Brigitt Egloff
Idealnatur

Franticek Klossner
video a fresko


Die Werkreihe "Idealnatur" von Brigitt Egloff entstand 2002/03 während eines halbjährigen Atelierstipendiums in Berlin. Die Arbeit basiert auf zwei Ebenen: einer fotografischen und einer zeichnerischen. Dabei führt die zeichnerische Bearbeitung das fort, was die fotografischen Oberflächen zu verstecken trachten. Die Künstlerin schreibt zu ihrer Arbeit:

"Mittels der zeichnerischen Bearbeitung, ausgeführt in einer Kratztechnik, werden diese Bilder geöffnet, interpretiert, kommentiert: Die zellartigen Module können womöglich zuerst als Erinnerung daran verstanden werden, dass auch ungeordnetste Natur in ihrer Beschaffenheit einem rigiden mathematisch-biologischen Plan folgt. Doch diese nahe liegende Betrachtung hat mich weniger interessiert. Mit meinen zeichnerischen Interventionen versuche ich vielmehr, neue Räume zu definieren: zwischen Echtheit und Artifiziellem. Die Raster- und Gitterformen, in die Fotografien gelegt, dürfen Irritationen schaffen: Das kristalline Netz mag einerseits wie eine heimatlose Architektur erscheinen, welche in Konkurrenz zur Natur tritt, eine Ankündigung von Urbanität. Als optischer Eindruck (Gerüst, Abschrankungen, Gehsteigplatten) durchzieht es das Bild der sich im Auf- und Umbruch befindenden Stadt. Anderseits wirken solche Netze zwangsläufig auch wie eine Bedrohung: Sie grenzen ein und aus. Doch schliesslich helfen sie, die Natur in eine neue Form zu bringen, neue Räume zu schaffen - eine Idealnatur. Doch mindestens so wichtig wie die neue räumliche Wirkung ist mir die rhythmische Kraft der Raster: Wer in diesem Wechsel von Mustern eine Visualisierung des nahen Grossstadt-Sounds erkennt, hat gut zugehört".


Appell und Rapport
video a fresko / interaktive Wandmalerei


Mit dem Titel "Appell und Rapport" zielt der Künstler Franticek Klossner gleichzeitig auf formale, inhaltliche und dramaturgische Aspekte dieser interaktiven Video-Wandmalerei: Fünf uniformierte Soldaten der Schweizer Armee sind angetreten zur Interaktion mit dem Publikum. In der wechselseitigen Aneinanderreihung von mehreren Videoprojektionen erscheinen die Uniformierten in Form eines repetitiven Menschen-Ornaments. Diese ungleiche Gegenüberstellung evoziert Vorstellungen von Macht, Dominanz, Autorität oder Gewalt... damit verbunden Gedanken zum Individuum und zur Gruppe sowie zur Multiplikation des Individuums, des Klons.

Bringt das Publikum seine Stimme ins Spiel, bricht das "Bild der Macht" oder die "Macht des Bildes" in sich zusammen. Durch ein Mikrofon kann das Publikum die virtuelle Armee kommandieren. Nach einem Zufallsprogramm können dabei vierzehn verschiedene Video-Sequenzen "abgerufen" werden. Bei jedem Sprach-Appell fallen die Soldaten in jeweils unterschiedlichen tänzerischen Variationen "in Ohnmacht" oder sie begeben sich in symbolistische Körperhaltungen wie sie im Monumentalgemälde von Ferdinand Hodler "Blick in die Unendlichkeit" von fünf Frauen dargestellt sind (im Kunstmuseum Solothurn, wo die Erstpräsentation von "Appell und Rapport" realisiert wurde). Mit diesem ironisierenden Bildzitat verweist der Künstler auf Aspekte der klassischen Wandmalerei, die er in seinem "video a fresko" überhöht aufgreift und dramaturgisch einsetzt. Die narrativen Erwartungen an das vorgefundene "Bild der Macht" werden radikal nicht erfüllt... im lustvoll kindlichen Spiel werden Cliché-Bilder in ihre Umkehrung verwandelt und die vermeintlich kollektive "uniformierte" Bild-Wahrnehmung wird humorvoll hinterfragt.


Ausstellungsdauer: 15.2. - 9.3.2003
Öffnungszeiten: Mi-Fr 15 - 21 Uhr, Sa/So 15 - 19 Uhr


Kunstpanorama Luzern
Löwenplatz 11
6000 Luzern 6
Telefon 041 412 08 09
Fax 041 412 08 10
E-Mail info@kunstpanorama.ch

www.kunstpanorama.ch