Franz Gertsch
Die Retrospektive (Teil 2: 1977-2005)



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Der zweite Teil der Ausstellung im Kunstmuseum Bern, der das reife Werk Gertschs seit 1977 zeigt, ist zu gleichen Teilen den Gemälden wie den Arbeiten auf Papier gewidmet, insbesondere den seit 1986 entstandenen Holzschnitten. Um die grossen Formate optimal zur Geltung zu bringen, sind die Gemälde in den hohen Räumen im Obergeschoss des Stettlerbaus ausgestellt, während die monumentalen Holzschnitte hauptsächlich in der Treppenhalle des Neubaus ihr farbliches Zusammenspiel entfalten.


In den späten siebziger Jahren konzentriert sich Gertsch auf eine Serie von fünf Porträts der Rockmusikerin und Lyrikerin Patti Smith, von denen hier vier versammelt sind. Diese Werkgruppe leitet den Übergang ein von der Schilderung einer epochenspezifischen Lebensrealität zur zunehmenden Fokussierung auf das Bild des Menschen jenseits jeder zeitlichen Bedingtheit. Von "Patti Smith I" (1977) zu "Patti Smith V" (1979) verlagert sich das Augenmerk allmählich von der Darstellung der Bühnensituation auf den Menschen Patti Smith. Die Tendenz zur Verinnerlichung verstärkt sich in den folgenden Gemälden, dem "Selbstbildnis" (1980) und den Frauenbildnissen der achtziger Jahre, von denen "Irène" (1980), "Verena" (1982) und "Johanna I" (1983/84) zu sehen sind.


Der Künstler blendet mit der Reduktion auf das Brustbild und dem Wechsel vom Querformat zum annähernd quadratischen Bild auch die Attribute des zeitgenössischen Lebens mehr und mehr aus, um schliesslich in "Johanna I" ein Menschenbild von fast beängstigender Intensität und Präsenz zu realisieren. Mit dieser inhaltlichen Verdichtung und Konzentration geht eine Verfeinerung der Technik einher: War seine Malweise in den frühen siebziger Jahren noch relativ grossflächig, so tupft Gertsch nun die Farbe in monatelanger akribischer Arbeit mit feinem Pinsel gleichmässig in die ungrundierte Baumwolle. Die Zeitlosigkeit des Bildes (oder: das Anhalten der Zeit im Bild) korreliert so mit der Zeitintensität seiner Herstellung.


Eine Auswahl von kleinformatigen Arbeiten auf Papier aus den siebziger und achtziger Jahren im graphischen Kabinett veranschaulicht noch einmal die Entwicklung von Gertschs Bildnisauffassung von den "Situationsporträts" der frühen siebziger Jahre (Jean-Frédéric Schnyder, 1972) zu den ikonenhaften Frauenporträts der achtziger Jahre und illustriert zugleich des Künstlers Virtuosität im Umgang mit den verschiedenen graphischen Medien (Aquarell, Gouache, Lithographie, Holzschnitt).


Auf der Suche nach einer stärkeren Abstrahierung des Bildgegenstandes gibt Gertsch 1986 die Malerei auf und beginnt statt dessen mit der Technik des Holzschnitts zu experimentieren, der er in Format und Ausdruck ganz neue, ungeahnte Möglichkeiten erschliesst. Indem er das Diabild nicht in eine lineare Zeichnung übersetzt, sondern mit dem Hohleisen Lichtpunkte ins Holz schneidet, bleibt sein Ansatz im Grunde genommen ein malerischer. Für die Ästhetik von Gertschs Farbholzschnitten ist im übrigen die Qualität der Materialien - handgeschöpftes Japanpapier sowie hochwertige Pigmente oft mineralischer Herkunft - von entscheidender Bedeutung. Jeder Abzug wird in einer anderen Farbe gedruckt und ist so letztlich ein Unikat. In diesem Medium setzt Gertsch zunächst die Reihe der Frauenporträts fort, deren anfänglich noch "bescheidene" Formate bald riesenhafte Ausmasse annehmen. Während die ersten Drucke noch aus drei übereinander gedruckten Platten entstehen, beschränkt sich Gertsch bald auf eine Platte, wodurch die Präsenz des Gegenständlichen gegenüber der Farbwirkung noch stärker zurücktritt.


Im Holzschnitt findet Gertsch nach jahrzehntelanger "Abstinenz" 1988 auch zur Naturschilderung zurück. Vom ersten, noch relativ konventionellen Landschaftsmotiv aus der Umgebung seines Hauses (Rüschegg) gelangt der Künstler bald zu einer monumentalisierten Nahsicht, in der der Naturausschnitt als "all over" das gesamte Bild erfüllt; durch die Aneinanderreihung von mehreren Blättern zu "Diptychen" und "Triptychen" steigert Gertsch noch einmal die Monumentalität der Darstellung, die den Betrachter nun gleichsam umfängt. Ähnlich wie in den Porträts sucht Gertsch jenseits des Momentanen, Akzidentiellen das Wesenhafte der Dinge darzustellen; bezeichnend ist, dass er dabei bewusst unscheinbare, alltägliche Motive wählt: die sanft gekräuselte oder stürmisch bewegte Oberfläche des Flusses Schwarzwasser und bescheidene Pflanzen wie Pestwurz oder Schilfgras. Die präzise Reproduktion der Fotovorlage führt dabei zusammen mit der durch die Technik bedingten Entmaterialisierung des Gegenständlichen zu einer einzigartigen Balance von Figuration und Abstraktion - oder, paradoxerweise, zu einer Abstraktion durch die Figuration. Dieser Aspekt spielt auch eine Rolle im Zyklus der "Gräser", mit dem Gertsch 1996 zur Malerei zurückkehrt, wobei er nun statt Acrylfarben natürliche Bindemittel und reine Pigmente verwendet.


Durch die Vergrösserung von Ausschnitten aus dem "Mutterbild" "Gräser I" gelangt der Künstler zu einer zunehmenden Überhöhung, ja Verfremdung des Naturbildes. Gleichsam als Pendant zu den Gräsern entstehen mit den "Silvia"-Porträts wieder gemalte Bildnisse, in denen Gertsch auf seiner Suche nach Verdichtung der Realität zu einem inneren Bild der Welt noch einmal einen neuen Höhepunkt erreicht. Als Weltpremiere wird des Künstlers jüngstes Gemälde erstmals öffentlich gezeigt: das erst vor kurzem vollendete Porträt "Silvia III", das mit seiner weiter differenzierten Technik und der kaum auslotbaren Komplexität des Ausdrucks mit der Bildniskunst der Renaissance wetteifert. Dem Konzept des Künstlers entsprechend, der diese beiden Werkgruppen immer in Beziehung zueinander gesehen hat, sind die vier "Gräser" und die drei "Silvia"-Porträts nebeneinander im eigens für die Ausstellung umgebauten Hodler-Saal ausgestellt.


Der 1. Teil (1969-1976) der Ausstellung findet im Museum Gertsch in Burgdorf statt. www.museum-franzgertsch.ch


Hauptsponsor der Ausstellung: Credit Suisse


Ausstellungsdauer 13.11.2005 - 12.3.2006

Oeffnungszeiten Di 10 - 21 Uhr, Mi - So 10 - 17 Uhr
Mo geschlossen


Kunstmuseum Bern
Hodlerstrasse 8 - 12
3000 Bern 7
Telefon +41 (0) 31 328 09 44
Fax +41 (0) 31 328 09 55

www.kunstmuseumbern.ch





Franz Gertsch
La rétrospective (2ième partie: 1977-2005)



La deuxième partie de l'exposition, au Musée des Beaux-Arts de Berne, qui montre l'œuvre mature de Gertsch depuis 1977, est consacrée à parts égales aux peintures et aux travaux sur papier, notamment aux gravures sur bois exécutées depuis 1986. Pour mettre les grands formats en valeur, les peintures sont exposées dans les hautes salles du premier étage du bâtiment Stettler, tandis que les gravures sur bois monumentales déploient leur harmonie de couleurs principalement dans la halle de l'escalier du nouveau bâtiment.


Pendant la fin des années septante, Gertsch s'est concentré sur une série de cinq portraits de la musicienne rock et poétesse lyrique Patti Smith. Quatre de ces portraits sont réunis ici. Cet ensemble d'œuvres sert de transition entre l'évocation d'une réalité de vie spécifique à une époque et une approche qui se concentre toujours plus sur l'image de l'être humain au-delà de toute contingence temporelle. De "Patti Smith I" (1977) à "Patti Smith V" (1979), l'attention se déplace progressivement de la représentation d'une situation théâtrale vers Patti Smith comme être humain. La tendance à l'intériorisation se renforce dans les peintures suivantes, à savoir l'autoportrait (Selbstbildnis) de 1980 et les portraits de femmes des années quatre-vingts, dont on peut voir "Irène" (1980), "Verena" (1982) et "Johanna I" (1983/84). En se limitant au buste et en passant du format rectangulaire à un tableau presque carré, l'artiste fait disparaître de plus en plus les attributs de la vie contemporaine pour réaliser finalement, dans "Johanna I", un portrait humain d'une intensité et d'une présence presque angoissantes. Cette densification et concentration au niveau du contenu va de pair avec un affinement de la technique: alors qu'il peignait, au début des années septante, par surfaces relativement grandes, Gertsch applique maintenant la couleur de façon uniforme sur du coton sans apprêt, au moyen d'un pinceau fin, au long d'un travail méticuleux qui s'étend sur des mois. L'intemporalité du tableau (ou: l'arrêt du temps dans l'image) est ainsi en corrélation avec la durée de sa production.


Un choix de travaux de petit format sur papier, des années septante et quatre-vingts, exposés dans le cabinet graphique, met encore une fois en évidence l'évolution de la conception du portrait chez Gertsch, des "portraits de situation" du début des années septante (Jean-Frédéric Schnyder, 1972) aux portraits de femmes à caractère d'icônes des années quatre-vingts, et illustre en même temps la virtuosité de l'artiste dans l'usage des différentes techniques (aquarelle, gouache, lithographie, gravure sur bois).


En cherchant à accroître le degré d'abstraction de ses tableaux, Gertsch en vient, en 1986, à abandonner la peinture. Il commence à expérimenter avec la technique de la gravure sur bois, à laquelle il ouvre des possibilités entièrement nouvelles et insoupçonnées, tant au niveau du format que de l'expression. Du fait qu'il ne transcrit pas la diapositive en un dessin linéaire, mais qu'il taille au burin des points de lumière dans le bois, son approche reste fondamentalement celle d'un peintre. Par ailleurs, la qualité des matériaux - du papier japonais fait main et des pigments de haute qualité, le plus souvent d'origine minérale - joue un rôle déterminant dans l'esthétique des gravures sur bois de Gertsch. Chaque tirage est imprimé en une autre couleur et est donc un exemplaire unique. Dans cette technique, Gertsch continue d'abord sa série de portraits de femmes, dont les formats encore "modestes" au début prennent bientôt des dimensions gigantesques. Les premières gravures sont obtenues par les tirages superposés de trois plaques; puis Gertsch se limite bientôt à une seule plaque, par quoi la présence des éléments figuratifs s'efface encore davantage par rapport à l'effet de la couleur.


Dans ses gravures sur bois, Gertsch revient aussi, en 1988, à la description de la nature, dont il s'était abstenu pendant des décennies. Partant de paysages encore relativement conventionnels aux alentours de sa maison (Rüschegg), l'artiste s'oriente bientôt vers des gros plans monumentaux, où un fragment de nature remplit toute l'image; en juxtaposant plusieurs feuilles en "diptyques" et "triptyques", Gertsch accroît encore la monumentalité de la représentation qui, en quelque sorte, enclos la personne qui la contemple. Comme dans ses portraits, Gertsch cherche ici à représenter l'essence des choses, au-delà du momentané et de l'accidentel; il est révélateur qu'il choisisse à cet égard consciemment des motifs quotidiens, insignifiants: la surface à peine ridée ou tumultueuse de la Schwarzwasser (une rivière) et des plantes modestes telles que l'herbe à la peste ou des roseaux. La reproduction précise du modèle photographique associée à la dématérialisation des éléments figuratifs découlant de la technique conduisent à un équilibre très particulier entre la figuration et l'abstraction - ou, paradoxalement, à l'abstraction par la figuration.


Cet aspect joue aussi un rôle dans le cycle "Gräser" (Herbes), avec lequel Gertsch revient à la peinture - c'est en 1996 - mais en utilisant cette fois des liants naturels et des pigments purs au lieu de couleurs acryliques. En agrandissant des fragments de "Gräser I", "l'image-mère" de la série, l'artiste amplifie de plus en plus l'image de la nature et crée même à l'égard de celle-ci un effet de distanciation. Le cycle "Silvia", en quelque sorte le pendant de Gräser, est un retour aux portraits peints; Gertsch y atteint un nouveau sommet de sa recherche de densification de la réalité en une image du monde intériorisée. Le tableau le plus récent de l'artiste est présenté en première mondiale: "Silvia III", portrait terminé tout récemment qui, par sa technique encore plus nuancée et la complexité presque insondable de l'expression, rivalise avec l'art du portrait de la Renaissance. Conformément au concept de l'artiste, qui a toujours considéré ces deux ensembles d'œuvres en relation l'un avec l'autre, les quatre "Gräser" et les trois portraits de "Silvia" sont exposés l'un à côté de l'autre dans la salle Hodler transformée spécialement pour cette rétrospective.


La première partie de l'exposition est en cours au Musée Franz Gertsch à Burgdorf. www.museum-franzgertsch.ch


Sponsor principal de l'exposition: Credit Suisse


Exposition 13.11.2005 - 12.3.2006

Heures d'ouverture Mar 10h - 21h, Mer-Dim 10h - 17h