© Eric Fischl

Sunroom. Scene 1, 2002
Oel auf Leinen
Courtesy Mary Boone Gallery, New York,
Jablonka Galerie, Köln


Eric Fischl
The Krefeld Project



Für sein "Krefeld Project" hat der amerikanische Maler Eric Fischl (geb. 1948 in New York City) das Krefelder Museum Haus Esters temporär in eine bewohnte Villa zurückverwandelt. Er engagierte zwei deutsche Schauspieler, die im Frühjahr 2002 drei Tage lang die Bewohner des Hauses spielten, und machte im Verlauf dieser Tage ca. 2000 Fotografien. Aus dieser umfangreichen Dokumentation, die Fotografien am Computer digital nachbearbeitend, gestaltete der Künstler eine Serie von zwölf grossformatigen Gemälden.


Dabei werden wir zu Zeugen eines Dramas zwischen Mann und Frau. Ein Drama nicht im herkömmlichen Sinn: Es gibt keinen Höhepunkt, keine Auflösung des Konflikts. Was sich in den Bildern des "Krefeld Project" abspielt, ist von untergründiger Natur, etwas, das Mann und Frau unentwegt beschäftigt, sie aneinander fesselt. Die Protagonisten bewegen sich in dem gehobenen Ambiente so selbstverständlich, wie es einer langen Gewohnheit entspricht. Vielleicht ist es Gewohnheit, dass sich das Paar in diesem Haus am Wochenende trifft. Jede Spur von Arbeit bleibt ausgeblendet, es sei denn als etwas, das den eleganten Lebensstil erst ermöglicht. Wir wissen nicht, ob es sich um ein Ehepaar handelt, ob es womöglich eine geheime Beziehung ist, die hier ihren Lauf nimmt; aber wir ahnen, dass die Stationen des Dramas aus einer Gewohnheit entspringen, die viele Jahre umfasst.


Aufschlussreich ist die Auswahl der Motive. Von Bild zu Bild wechseln die Perspektiven, das Szenarium erscheint einmal durch das Bewusstsein des Mannes hindurch betrachtet, ein andermal durch das Bewusstsein der Frau hindurch. Im ganzen gesehen erleben wir den weiblichen Part in einer grösseren Spannbreite der Affekte, während dem männlichen Part eher eine gewisse Einfältigkeit und Dumpfheit zugedacht wird. "She is never the fool", sagt Eric Fischl.


Fischls Bilderzyklus bezieht gerade einen wesentlichen Teil seiner Spannung daraus, dass das makellose Interieur immer wieder mit dem menschlichen Makel konfrontiert wird. Dadurch wird die Schärfe der Thematik forciert. In der eingefrorenen Mimik, der Gleichförmigkeit der Gesten, der Sprachlosigkeit der Partner, der Reduktion von Erotik auf blosse Körperlichkeit manifestieren sich Verzweiflung und Langeweile. Das ist die bittere Erfahrung, die Fischl uns mit seinem Bilderzyklus zu bedenken gibt.


Zur Ausstellung ist ein 80-seitiger, zweisprachiger Katalog (deutsch/englisch) mit Texten von Robert Rosenblum und Martin Hentschel erschienen. Ausstellung und Katalog wurden grosszügig gefördert durch die Kunststiftung NRW.


Ausstellungsdauer: 12.10.2003 - 25.1.2004
Oeffnungszeiten: Di-So 11 - 17 Uhr
Mo geschlossen


Museum Haus Esters
Wilhelmshofallee 91 - 97
D-47798 Krefeld
Telefon +49 215 21 97 55 80
Fax +49 215 21 97 55 82 22
E-Mail kunstmuseen@krefeld.de

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