© Peter Fischli / David Weiss
"Fragen Projektion", 1999-2002
Diainstallation
© Peter Fischli / David Weiss


Peter Fischli und David Weiss
Über "Fragen Projektion" von Peter Fischli und David Weiss
Marjorie Jongbloed


Normalerweise ist das geschriebene Wort ein bleibendes Zeichen. Es wird, entweder in Anwesenheit oder Abwesenheit der AutorIn, von den Adressaten wiederholt (aus)gesprochen und gedeutet. Dies ist nicht möglich mit den von Fischli und Weiss in "Fragen Projektion" in Grossbuchstaben geschriebenen Wörtern und Sätzen. In dem abgedunkelten Raum erscheinen für einige Sekunden circa 400 von Hand geschriebene Fragen. Auf flüchtige und für die BetrachterInnen unvorhersehbare Weise tauchen Fragen auf, um gleich wieder im Dunkel zu verschwinden. Ohne die Sicherheit eines erklärenden Kontextes oder Titels erscheint jeder der projizierten Sätzen den BetrachterInnen als eine singuläre Einheit, die sie nur durch die Wiederholung des regelmäßig wechselnden Schauspiels deuten zu können glauben. Es handelt sich nicht um eine systematische Auflistung, aber um ein Durcheinander von großen und kleinen, philosophischen und banalen, sinnvollen und sinnlosen Fragen. Und es ist unwichtig ob sie richtig oder falsch, bedeutend oder unbedeutend sind. Fischli und Weiss scheinen vielmehr interessiert daran, durch die eingestreuten Fragen Denken und Handeln zu mobilisieren.

Einige Beispiele sind:

Kommen Meinungen von selbst?
Stimmen meine Säfte?
Fährt noch ein Bus?
Bellt der Hund die ganze Nacht?
Muss ich mir den Tod vorstellen wie ein Landschaft mit einem Haus wo man hineingehen kann und ein Bett steht wo man schlafen kann?
Gibt es die Welt auch ohne mich?
Kontrolieren mich die Tatsachen ?
Ist meine Dummheit ein warmer Mantel?
(Ist die Erde eine Mutter?)
Ist sie betrunken?
Etc.

Das Thema "Fragen" spielt schon in dem ersten Film von Fischli und Weiss "Der geringste Widerstand" (1981) eine bedeutende Rolle. Nach einer unbefriedigenden "Informations- und Bildungsreise" im Kunstmilieu, werden Ratte und Bär, die zwei Protagonisten des Films, von einem Verlangen nach Struktur und Zweckmässigkeit überfallen. Bär formuliert es wie folgt: "Ich hasse dieses Chaos auf der Welt. Nichts funktioniert. Alles ist hoffnungslos und traurig." Dieses Gefühl der Enttäuschung wird erst verschwinden, nachdem die Freunde beschlossen haben, ein Buch zu verfassen, in dem sie ihre wichtigsten Fragen auflisten und so ihre Welt wieder in Ordnung bringen. Im Film entsteht so das Buch "Ordnung und Reinlichkeit", in dem etwa die Verhältnisse zwischen Himmel und Erde, Zukunft und Vergangenheit, Geburt und Tod mittels Tabellen und Texten erforscht werden. Fischli und Weiss widmen sich 1985 mit der Skulptur "Fragentopf" erneut den Fragen von Ratte und Bär. Auf den circa ein Meter hohen "Fragentopf" aus Polyurethan sind innen Fragen gemalt, die wir zum Teil in der Fragen Projektion wiederfinden.


Ausstellungsdauer: 18.10.2002 - 19.1.2003
Öffnungszeiten: Di 10 - 20 Uhr, Mi-Fr 10 - 18 Uhr
Sa/So 11-18 Uhr
Mo geschlossen


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