© Elmar Bambach


Elmar Bambach
Fotografien



Als Debut und erste Einzelausstellung in Deutschland präsentieren wir Arbeiten des jungen Fotografen Elmar Bambach. Die in den Galerieräumen gegenübergestellten Fotografien zeigen Motive, die einerseits am Rande von New York und andererseits auf den Färöer Inseln in Dänemark aufgenommen worden sind. Was wie ein Kontrastprogramm anmutet, erweist sich als Entfaltung verwandter Themen, bei denen New York nicht "lauter" oder "zentraler" erscheint als die abgelegenen Färöer Inseln im Atlantik, auf denen doppelt so viele Schafe wie Menschen beheimatet sind.


Der Standpunkt des Fotografen befindet sich am Rande von Spielfeldern, Lagerplätzen, vergessen wirkenden Brach- und Nutzlandschaften. Er beobachtet von Randzonen, Parkplätzen und Strassenrändern aus. Sein Blick führt über den zentralen Gegenstand der Betrachtung - ein Haus, ein Container, ein Fussballtor - hinaus, oft in die Weite, in einen Überblick oder in einen offenen Raum, der so offen und undefiniert ist wie der Himmel, der viele seiner Fotografien überwölbt. Auf Elmar Bambachs Bildern sind natürliche Gegebenheiten mit den darin eingebundenen Spuren oder Einrichtungen menschlicher Zivilisation eng verwoben. Die Betrachtung dieses Miteinanders findet in einer ruhig-konstatierenden Weise statt.


Eine Wiese und ein felsiger Hügelrücken nehmen eine Siedlung, Strassen, Zäune und Häuser auf. Ein offenes Feld und der Himmel vertragen durchaus einige abgestellte, angerostet-farbige Überseetransportcontainer. An einem Strand, der mit Treibgut oder Müll dekoriert scheint, verleibt sich der Sand die Gegenstände nach und nach ein. Auf verlassenen Parkplätzen wachsen Grasbüschel aus der gebrochenen Betondecke. Und die Färöer Inselbewohner als begeisterte Fussballspieler sagen: "... und wenn man besonders kräftig übers Tor schiesst landet der Ball im Atlantik...".


Bambach zeigt Landschaften, die der Zivilisation durchaus gewachsen sind: Autowracks und Fussballtore verwittern wie ein langsames Naturschauspiel. Was sich auf den Fotografien wie das Genre menschenleerer Landschaftsstilleben ausnimmt, auf denen jeder darin befindliche Gegenstand zu einem auf- und anregenden Protagonisten werden kann, könnte man auch als Landkarten bezeichnen. Einerseits fotografiert Bambach den unmittelbar vor ihm liegenden Raum, der Rückschlüsse auf seinen eigenen Standort erlaubt und der auf den Bildern als ein "Hier" erscheint. Andererseits verortet er auf seinen Bildern ein beobachtetes "Drüben", ein wenig fassbares, oft nebulöses, vages "Dahinten".


Zwischen "Hier" und "Dort", zwischen dem Randstandpunkt und dem Mittel- oder Zielpunkt der Betrachtung gibt es oft eine Trennungslinie, eine Zone in der die Verbindung, wenn nicht unterbrochen, so doch deutlich unterschieden wird: eine Leitplanke, eine Pipeline, ein Mäuerchen oder eine Narbe im Asphalt, rücken wie Binde- oder Trennungsstriche zwischen diese unterschiedenen Räumlichkeiten.


Verhaltenheit und Zurückhaltung zeichnen den Standpunkt des Fotografen aus, der sich oft weit hinter den Gegenstand seiner Betrachtung zurückzieht. Er bettet den Gegenstand selbst in einen erweiterten Kontext und in eben diesen wenig definierten Raum "da drüben", ein, der abgetrennt hinter einem Vorhang mit vielen Gesichtern immer wieder hindurch schimmert. Bambachs eigener Raum breitet sich wie eine Start- und Landebahn aus, bricht manchmal ab und geht dann unvermittelt oder anders weiter. Zwischen Menschenleere und Einsamkeit, zwischen Nähe und Distanz liegt die Spannung der gezeigten Orte, die auch so etwas wie ein "hier bin ich" sind.


Bambachs Fotografien zeigen eine unbewegt wirkende Welt, die da ist, wenig spricht und den eingeschlossenen Reichtum in Kargheit und Verlassenheit behauptet und in menschenleerer Stille. In einer Ruhe, die ist und nicht vorwegnimmt oder ankündigt. Zugleich - wenn man länger zusieht - scheinen sich die Fantasien des Fotografen auf den leeren Plätzen wie eine hintergründig-humorvolle Bande zu tummeln. Trotzdem: Stilleben ist ein Wort, das auf die Fotografien Bambachs zutrifft. Hier gibt es kein Drama und folglich auch keine Zuspitzung und keinen Höhepunkt. Es gibt nur das, was da ist und wie es ist, einfach so gesehen: Das heisst eine Art von Frieden finden, der die Dinge so sieht, wie sie sind, sie in ihrer Schönheit belässt, ohne hinzutun, wegnehmen oder korrigieren zu müssen. Oder überhaupt: ohne irgendwoandershin zu müssen. Hier schaut einer aus gemessener Ferne auf halb Himmel und halb Erde und sieht ganz ruhig, was da ist und wird von niemandem gestört, wie er den Spitzen alter Gräser folgt und eine tiefblaue Pfütze als des Himmels gefallenes Ebenbild willkommen heisst.


Cornelia Kleÿboldt, M.A.


Ausstellungsdauer: 26.11.2004 - 15.1.2005
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12 - 19 Uhr, Sa 12 - 16 Uhr


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Dina Renninger
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