© Erika Schmied

Thomas Bernhard, 1972
© Erika Schmied


Photographien von Erika Schmied
Bernhards Oesterreich
Hundertwassers Paradiese



Diese Doppelausstellung vereint zum ersten Mal zwei grosse Photoserien von Erika Schmied, die in eindrucksvollem Kontrast zueinander stehen. Erika Schmied war viele Jahre hindurch auf den Spuren zweier grosser Österreicher unterwegs, die sich unterschiedlicher kaum denken lassen.


"Bernhards Österreich - Schauplätze seiner Bücher" belegt, wie akribisch genau nicht nur die in seiner fünfbändigen Autobiographie auftauchenden Orte seiner Jugend, sondern ebenso die Plätze, die in seiner erzählenden Prosa eine gewichtige Rolle spielen, ihren Vorbildern in der Realität entsprechen. Von der Lungenheilstätte "Grafenhof" in St. Veit im Pongau bis zum respekteinflössenden Schloss Wolfsegg im Hausruck, vom ehemaligen Jugenderholungsheim in Grossgmain bis zum alten Kalkwerk am Traunsee, vom Keller in der Salzburger Scherzhauserfeldsiedlung bis zum Restaurant "Auge Gottes" im neunten Wiener Bezirk liessen sich alle Schauplätze, die Bernhard in ihrer meist düsteren Stimmung so eindringlich beschworen hat, aufspüren und photographisch belegen. Erika Schmieds unsentimentale Aufnahmen machen die bis ins topographische Detail gehende Authentizität der Texte Bernhards geradezu physisch greifbar.


Ergänzt wird die Auswahl der Schauplätze seiner Bücher durch Aufnahmen der drei Häuser bzw. Höfe im Herzen Oberösterreichs, in denen Thomas Bernhard von 1964 bis zu seinem Tode 1989 lebte. Weitere Fotos zeigen den Schriftsteller, mit dem Erika und Wieland Schmied mehr als ein Vierteljahrhundert befreundet waren und in dessen Nachbarschaft sie wohnten, beim Kartenspiel, im Gespräch und auf seinen Spazierwegen.


Indes der eine Teil der Ausstellung im Aufbau den einzelnen Büchern Bernhards folgt und ihre Welt vorstellt, orientiert sich der andere Teil "Hundertwassers Paradiese - Orte seines Lebens" an der Biographie des Künstlers und den Plätzen, die ihm zur Heimat wurden. In ihnen hat er seine Vorstellungen eines idealen, eines naturnahen Lebens verwirklicht und sie dabei - soweit es ging - vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten.


In einem Bauernhof in der Normandie, einem ehemaligen kleinen Sägewerk im Waldviertel, in einem Garten - samt Gärtnerhäuschen - Venedigs, in der Bay of Islands in Neuseeland und schliesslich im Dachgeschoss eines von ihm umgestalteten Gebäudes im dritten Bezirk - dem KunstHausWien - hat er sich Quartiere eingerichtet, um inmitten einer von menschlichen Eingriffen freien, wild wachsenden Vegetation sich ungestört seinen Träumen hingeben zu können.


Wie wenigen anderen Menschen ist es Hundertwasser gelungen, den Gedanken und Empfindungen, die sein künstlerisches Werk bestimmten, auch in seiner privaten Existenz zu folgen. So sehr es ihn aber drängte, mit seiner Arbeit in die Öffentlichkeit zu wirken, so sehr versuchte er, diesen Bereich vor ihr abzuschirmen. Sein Ziel war ein von den Einflüssen der Zivilisation möglichst unberührtes Dasein, das die Quellen seiner Produktivität nicht gefährden durfte. Diesem Ziel ist er treu geblieben, auch wenn seine konsequente Verfolgung das Bild seiner Persönlichkeit in der öffentlichen Wahrnehmung zuweilen nur unscharf oder verzerrt erscheinen liess.


Auch der Hundertwasser (1928-2000) gewidmete Teil der Ausstellung wird abgerundet durch eine Reihe von Porträtfotos, die den Zeitraum von den sechziger bis zu den neunziger Jahren umfassen. Den Schlusspunkt setzt eine Aufnahme seines Grabes, das auf einem Hügel unter Bäumen auf der Nordinsel Neuseelands nahe dem pazifischen Ozean liegt.


Noch zu Lebzeiten Hundertwassers und mit seinem Einverständnis entstand der Plan, die Orte seines Lebens aufzunehmen und ihren Charakter in seiner Eigenart zu dokumentieren. Heute muten sie uns wie eine verwunschene Welt an, zu der wir keinen Schlüssel mehr besitzen.


Jede der beiden Photoserien von Erika Schmied umfasst mehr als 100 Bilder. Die Aufnahmen zu Thomas Bernhard liegen in drei Büchern im Residenz Verlag Salzburg vor: "Thomas Bernhards Häuser" (1995), "Thomas Bernhards Welt - Schauplätze seiner Jugend" (1999) und "Thomas Bernhards Österreich - Schauplätze seiner Romane" (2000). Die Photographien zu "Hundertwassers Paradiesen" wurden in einem Buch gleichen Titels gesammelt, das im Frühjahr 2003 im Knesebeck Verlag, München, erscheinen wird. Alle Bücher sind im KunstHausWien MuseumShop erhältlich.


Ausstellungsdauer: 12.6. - 31.8.2003
Öffnungszeiten: täglich 10.00 - 19.00 Uhr


KunstHausWien
Untere Weissgerberstrasse 13
A-1030 Wien
Telefon +43 1 712 04 95
Fax +43 1 712 04 96
E-Mail: office@kunsthauswien.at

www.kunsthauswien.at