© Georg Keller


Georg Keller
Der Arbeiter in vier gleiche Teile geteilt



In einer Installation mit dem Titel: "Der Arbeiter in vier gleiche Teile geteilt" im "New Space" untersucht und hinterfragt Georg Keller unser ökonomisches System. Leistungsdruck, das Verhältnis von Lohn und Anforderung und die Tatsache, dass eine Anstellung allein für den Lebensunterhalt oft nicht mehr ausreicht, sind Themen, mit denen sich die Rauminstallation in den neuen Räumen von Marks Blond beschäftigt.


Anhand eines Modells, das die Situation in extremer Weise komprimiert, empfindet der Künstler in einer 24-Stunden-Performance diese unverhältnismässigen gesellschaftlichen Anforderungen nach. Ein Gedankenspiel, das die Grenzen des menschlich Leistbaren auslotet.


Das Experiment bleibt nicht auf der gedanklichen Ebene stehen, sondern wird sogleich performativ umgesetzt. Der Künstler setzt sich in einer Art Laborsituation während 24 Stunden in seiner Installation selber "aus". In dieser Zeit wird er die unterschiedlichsten Berufe ausüben, sie dem Betrachter in erzählerischer Form veranschaulichen: In vier kleinen Räumen wird er abwechselnd vom Kioskverkäufer zum Alkoholbrenner, vom Maurer zum Büroangestellten. Die vier Räume sind durch kleine, Hundeluken ähnliche, Durchgänge miteinander verbunden und für den Betrachter umgehbar. Eine Arbeitssituation die kafkaesk anmutet. Der Wechsel von Raum zu Raum lässt sich nur in geduckter Haltung vollziehen. Die Arbeiten selber lassen keine Aufstiegschancen erkennen, sind vor allem dazu da, den nackten Lebensunterhalt zu bestreiten.


Nach 24 Stunden ist für Georg Keller das physische Experiment beendet. Übrig bleiben, neben der filmischen Dokumentation, ein unbelebtes Bühnenbild, eine Mauer, der Geruch von Alkohol und ein Unbehagen beim Betrachter. Des Künstlers Prüfung der gesellschaftlichen Anforderungen lässt den Betrachter wenn auch nicht schweissgebadet so doch nicht unberührt zurück.


Der Künstler, der zeitweilig in Warschau studiert hat, führt uns anhand seines Modells eine Szenerie vor Augen, die in der Schweiz, anders als in Polen, noch kein bedrohliches Ausmass angenommen hat. Wie lange es die Spass- und Freizeitgesellschaft in der Schweiz unter wachsendem globalem Wettbewerb jedoch noch gibt, bleibt eine Frage, die mitschwingt und vielleicht nachhallt.


Janna Steger, Bern


Ausstellungsdauer 10. - 24.1.2008

Oeffnungszeiten Do 16 - 21 Uhr, Fr 16 - 19 Uhr,
Sa 11 - 15 Uhr und nach telefonischer Verabredung


Marks Blond Project r.f.z.k.
Speichergasse 8
3011 Bern
Telefon 078 851 89 08
Email project@marksblond.com

www.marksblond.com