© Filip Haag

Filip Haag

Brennspritbilder

Seit anfang der Neunzigerjahre schafft Haag kleine Landschaftsdarstellungen auf kleinformatigem Papier. Er verwendet Brennsprit, den er auf einem liegenden Papier entzündet und auf den Grund einwirken lässt. Die daraus entstandenen Bilder assoziieren durch das Aufreten eingebrannter Konturen landschaftsähnliche Gebilde, aus denen aber erst mit der Beimischung von Tusche prägnantere Formen entwickelt werden können. Haag erkennt in den ihm zugefallenen Bildern Figuren, die er aus der Gesamtheit einer Arbeit herauslösen und verstärken möchte. Er schneidet besonders interessante Partien aus einem Blatt und isoliert einzelne Formen, indem er ihre Umgebung mit schwarzer oder weisser Farbe abdeckt. Zunehmend findet Haag in den Blättern Figuren mit anthropomorphem Charakter. Ende der Neunzigerjahre treten neben Landschaften, menschlichen und abstrakten Körpern auch botanische Formen auf.

Gleichzeitig sucht Haag auch nach technischen Möglichkeiten, grössere Formate schaffen zu können, was ihm bislang aufgrund der Gefahr, das Papier mit dem abbrennenden Sprit zu verletzen, kaum gelungen ist. Erst ein unbrennbarer Bildträger wie das Glas liess die Bilder aus den Miniaturformaten herauswachsen. Solche gebrannten Hinterglasbilder haben zudem den Vorteil, dass eine Form hinausgekratzt und dann rückseitig mit Farbe zugedeckt werden kann.

Fotopinselzeichnungen

Zeitgleich mit seinen ersten Versuchen mit Brennsprit beginnt Haag, mit Entwickler und Bleicher auf Fotopapier zu zeichnen. Im Unterschied zu den Brennspritbildern, wo der Zufall dem Künstler die Form anbietet, geht Haag im Falle der Fotozeichnungen von einer Bildvorstellung aus, der er sich mit dem Pinsel annähert. Er konzentriert sich auf die Darstellung menschlicher Gestalten und Portraits. Die Pinselspuren dunkeln auf dem Fotopapier ab, ohne dass ihre gestische Qualität verlorengeht. Haag schleicht sich als Maler in das Medium Fotografie ein, wodurch der Wirklichkeitsanspruch der fotografischen Darstellung ins Schleudern gerät.

Fotochemische Malerei

Die Erkenntnisse, die Haag aus den beiden vorausgegangenen Vorgehen gewonnen hatte, ermöglichen ihm seit 1997 eine Methode, die zu weiteren gestalterischen Möglichkeiten führte. Die Anwendung neuer Substanzen wie Sulfate, Sulfite, Salzkristalle, Salzlösungen und Fotochemikalien auf Farbfotopapier führen zu Resultaten, die ihm, wie bei den Brennspritbildern, als Vorlage zum Herausschneiden von Bildern dienen. Die Auswahl der Ausschnitte ist ein präziser gestalterischer Akt, auf den Haag viel Zeit verwendet. Es kann vorkommen, dass er in einer einzigen Vorlage mehrere Bilder entdeckt. Diese oftmals nur wenige Zentimeter grossen Stücke werden fotografisch reproduziert, in ein ideales Format vergrössert und auf Aluminium aufgezogen. In den fotochemischen Vorlagen sucht Haag nach Landschaften, abstrakten Formen und fluiden Farbausdehnungen, die an kosmischen Lichtregen oder Feuerwerk erinnern können.

(Text: Michael Krethlow)

Ausstellungsdauer: 4. - 26.5.2002
Oeffnungszeiten: Do-Fr 14-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr
und nach telefonischer Verabredung

Kabinett Bern
Michael Krethlow
Gerechtigkeitsgasse 72-74
3011 Bern
Telefon: 031 312 35 01
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