![]() Nikoletta Zissi: Aus der Serie "Mein Leben als Barbie", Haushaltsgerät-Barbie, 2002 C-Print, 27 x 17 cm Zeitgenössische Fotokunst aus Griechenland Manolis Baboussis, Christina Calbari, Melinna Kaminari, Panos Kokkinias, Yiannis Konstantinou, Nikos Markou, Lia Nalbantidou, Nikos Panayotopoulos, Vassilis Polychronakis, Epaminondas Schizas, Panos Vardopoulos, Nikoletta Zissi Als konsequente Fortsetzung einer Serie, die sich mit zeitgenössischer Fotografie verschiedener Länder auseinandersetzt, zeigt der Neue Berliner Kunstverein eine Ausstellung zeitgenössischer Fotokunst aus Griechenland. Über die griechische Fotografie wissen wir in Deutschland wenig. Aus ihrer Geschichte im 20. Jahrhundert ist bei uns lediglich die in den zwanziger Jahren wirkende Fotografin Nelly weithin bekannt. Die Gründe dafür sind vielschichtig und liegen in erster Linie in der geschichtlichen und gesellschaftlichen Situation Griechenlands im vergangenen Jahrhundert. Erst in den siebziger Jahren, nach Wiederherstellung der Demokratie, trat die Generation der sog. "Neuen Griechischen Fotografie" in Erscheinung, meist Fotografen, die vorher jahrelang im Ausland gelebt haben. In den achtziger Jahren entwickelte sich zudem die notwendige institutionelle Infrastruktur mit entsprechenden Einrichtungen, wie dem "International Month of Photography" in Athen oder dem Fotofestival "Photosynkyria" in Thessaloniki. Aus diesem Gründergeist heraus entstand 1997 auch das Thessaloniki Museum of Photography, das seine Tätigkeit ausschliesslich der Präsentation und dem Sammeln zeitgenössischer Fotokunst widmet und sich somit als idealer Partner für unsere Zusammenarbeit erwies. Die Ausstellung kann verständlicherweise keinen repräsentativen Überblick aller Richtungen der griechischen Fotografie der Gegenwart bieten und muss sich daher auf eine spezifische Auswahl beschränken. Sie soll am Beispiel von zwölf Künstlern zeigen, wie sich die heutige Fotokunst in Griechenland mit den beiden Themen "Raum", ein Erbe der Tradition der Landschaftsfotografie, und "Selbst", eine neu hinzugewonnene Beschäftigung mit dem Persönlichen und Intimen, auseinandersetzt. Zum ersten Themenkreis gehören die Arbeiten von Nikos Markou mit seiner Erkundung der zivilisatorischen Ruinen der Gegenwart, Epaminondas Schizas mit seinen auf pittoreske Strandszenen ironisch anspielenden und durch Konsummüll verunreinigten Meeresansichten, Nikos Panayotopoulos mit seiner in sich zerrissenen und in ihrer Realität widersprüchlichen Stadtlandschaften, Manolis Baboussis mit seinen sachlichen Aufnahmen von Bankautomaten und Tresorräumen als Sinnbilder für entmenschlichte Kommunikation, Panos Kokkinias mit seinen inszenierten und ein Gefühl der Einsamkeit vermittelnden Innenräumen, sowie die mit Computer generierten Bilder von Yiannis Konstantinou, die realistische Topografien von einer nicht existierenden Wirklichkeit konstruieren. Zum zweiten Themenkomplex zählen die Fotografien von Lia Nalbantidou mit ihren autobiografischen, das Vertraute untersuchenden Bildern, Panos Vardopoulos mit seinen skurrilen, mit veränderten Massstäben operierenden Alltagssituationen, Nikoletta Zissi mit ihren sozialkritischen Selbstdarstellungen in verschiedenen Rollenmodellen, Vassilis Polychronakis mit seiner wirkungsvoll inszenierten Bildfolge von Gewaltopfern, Christina Calbari mit ihren performativ situierten Kompositionen des fragmentarischen Selbst, schliesslich Melinna Kaminari mit ihren Erinnerungsfotos von Freunden, in denen die einzelnen Schichten des Gedächtnisses ein einheitliches Bild der Personen verwehren und so auf die stete Unvollständigkeit unserer Erinnerungen verweisen. Die Ausstellung, die anschliessend auch in Galerie der Stadt Sindelfingen, in der Stadtgalerie Kiel und im Halleschen Kunstverein gezeigt wird, erhielt eine grosszügige finanzielle Förderung durch die Griechische Kulturstiftung Berlin, die staatliche Kulturvertretung des Landes für den deutschsprachigen Raum. Der Katalog, der im Verlag Braus erscheint, ist Teil unseres Konzepts, die Fotokunst der Gegenwart mit einer fortgeführten Serie von Publikationen vorzustellen. Die Textbeiträge stammen von Kostias Antoniadis, Direktor des Thessaloniki Museum für Fotografie, und von Hercules Papaioannou, Kurator ebendort. Kurator: Hercules Papaioannou, Thessaloniki. Ausstellungsdauer: 17.1. - 29.2.2004 Oeffnungszeiten: Di-Fr 12 - 18 Uhr,Sa/So 14 - 18 Uhr NBK Neuer Berliner Kunstverein Chausseestrasse 128/129 D-10115 Berlin Telefon +49 30 280 70 20 Fax +49 30 280 70 19 Mail nbk@nbk.org www.nbk.org |