eine Gruppenausstellung zu realisieren, die die Überlagerung der Ausstellungs- und der Umbausituation nicht als Störung oder Einschränkung des Betriebs von Les Complices* versteht, sondern als Chance für ein Ausstellungsprojekt, das sich mit den speziellen Gegebenheiten und dem Kontext ausserhalb der unmittelbaren Ausstellungsräume auseinandersetzt. Schön und gut. Doch kaum war's konzipiert, wurde der Umbau verschoben. Und die Ausstellung stand ohne ihren spezifischen Kontext da.


Zwei der geplanten Projekte, unter anderem ein von Christian Ratti angedachtes ortspezifisches Werk, beziehen sich direkt auf die Umbausituation und verschieben sich nun mit der Baustelle durchs Jahr. Davon dann mehr diesen Herbst. Hoffentlich. Die Projekte von Edit Oderbolz und Markus Bösch & Tom Heinzer lösten sich schon in den ersten Diskussionen vom direkten Bezug zur Baustelle, beziehungsweise verstanden diesen zunehmend als einschränkend.


Also dann: Les Complices* proudly presents: Edit Oderbolz und das Künstlerduo Markus Bösch & Tom Heinzer. Beide entwickeln raumgreifende Installation eigens für die Ausstellung. Und es sei hiermit eingestanden: So gut hätten wir die Kombination nie planen können!


Edit Oderbolz
Loop



Edit Oderbolzs Skulpturen und Installationen transformieren alltägliche Materialien in minimalistische Skulpturen denen gleichermassen poetische und humoristische Qualitäten innewohnen. Der oftmals langwierige und technisch ausgetüftelte Installationsprozess tritt dabei gegenüber der entlarvenden Selbstverständlichkeit der Werke in den Hintergrund.


Dingen, die sich in jedem Haushalt finden, verschafft Edit Oderbolz ein glamouröses Eigenleben, das herkömmliche Unterscheidungen in high und low, banal und raffiniert in Frage stellt. Die subtil subversive Geste der freien Interpretation ermöglicht Edit Oderbolz ihre eigenständige Aneignung alltäglicher Massenwaren. Entgegen der vordefinierten dekorativen oder baulichen Nutzung von Pressspanplatten, Teppichen oder Winkeln konzentriert sich Edit Oderbolz auf deren spezifische Eigenheiten und bringt diese mittels Zweckentfremdung in beindruckend reduzierter Formsprache zur Geltung. Ihre Installationen treten somit in einen spielerischen Dialog mit den sie umgebenden architektonischen Gegebenheiten und vermögen die Wahrnehmung von Räumen mit listigem Blick zu modifizieren.


Die Installation Loop wurde von Edit Oderbolz eigens für einen Raum von Les Complices* konzipiert. Begleitend zu der Ausstellung erscheint ein Multiple der Künstlerin in der Reihe Edition Les Complices*.


© Markus Bösch & Tom Heinzer


Markus Bösch & Tom Heinzer
BASISRAUM - Die eingebildeten Toten



Der Negator, Der Gleichzeitigkeiter, Der Dichterer, Der Wortschatzer, Der Bankrotteur und weitere eingebildete Tote bilden die Ahnengalerie von Markus Bösch und Tom Heinzer. Anders als die Blutsverwandten in den Ahnengalerien alter Geschlechter, stehen die eingebildeten Toten für Prozesse oder Raumzustände, die die Kunst und somit die Wirklichkeit seit langer Zeit prägen. Dieses Wirkungsfeld der eingebildeten Toten suchen die beiden Künstler zu ergründen.


Die eingebildeten Toten teilen die Masse in Unterkategorien auf. Sie greifen ein Wort aus der Liste und ordnen ihm wiederum eine eigene, spezifischere Liste zu. Die Unterteilungen in Listen, Kisten, Ordner und Figuren suchen jedoch nicht nach einer Übersicht in der Fülle der Referenzen. Vielmehr erweist sich die Arbeit als Bannspruch gegen den Fluch des Nachgeborenseins. Ein erreichbares Ziel der Tätigkeit ist demnach nicht von Interesse. Es gilt sie zu tun.


Ein weiterer Bezugspunkt von "BASISRAUM - Die eingebildeten Toten" findet sich in der gegenwärtigen Auseinandersetzung von Markus Bösch und Tom Heinzer mit dem Material Asphalt. Der aus Kalkstein und Bitumen zusammengesetzte Rohstoff wird aufgrund seiner wasserabweisenden Qualität seit tausenden von Jahren unter anderem in der Architektur, im Schiffbau oder zur Mumifizierung eingesetzt. Zudem zeichnet sich das tiefschwarze Material durch eine stete Zähflüssigkeit aus, die mit steigender Temperatur abnimmt. Mittlerweile grösstenteils synthetisch hergestellt, akkumulierte natürlicher Asphalt gepresste Unendlichkeiten zur zähflüssigen Ur-Schlacke. Zudem weist Asphalt das tiefste Schwarz aller natürlichen Materialien auf. Asphalt und seine ästhetische Qualität wird von Bösch und Heinzer für Installationen und zur Überarbeitung von Bildmaterial verwendet, die auf dem Wirkungsfeld der Ahnengalerie der eingebildeten Toten platziert werden.


Den Werkgruppen, bestehend etwa aus gefundenem und überarbeitetem Bildmaterial aus der Architektur- und Kunstgeschichte, dem Raum des Paideuma, oder einer Serie von verborgenen Monumenten - Installationen in nicht zugänglichen Gebäuden, zum Beispiel einer stillgelegten Asphaltmine im Jura - gelingt es, offenen und komplexen Feldern eine konzentrierte, ästhetisch verführerische, fast ausschliesslich in schwarz/weiss gehaltene, Form zu geben.


In der Reihe Les Complices* Edition erscheinen von Markus Bösch und Tom Heinzer aus Asphalt gegossene Schlusssteine als Multiple. Schlusssteine werden beim Bau von Bögen oder Gewölben eingesetzt. Durch einsetzen eines Schlusssteins am höchsten Punkt eines Gewölbes wird dieses selbsttragend. Der Schlussstein aus zähflüssigem Asphalt negiert durch seine Beschaffenheit seine eigentliche Aufgabe. So wird am eigentlichen Schlusspunkt wieder von vorn begonnen, respektive weitererzählt, mit dem Wissen und der Sehnsucht nach dem Unendlichen.


Das Jahresprogramm 2007 von Les Complices* wird unterstützt von: Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Fachstelle Kultur des Kantons Zürich, Jahressubventionen des Bundesamtes für Kultur.


Ausstellungsdauer 14.3. - 14.4.2007

Öffnungszeiten Mi 18 - 22 Uhr (Bar), Do-Sa 14 - 18 Uhr
oder nach Vereinbarung


Les Complices*
Espace libre & Edition
Anwandstrasse 9
8004 Zürich
Telefon +41 (0)43 243 88 77
Email Info@lescomplices.ch

www.lescomplices.ch