© Franz Wassermann


Franz Wassermann
Tatenträger
Die Ehre der Katharina



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Mit dem österreichischen Künstler Franz Wassermann eröffnet Widmer+Theodoridis contemporary die neue Saison. In seiner ersten Ausstellung in der Schweiz zeigt der Künstler die neusten Werke aus der Reihe "Tatenträger" und "Existenz". Mit der ausgezeichneten Videoarbeit "I" bespielt Franz Wassermann parallel dazu den Projektraum "Ehegraben".


Das Wort "Tatenträger" leitet sich von "Datenträger" ab und verweist praktisch, aber vor allem inhaltlich auf die nahe Verwandtschaft. Was sind Tatenträger? Welche Information tragen sie? Was bedeutet der Untertitel "Die Ehre der Katharina"?


Grace Kelly, Eminem oder der Papst sind nur einige der Persönlichkeiten, die Franz Wassermann dieses Mal plakativ für seine Zwecke benutzt: Mittels Klebestreifen zieht er vom Trägermaterial, wie Magazine oder Zeitungen, Spuren und Schriften ab und setzt diese "Datenträger" neu zusammen.


Durch den Akt des Abziehens dieser Daten aus dem kollektiven Gedächtnis der Medien und dann subjektive Zusammensetzen, löst der Künstler die Bilder aus ihrem Kontext. Damit zeigt er vorher nicht sichtbare oder verloren gegangene Aspekte und Facetten auf. Aus Dekonstruktion wird Konstruktion und die Datenträger werden so zu Tatenträgern.


Wie schon in früheren Arbeiten spielt Franz Wassermann auch hier virtuos und scharfsinnig mit den Mechanismen der Wahrnehmung und Verzerrung. Seine Figuren befreit er zuerst aus ihrer Rolle als Objekt, in welche sie durch die Medien gedrängt wurden und formt diese nun nackten Informationen. Dabei nutzt er bewusst das Instrumentarium der Medienwelt.


Mit dem Bezug auf Heinrich Bölls Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann" verweist Franz Wassermann auf Manipulation, Macht und Ohnmacht in der Medienwelt als auch überhaupt in der Gesellschaft. Heinrich Böll sagte in einem Interview zu "Katharina": "Die Gewalt von Worten kann manchmal schlimmer sein als die von Ohrfeigen und Pistolen."


In der Serie "Existenz" stehen Aussagen wie "Mein Körper ist eine Waffe" oder "Mein Körper gehört nicht mir" als Spruchband quer im Gesicht des Künstlers und scheinen förmlich eine Sprechblase zu bilden. Die Aussage ist mit einem Trademark-Zeichen versehen, wie es auch in der Werbung bewusst eingesetzt wird. Auch hier richtet Franz Wassermann sein Interesse auf das Thema der Instrumentalisierung von Bild und Wort, somit potenziert er das Thema Macht und Ohnmacht.


Franz Wassermann (*1963) wurde in Österreich vor allem mit seinem Projekt "Barbie und Ken sind HIV-Positiv" bekannt. Sein Video "I" wurde international gezeigt und ausgezeichnet. In "Schubhaft" besetzte er die Kunstinstitution Galerie im Taxispalais in Innsbruck. Für "Ikonen" versenkt er berühmte Kunstwerke (z.B. von Joseph Beuys) in mit Wasser gefüllten Plexiglasbehältern. Seine letzte Einzelausstellung "DOCUMENTA XII" fand dieses Jahr im Kunstverein Rosenheim statt.


Ausstellungsdauer 25.8. - 1.10.2006

Oeffnungszeiten Mi-Fr 14 - 19 Uhr, Sa 12 - 18 Uhr, und nach Vereinbarung


Widmer+Theodoridis contemporary
Weggengasse 3
8001 Zürich
Telefon +41 (0)43 497 3970
Email mail@0010.ch

www.0010.ch





Franz Wassermann
Tatenträger
Die Ehre der Katharina



The season at Widmer+Theodoridis contemporary begins with a premiere: Austrian artist Franz Wassermann will present for the first time in Switzerland new works from the series "Tatenträger" and "Existenz". The project room "Ehegraben" will feature the prized video work "I".


The meaning behind the title of Franz Wassermann's series "Tatenträger", "Action Carriers", requires for the non-German speaking viewer a little explanation. In German the title is a play on words, using the word "Datenträger", which in English would translate "data-carrier", any medium on and by which data can be recorded, transferred or transmitted, and the German word for deeds, or actions, which is "Taten". Merely by exchanging the letter "D" with the harder more articulate "T", the artist begins to process ideas and observations into his works. Data, passive, becomes action. Mere documented information takes on the dimension of the act.


In using a method involving a variety of adhesive tapes, the artist begins a process of removing information from objects that have some form of recorded data. These objects take on many forms. The removal and subsequent reproduction of the information involves his personal confrontation with the material and manifests itself in various ways. The two-dimensional becomes three-dimensional. Deconstruction becomes reconstruction. Destruction becomes construction.


Grace Kelly, Eminem or the Pope are just a few icons Franz Wassermann uses for his purposes - just as the press and the media do. With reference to Heinrich Böll's "The Lost Honour of Katharina Blum" Franz Wassermann picks up the theme of power and powerlessness. The protagonist, Katharina Blum, is falsely accused by the sensation-seeking press. Finally she is driven to murdering the journalist responsible for ruining her reputation. Those who control truth - its construction as well as its certification - in a society are in a position of power. By deconstructing and reconstructing well-known images Franz Wassermann breaks up the dependence of those icons on the media - just like when Katharina shot the journalist and turned into Action.


"Mein Körper ist eine Waffe" (My Body is a Weapon) is one of the aphorism from the series "Existenz". Each one carries a Trademark sign as used in advertisement. As in "Tatenträger" Franz Wassermann references here to the dependence on and the use of image and body.


Franz Wassermann (*1963) became known in Austria with his project "Barbie and Ken are HIV-positiv". His video "I" has been presented internationally. For "Schubhaft" (Arrest) he occupied the institutional "Galerie im Taxispalais" in Innsbruck and for his "Ikonen" (Icons) he drowns and seals famous art pieces, as of Josef Beuys in water. His newest solo show "DOCUMENTA XII" was shown this year at the Kunstverein Rosenheim.


Exhibition August 25 - October 1, 2006

Gallery hours Wed-Fri 2 - 7 pm, Sat noon - 6 pm, and by appointment