© Eva Weinmayr

o.T., 2004


Eva Weinmayr


Eva Weinmayrs Ausstellung im mini salon wird nahezu unsichtbar sein und doch wiederum sehr präsent. Es gehört zum Kennzeichen zahlreicher ihrer Arbeiten, dass sie Gegebenheiten aus der Realität eines spezifischen Ortes aufgreift und manipuliert. In Zusammenarbeit mit Titus Kroder und Thomas Körner realisiert sie im mini salon drei unterschiedliche Arbeiten.


Im Bad, einem eigentlich nicht für Ausstellungszwecke vorgesehen Raum, greift sie mit einem Bodenmosaik in die bauliche Substanz ein. Das Mosaik bildet in einer traditionellen Abbildungstechnik einen Duschvorleger nach, den der Kurator als Nutzer der Wohnung tatsächlich verwendet. Das Abgebildete liegt auf seinem eigenen Abbild, selten allerdings wirklich deckungsgleich. Gerade diese Abweichung ist ein Phänomen, das die Künstlerin interessiert. Darüber hinaus verweist die situationsbedingte Lage des Vorlegers direkt auf alltägliche Handlungsweisen. Das Flüchtige in den Routinen des Bewohners, das für Ausstellungsbesucher sonst nicht greifbar ist, wird in dieser Bodenarbeit präsent und festgeschrieben.


Eine Soundinstallation im Büro gibt die Geräuschkulisse der Landsberger Strasse wieder, einer verkehrsreichen Hauptausfallstrasse Münchens. Zwei aussen an der Fassade angebrachte Mikrofone übertragen mittels Kabel, Verstärker und Lautsprecher die aufgenommenen Geräusche in den Büroraum. Die Schutzfunktion der Wohnung wird ad absurdum geführt. Andererseits erfährt das, was wir als Lärm wahrzunehmen gewohnt sind, eine subtile Umdeutung. Der Abbildcharakter der Soundinstallation verleitet zu einem aktiven, durchaus musikalisch geprägten Zuhören. Das ausserhalb des Gesichtshorizonts liegende Geschehen inspiriert die eigene Vorstellungskraft und erzeugt bei dem Besucher eine eigene Erzählung.


Durch Kontext- und Sinnverschiebungen sorgen die Arbeiten für eine veränderte Wahrnehmung des Alltäglichen. Die Bedeutungsänderung weckt ein Bewusstsein dafür, dass die Situation, die zuvor als neutral betrachtet wurde, bereits zuvor gesellschaftlich bedingte Nutzungen und Codierungen aufwies. Die Manipulationen Weinmayrs stellen der Sichtweise eines fertigen Gefügtseins der sozialen Welt auf teils subversive, stets aber intelligent-witzige Weise Alternativen an die Seite. Sie zeigen somit immer noch Spielräume für eine eigene Wahrnehmungs- und Handlungsautonomie auf.


Aus einer anderen Perspektive widerspricht die Ausstellung mit ihrem expliziten Bezug auf die Lebensumstände des Kurators dem Begriff einer Autonomie der Kunst. Sie befragt ausdrücklich und sehr konkret die Bedingungen und Hintergründe für das Entstehen und die Vermittlung von Kunst.


Ausstellungsdauer: 9.10. - 21.11.2004
Öfffnungszeiten: Freitags 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung


mini salon
Rüdiger Belter Kunstvermittlung
Landsberger Strasse 129
D-80339 München-Westend
Telefon +49 089-51 99 98 88
Fax +49 089-51 99 98 90
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