Gerhard Richter © Deutsche Guggenheim Berlin
Blick in die Ausstellungshalle
Photo: Mathias Schormann
© Deutsche Guggenheim Berlin


Gerhard Richter
Acht Grau



Mit der Ausstellung "Gerhard Richter: Acht Grau" präsentiert das Deutsche Guggenheim Berlin vom 11. Oktober 2002 bis 5. Januar 2003 das achte und jüngste Auftragswerk, das eigens für die Kunsthalle Unter den Linden entstandenen ist. Es setzt die Reihe der Arbeiten von James Rosenquist, Andreas Slominski, Hiroshi Sugimoto, Lawrence Weiner, Jeff Koons, Rachel Whiteread und Bill Viola fort. Neben der gefeierten MoMA Retrospektive anlässlich Richters 70. Geburtstages in New York im Frühjahr diesen Jahres, ehrt die Ausstellung im Deutsche Guggenheim Berlin den Künstler in Deutschland.

"Gerhard Richter: Acht Grau" besteht aus acht rückseitig emaillierten Glasplatten und knüpft an ein Thema in Richters Œuvre an, das bereits Mitte der 60er Jahre mit Monochromien und Arbeiten aus Glas seinen Anfang nahm. Die monumentalen Tableaus sind mithilfe von Stahlträgern 50 Zentimeter justierbar vor der Wand montiert und erscheinen als vieldeutige Objekte an der Grenze zwischen Malerei, Skulptur und Architektur. Vis-a-vis der Galeriefenster, die erstmals ungehindert den Blick nach draußen freigeben, entsteht ein Dialog mit dem Innen- und Außenraum, der Realität und Abbild ad infinitum überblendet.

Obwohl die dem Nichts gleichgesetzte "Nicht-Farbe" Grau jede Möglichkeit der Assoziation, Differenzierung oder Interpretation negiert, beteuert Richter: "Ich kenne kein Gemälde, das nicht illusionistisch ist" und stellt dann fest, dass "die [grauen Bilder] den rigorosesten Illusionismus von allen aufweisen". "Acht Grau" treibt dieses Paradoxon auf die Spitze. Die undurchlässige und zugleich reflektierende Oberfläche lässt das Werk zwischen Abstraktion und Repräsentation oszillieren. Der Betrachter steht vor einem einfarbigen Feld, das ihm ein Abbild seiner selbst und seiner Umgebung zurückwirft.

Wie in den verwischten Fotobildern, in denen ein flüchtiger Moment bleibende Form erstrebt, spiegelt "Acht Grau" eine schattenhafte, in stetem Fluss befindliche Konstellation. Das Kommen und Gehen der Betrachter repliziert den zufälligen Bildausschnitt des Schnappschusses. Ein Spiegel gibt getreu den Augenblick wieder und bleibt dadurch offen, grenzenlos. Anstatt eine konforme Sichtweise zu diktieren, fächert sich die monumentale Sequenz gleicher Flächen zu einem Prisma aus Blicksplittern und Blickmöglichkeiten, die unser tatsächliches Verhältnis zur Wirklichkeit nachzeichnen. Der Betrachter findet in "Acht Grau" nicht das erwartete Bild, sondern sein Ebenbild. Unbeengt von vorbestimmten Sehzwängen betritt er einen Freiraum der individuellen Erfahrung.

"Gerhard Richter: Acht Grau" wurde von Benjamin Buchloh, freier Kurator und Professor der Columbia University, kuratiert. Ausstellungsbegleitend erscheint ein Katalog mit einem umfassenden Essay von Buchloh über die neue Spiegelarbeit Gerhard Richters. Der Richter-Experte setzt "Acht Grau" in Kontext zum Œuvre des Künstlers und zu anderen Glas- und monochromen Arbeiten. Die Hardcover-Publikation ist zum Preis von ¤ 29 in Deutsch oder Englisch erhältlich.


Ausstellungsdauer: 11.10.2002 - 5.1.2003
Öffnungszeiten: täglich von 11 - 20 Uhr
donnerstags bis 22 Uhr
Führungen täglich um 18 Uhr
Themenführungen sonntags um 11.30 Uhr


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