© Kunsthalle Wien, 2004

Dong, 2004
Installationsansicht
Foto: Christian Wachter
© Kunsthalle Wien, 2004


Erik Steinbrecher
Politik oder Porno



"Anaconda", "Larry", "Pony", "Luder" oder "Afghan" heissen die stangenartigen Gerätschaften, die sich zusammen mit einem früher entstandenen Objekt - "Dong" - zu einer familialen Versuchsanordnung im project space der Kunsthalle Wien zusammenfinden. "Dong "- ein stabartiges Teil, mit dem man vieles, aber nichts Eindeutiges assoziiert: Prügel, Fluggeschoss, Waffe, Phallus oder Stab - hat eine Familie von in Material und Anmutung verschiedenen Teilen generiert: Sie ragen nun zu sechst aus der Wand in den Raum - in Reih und Glied.


Die eigens für den Kunsthalle wien project space konzipierte Schau resp. die dafür geschaffenen Werke bilden einen Vorstoss in die Skulptur, den der 1963 in Basel geborene, in Berlin lebende und als Architekt ausgebildete Erik Steinbrecher vor nicht allzu langer Zeit vorgenommen hat. In Biel, Bozen und Berlin waren kürzlich dysfunktionale Architekturen zu sehen: Zäune etwa, die wie Dächer an die Wand montiert wurden oder Zäune, die an Bänke montiert sich in Lehnen verwandelten.


Diese Form der Skulpturen stehen in schlüssiger Beziehung zu der Beschäftigung mit dem Archiv der Bilder, das Erik Steinbrecher seit bald 10 Jahren nach bestimmten Typologien anlegt und ausstellt. Zusammengetragen werden Schlafende auf Wiesen, Zäune aller Art, Pornos, Haarmonturen, Heimwerkergeräte oder demnächst Rädchen und Raupen in allen Variationen. Besagte Motive aus Zeitungen, Versandkatalogen und anderen Quellen werden gesammelt, sortiert, beschnitten oder sonst wie manipuliert.


Zu diesem Komplex von Typologien, die in abgewandelter Form methodisch wieder in den Skulpturen auftauchen, gesellen sich Videoclips und Loops, die Steinbrecher in sinnfälliger Ergänzung zu den Arbeiten zeigt. So z.B. "Fleisch": Sequenzen aus Spielfilmen oder Fernsehserien werden "umgebaut" und neu montiert. Die daraus resultierenden Handlungen der Akteure sind in scheinbar schlüssige, bei näherem Hinsehen aber paradoxe Handlungsabläufe verstrickt.


Die Juxtaposition der Teile, rasterartig an die Wand montiert, archivartig in Vitrinen gelegt oder zu einem Clip zusammengesampelt, erzeugt eine Bilderflut von Ähnlichem, ist aber als Derivat unterschiedlicher Herkunft und in der vorgebrachten Fragmentierung merkwürdig heterogen. Die Wirkung ist absurd-komisch bis frivol-perfide.


Kuratorin: Sabine Folie


Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Sabine Folie und Anselm Franke; deutsch/englisch; ca. 80 Seiten, Abbildungen.


Ausstellungsdauer: 4.6. - 1.8.2004
Oeffnungszeiten: täglich 16 - 23 Uhr, So/Mo 13 - 19 Uhr


Kunsthalle Wien
project space Karlsplatz
Treitlstrasse 2
A-1040 Wien
Telefon +43 1 521 89 33 (Infoline)
Email office@kunsthallewien.at

www.kunsthallewien.at


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