© Frank und Patrik Riklin

The Worlds Smallest Summit, 2004


Frank und Patrik Riklin
Das kleinste Gipfeltreffen der Welt



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Als "Atelier für Sonderaufgaben" arbeiten die St. Galler Künstler Frank und Patrik Riklin (*1973) seit 1999 zusammen. Die Arbeit des Ateliers umfasst sowohl Hilfeleistungen bei Alltagsproblemen als auch künstlerische Produktionen. Ihr Leitmotiv ist der Alltag.


In der Schweiz und ihren Nachbarländern Frankreich, Deutschland, Liechtenstein, Österreich und Italien besuchte das "Atelier für Sonderaufgaben" die sechs kleinsten politisch autonomen Gemeinden. In den Dörfern Ornes (F), Morterone (I), Reussenköge (D), Gramais (A), Corippo (CH) und Planken(FL) begleiteten sie die Dorfpräsidenten in ihrem (all)täglichen Leben. In Zusammenarbeit mit den Protagonisten wurden sowohl einzelne Szenen inszeniert als auch Vorgefundenes dokumentiert. Gegen Ende des Besuches übergaben Frank und Patrik Riklin den Dorfpräsidenten die Einladung zum Gipfeltreffen der kleinsten Gemeinden Europas auf dem Kamor (St. Gallen/Appenzell). Mehrere Kamerateams begleiteten die Teilnehmer zum Gipfeltreffen und dokumentierten den Weg der Anreise.


Nicht ein historisches Ereignis ist hier der Anlass für das Zusammentreffen der sechs Politiker, sondern allein die Initiative der Künstler. Es geht nicht um Sachprobleme und Machtfragen, sondern vielmehr um eine Atmosphäre menschlicher Begegnungen. Im Verlauf des Projekts können aus formellen Begegnungen wirkliche Gemeinschaften entstehen. Die Künstler selbst bezeichnen das soziale Gefüge ihrer Arbeit als "unübliche Gemeinschaften".


Eine Videoinstallation erzählt in essayistischer Form, wie aus der Initiative des Ateliers für Sonderaufgaben das kleinste Gipfeltreffen der Welt entstand. Sechs Monitoren zeichnen in dokumentarischer Form ein Bild von der Idee des Gipfeltreffens nach. Erste Kontakte zu den Dorfpräsidenten, die Einladung und schliesslich die Anreise der sechs Präsidenten bilden die Handlungsstruktur der Installation. Die Kamera folgt jedoch nur bis zur Ankunft auf dem Gipfel des Kamor der Realisierung dieser Begegnung. Das Treffen selbst entzieht sich unserer Betrachtung und bleibt Gegenstand einer Fiktion. Fotografische Gruppenaufnahmen des Gipfeltreffens führen die Erzählung auf einer anderen Ebene weiter - zwischen Dokument und Inszenierung. Frank und Patrik Riklin lancieren ein Ereignis, das sowohl im Alltag als auch im Kontext der Kunst Bedeutung konstituiert.


Mit einer Gedenkplakette des Gipfeltreffens haben die Teilnehmer ein öffentlich sichtbares Zeichen auf dem Gipfel des Kamor gesetzt. Die Gespräche der Dorfpräsidenten fanden aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Frank und Patrik Riklin benutzen damit allseits bekannte Zeichen der Organisation und Mediatisierung von internationalen Gipfeltreffen, um diese im Kontext der menschlichen Begegnung politischer Repräsentanten auf ihre Weise umzudeuten.


Die sechs Dorfpräsidenten vertreten die kleinsten politisch selbständigen Einheiten ihrer Nationen. Sie leben in einem überschaubaren gesellschaftlichen Raum. Die Gespräche des Treffens sollen den Teilnehmern der Runde nichtsdestotrotz eine Chance für internationale Kontakte und Erfahrungsaustausch bieten. Auf diese Weise wird von den Künstlern eine Allianz der Kleinsten initiiert, die sich im Gegensatz zu globalem Fusionsdrang und Grössenfantasien mit der Basis des politischen Lebens auseinandersetzt: mit der kleinsten, politisch selbständigen Einheit. Frank und Patrik Riklin werfen Fragen auf, die besonders im Kontext der Schweiz eine aktuelle gesellschaftliche Brisanz besitzen. Sollen sich politische Einheiten isolieren oder Allianzen bilden?


Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Ostschweizer Kunstschaffen.


Ausstellungsdauer: 13.11.2004 - 16.1.2005
Öffnungszeiten: Di-Fr 14 - 18 Uhr, Sa/So 12 - 17 Uhr


Neue Kunst Halle
Davidstrasse 40
9000 St. Gallen
Telefon 071 222 10 14
Fax 071 222 12 76
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Frank und Patrik Riklin
The Worlds Smallest Summit


The St. Gallen-based artists Frank and Patrik Riklin (*1973) have been collaborating as the "Atelier für Sonderaufgaben" since 1999. The Atelier's work involves practical assistance with the problems of daily life as well as art productions - their leitmotiv for all their actions is the concept of "everyday life."


The Atelier für Sonderaufgaben visited the six smallest politically autonomous districts in Switzerland and its neighbours France, Germany, Liechtenstein, Austria and Italy. The village mayors of Ornes (F), Morterone (I), Reussenköge (D), Gramais (A), Planken (FL) and Corippo (CH) were the protagonists in a video-essay that consists of staged scenes as well as documentary footage.


At the end of their visits, Frank and Patrik Riklin delivered to each mayor an invitation for a summit on the Kamor (Appenzell, CH).The essay-like video-installation relates the story of how the initial idea for the Worlds Smallest Summit became an event. Nevertheless, the contents of the meeting itself are beyond our knowledge and remain an object of speculation. Frank and Patrik Riklin manipulate signs and forms that are well-known from use in the organization and representation of international summits in order to redirect them toward a new context, giving political representatives the chance to truly get in touch with one another.


There is no external reason for this meeting of the six politicians to occur, rather it is solely initiated as an art project by the Atelier für Sonderaufgaben. It has little to do with specific issues or problems of political power, rather it is the creation of an atmosphere of human interaction. During the course of the project, formal encounters may actually become communities. The artists themselves call this social structure in their work "unusual communities".


With the generous support of the Ostschweizer Kunstschaffen Foundation.


November 13, 2004 - January 16, 2005