© Rémy Zaugg

Rémy Zaugg: Über die Blindheit, 1999
4 Bilder aus der Serie
Aluminium, gespritzter Lack, Siebdruck, gespritzter Klarlack, je 193 x 231,5 x 4 cm
Courtesy Galerie Nordenhake, Berlin
Bildnachweis: Courtesy Galerie Nordenhake, Berlin


Einbildung - das Wahrnehmen in der Kunst


Marc Adrian (A), Darren Almond (GB), Getulio Alviani (I), Mario Ballocco (I), Alberto Biasi (I), Herbert Brandl (A), Angela Bulloch (CDN), Anthony Caro (GB), Chuck Close (USA), Gianni Colombo (I), Toni Costa (I), Gabriele De Vecchi (I) Jan Dibbets (NL), Olafur Eliasson (IS), Heinz Gappmayr (A), Taft Green (USA), Robert Irwin (USA), Ellsworth Kelly (USA), Rachel Khedoori (USA), Yves Klein (F), Richard Kriesche (A), Liz Larner (USA), Enzo Mari (I), Gruppo MID (I), Sarah Morris (GB), Ernesto Neto (BR), Max Neuhaus (USA), Matthew Ngui (SG), Helga Philipp (A), Qiu Shihua (CN), Markus Raetz (CH), Bridget Riley (GB), David Rokeby (CA), Alfons Schilling (CH), Michael Schuster (A), Henryk Stazewski (PL), Esther Stocker (I), Jorrit Tornquist (A), Grazia Varisco (I), Manfred Willmann (A), Rémy Zaugg (CH)


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Die Eröffnungsausstellung des Kunsthaus Graz lässt wahrnehmen: Das Erleben des Gebäudes des Kunsthaus Graz wird durch die Erfahrung der Werke der Ausstellung fortgesetzt. Mit über 40 internationalen Positionen der letzten vier Jahrzehnte konzentriert sich die Ausstellung auf spezifische Fragen der Perzeption und setzt diese dem direkten Versuch aus. Denn Wahrnehmung ist nichts Gegebenes, nichts Selbstverständliches. Die Herausforderung ist hier mit der präzisen Darstellung eines bestimmten Bereichs die Komplexität und die Einmaligkeit eines Vorganges darzustellen, der die Menschen von den biologischen Notwendigkeiten bis zu vielfältigen kulturellen Ansprüchen definiert. Bereits im Aussenraum fordert die Klanginstallation von Max Neuhaus als stündlich wiederkehrendes Signal die Aufmerksamkeit der BesucherInnen und PassantInnen und lädt ein, das Haus zu besuchen. In einem assoziativ strukturierten Ausstellungsaufbau werden verschiedene Gruppen von Wahrnehmungvorgängen einander ergänzend gegenübergestellt:


Im Space 02 beschäftigen sich eingangs die KünstlerInnen Sarah Morris, Chuck Close und Manfred Willmann mit den Phänomenen rund um die Gesichtswahrnehmung. Rasterungen und Ausschnitte betonen das Fraktale des Wahrnehmungsvorgangs und leiten zu den Werken von Esther Stocker über. Bridget Riley testet in ihren Musteranordnungen die Instabilität in der Anordnung von Farben und lässt dadurch scheinbar Bewegung entstehen. Bei Angela Bulloch oder Richard Kriesche wird die Bedeutung der Medien und deren Suggestivkraft in Bezug auf Erinnerungswahrnehmung für die BetrachterInnen sinnlich erfahrbar gemacht. Untersuchungen zur Licht- und Empfindungswahrnehmung präsentieren sich dann wiederum bei Robert Irwin oder dem sinnlich überwältigenden Lichtkreis von Olafur Eliasson. Bewegungswahrnehmung wird in verschiedenen Arbeiten italienischer Kinetisten, wie Grazia Varisco oder der Gruppo MID thematisiert: Eine spektakuläre Installation ist der Wiederaufbau des Spazio Elastico von Gianni Colombo, der schon an der Grazer trigon ´'67 die BesucherInnen in ein sich ständig veränderndes Koordinatensystem eintauchen liess. Perspektive und Raumwahrnehmung werden auch in den Arbeiten von Rachel Khedoori, Jan Dibbets oder Heinz Gappmayr hinterfragt.


Im Space 01 empfängt Alfons Schilling mit einer Installation, die Bewegungs- und Dreidimensionalitäts-wahrnehmung gleichermassen untersucht. In den realen Aussenraum greift David Rokeby mit seiner Installation, die Stillstand von Bewegung teilt. Alberto Biasi, Gabriele De Vecchi, Marc Adrian und Helga Philipp wiederum nutzen optische Effekte, um einerseits Tiefe zu simulieren und andererseits den Betrachter durch die eigene Bewegung aktiv in Wahrnehmungsabläufe einzubeziehen. Verschiedene skulpturale Werke von Liz Larner, Anthony Caro oder Taft Green ergänzen die Ausstellung und lassen das Augenmerk auf das Material in der Auseinandersetzung mit der Farbe und der Form fallen. Das Changieren zwischen den Ebenen wird so auch bei den Werken Mario Balloccos oder Rémy Zauggs zum Thema. Beide testen in ihren Werken unser visuelles Erfassen und gehen dabei den Gesetzen der Farbe und der Form nach. Ebenfalls von solchen Gesetzen der Farbe, wie aber von der Ambivalenz zwischen Licht und Schatten handeln Jorrit Tornquists Werken. In der Folge handeln die Arbeiten von Qui Shihua und Herbert Brandl davon, wie unser Bewusstsein bemüht ist, reduzierte Informationen zu ergänzen und zu etwas Ganzem und Sinnhaften zu formen.


Die Werke von Yves Klein und Ernesto Neto machen sodann unsere haptischen Erfahrungen reflexiv und sinnlich nachvollziehbar und rücken sie dabei in die Nähe der Visualität. Michael Schuster oder Matthew Ngui entlarven schliesslich den Prozess des Wahrnehmens als Schablone, der wir immer wieder aufs Neue verfallen: Nicht alles was wir zu erkennen glauben, ist das, was es in Wirklichkeit ist.


Der Besuch der Ausstellung mit ihren künstlerischen Untersuchungen zur Wahrnehmung fordert das gewohnte Sehen und Hören in diesem Kontext neu zu überdenken. Scheinbar Bekanntes wird neu erfahren.


Der Katalog zur Ausstellung ist beim Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, erschienen und präsentiert die über 40 Positionen zeitgenössischer KünstlerInnen mit Werkabbildungen und einem Begleitext von Peter Pakesch. In der Gegenüberstellung mit ausgewählten, wissenschaftlichen Texten von Csaba Pléh, Gabór Zemplén und Ilona Kovacs geht es darum, den Betrachter für Wahrnehmungsprozesse zu sensibilisieren und ihn auch durch Täuschungen auf die Spur der komplexen Vorgänge in unserem Gehirn zu bringen.


Ausstellungsdauer: 25.10.2003 - 18.1.2004
Oeffnungszeiten: Di–So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 20 Uhr


Kunsthaus Graz (space 01 und space 02)
am Landesmuseum Joanneum
Lendkai 1
A–8020 Graz
Telefon +43 316 8017-9213
Fax +43 316 8017-9219
E-Mail info@kunsthausgraz.at

www.kunsthausgraz.at





Imagination - perception in art


Marc Adrian (A), Darren Almond (GB), Getulio Alviani (I), Mario Ballocco (I), Alberto Biasi (I), Herbert Brandl (A), Angela Bulloch (CDN), Anthony Caro (GB), Chuck Close (USA), Gianni Colombo (I), Toni Costa (I), Gabriele De Vecchi (I) Jan Dibbets (NL), Olafur Eliasson (IS), Heinz Gappmayr (A), Taft Green (USA), Robert Irwin (USA), Ellsworth Kelly (USA), Rachel Khedoori (USA), Yves Klein (F), Richard Kriesche (A), Liz Larner (USA), Enzo Mari (I), Gruppo MID (I), Sarah Morris (GB), Ernesto Neto (BR), Max Neuhaus (USA), Matthew Ngui (SG), Helga Philipp (A), Qiu Shihua (CN), Markus Raetz (CH), Bridget Riley (GB), David Rokeby (CA), Alfons Schilling (CH), Michael Schuster (A), Henryk Stazewski (PL), Esther Stocker (I), Jorrit Tornquist (A), Grazia Varisco (I), Manfred Willmann (A), Rémy Zaugg (CH)


The inaugural exhibition of Kunsthaus Graz focuses on perception: the experience of the exhibits adds to the experience of the Kunsthaus Graz building. With more than forty international positions from the past four decades, the exhibition focuses on specific questions of perception, making them available for direct experimentation. Perception is not a given, not to be taken for granted. The challenge here – by presenting a specific sphere with great precision – is to demonstrate the complexity and uniqueness of a process that defines mankind, from the biological necessities to manifold cultural demands. Even before entering the exhibition, the audio-installation by Max Neuhaus sounds an hourly signal, inviting visitors and passers-by to visit the exhibition centre. The associative structure of the exhibition contrasts different groups of perceptual processes with each other.


In Space 02, for example, at the beginning of the exhibition, the artists Sarah Morris, Chuck Close and Manfred Willmann concentrate on the phenomenon of face perception. Grids and details emphasise the fractal aspect of the process of perception and link up to the works of Esther Stocker. In her patterns, Bridget Riley tests the instability of colours, thereby seemingly creating movement. Angela Bulloch and Richard Kriesche explore the meaning of the media and their suggestive power with regard to perceptual memory, providing a sensorial experience for the visitor. Studies on light and sensory perception are the theme for Robert Irwin and Olafur Eliasson's overwhelming light-circle. Motion perception is the focus of various works by Italian kinetists such as Grazia Varisco or Gruppo MID: one spectacular installation is the reconstruction of Gianni Colombo's "Spazio Elastico", that already immersed visitors in a constantly changing system of co-ordinates at the Graz trigon in 1967. Perspective and three-dimensional perception are the aspects explored in the works of Rachel Khedoori, Jan Dibbets or Heinz Gappmayr.


In Space 01, Alfons Schilling's installation investigates our perception of motion and three-dimensionality. David Rokeby's installation, that separates standstill and motion, extends into the outside. Alberto Biasi, Gabriele De Vecchi, Marc Adrian and Helga Philipp, in turn, take advantage of optical effects to simulate depth and to incorporate the viewer into the processes of perception by means of his own movement. Various sculptural works by Liz Larner, Anthony Caro and Taft Green complement the exhibition, focusing on material and exploring colour and shape. An iridescence between levels is also the subject of works by Mario Ballocco and Rémy Zaugg. In their works, both artists test our visual perception, investigating the laws of colour and shape. Jorrit Tornquist's works are also concerned with such laws of colour, but also with the ambivalence of light and shadow. Works by Qui Shihua and Herbert Brandl explore how our consciousness strives to complete reduced information in an effort to make something whole and meaningful.


The works by Yves Klein and Ernesto Neto reflect on our haptic experiences, explaining their sensory processes and juxtaposing them with the sphere of visuality. Michael Schuster and Matthew Ngui, finally, unmask the process of perception as a set pattern to which we succumb again and again: not everything that we think we see is what it really is.


Visiting the exhibition, with its artistic studies on perception, forces us to rethink our familiar habits of seeing and hearing in this context. We gain a new experience of what we think of as familiar.


The exhibition catalogue is published by Buchhandlung Walther König, Cologne and presents more than forty positions of contemporary artists, featuring pictures of works and an accompanying text by Peter Pakesch. By comparing selected scientific writings by Csaba Pléh, Gabór Zemplén and Ilona Kovacs, the aim is to sensitise the viewer to processes of perception and, by means of deceptions, to illustrate the complex processes in our brain.


October 25, 2003 - January 18, 2004


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