© Gianni Motti


Gianni Motti


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Gianni Motti (*1958, lebt in Genf) überrascht in der Galerie Ars Futura mit Erscheinungen der ausserordentlichen Art. Ganz in der gewohnten Manier Gianni Mottis wird der Kunst eine gehörige Portion Realität zugemutet.


Der "Hacker der Realität", wie er auch schon genannt wurde, setzt gern Gerüchte in Umlauf und manipuliert durch seine multiplen Erscheinungen in den Medien das Bild der Realität. Er taucht immer am falschen Ort im richtigen Moment auf und greift aktiv oder scheinbar zufällig ins Weltgeschehen ein. Sein omnipräsenter Aktivismus setzt sich meist für eine bessere Welt ein und übt Kritik an bestehenden Ungereimtheiten aus. So erscheinen seine Assistenten im gelben T-Shirt mit dem Aufdruck Gianni Motti Assistant auf Pressebildern des G8-Gipfels und der Anti-WEF-Demonstration in Davos als Friedensaktivisten. Er stellt sich ebenso selbst vor das Regierungsgebäude in Kolumbien und versucht den Präsidenten Samper mit seinen parapsychologischen Fähigkeiten der Telepathie zu überzeugen, seine Präsidentschaft abzulegen, worauf er prompt des Landes verwiesen wird. Auf dem Parkett der Weltöffentlichkeit erscheint er ein weiteres Mal auf der Tagung für Menschenrechte der UNO in Genf auf dem Sitz des abwesenden indonesischen Delegierten, wo Motti mit seinem Engagement für ethnische Minoritäten für einigen Aufruhr sorgte. Der Vorfall wurde durch ein Foto dokumentiert, das ein anderer Abgesandter "zur Erinnerung für meine Frau" schoss.


Mottis Aktionen rufen Irritation und Verwirrung hervor. Gerüchte und Missverständnisse sind die Folge der meist mündlichen aber auch fotografischen Überlieferung der Ereignisse. Gianni Motti unterläuft die Regeln der bestehenden Kommunikationssysteme und infiltriert die mediale Tagesaktualität mittels ironischem Kommentar. Seine Eingriffe wirken absurd. Seine Taktik erfolgt in "terroristischer" Manier, zum Beispiel mittels Bekennungsschreiben an die Nachrichtenagentur Keystone, in denen er die Verantwortung für die millionenfachen Schäden des grossen Erdbebens 1992 in Kalifornien oder für die Explosion der Challenger-Raumfähre 1986 übernimmt. Er schafft im Spiel mit den Grenzen der Möglichkeiten immer wieder die Brücke zwischen dem Rationalen und Irrationalen zu schlagen und in beiden Sphären Unruhe zu stiften. Motti heisst, Kunst als Organ des sozialen und politischen Protests zu sehen. Das System Kunst hat sekundäre Bedeutung und erfährt meist erst nachträglich von den ominösen Aktivitäten.


Während der Prager Biennale im Juni diesen Jahres überzeugte er vier US-Soldaten als Sicherheitskräfte die Prager Nationalgalerie zu bewachen. Die illegale Aktion erinnerte an die Geiselnahme durch die tschetschenische Guerilla im Moskauer Theater. Gleichzeitig irritierte die militärische Präsenz die Betrachter und stellte den gegenwärtigen Sicherheitswahn zur Diskussion. Mottis Verbleib nach diesem letzten Coup bleibt bis zur Eröffnung der Ausstellung ein Mysterium. Nur soviel sei verraten: Auch die Gesandten der Ausserirdischen sind gegen das Motti-Virus nicht immun.


Sabine Rusterholz, September 2003


Ausstellungsdauer: 24.10. - 24.12.2003
Oeffnungszeiten: Di-Fr 13-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr


Galerie arsFutura
Nicola von Senger
Bleicherweg 45
8002 Zürich
Telefon: 01 201 88 10
Fax: 01 201 88 11
E-Mail: info@arsfutura.com

www.arsfutura.com





Gianni Motti


Gianni Motti (*1958, lives in Geneva) surprises in the Ars Futura Gallery with appearances of the extraordinary. Following his familiar style Gianni Motti demands art to compete with reality in a significant way.


The "reality-hacker", as he has been called, likes to spread rumours and usually manipulates reality with his multiple appearances in the media. He always emerges in the wrong place at the right moment and intervenes actively or coincidentally in the course of the world. His omnipresent activism stands up for a better world and critcises existing inconsistencies. Thus his assistants appear as peace activists in yellow T-Shirts with a Gianni Motti Assistant-print in media images of the G8-Summit and the Anti-WEF-Demonstration in Davos. He also stands up himself before the Government Building in Colombia trying to convince President Samper with parapsychologic abilities of Telepathy to resign. After the incident he was forced to leave the country. Motti reappeared on the international scene at the UN-Conference for Human Rights in Geneva on the seat of the absent Indonesian Commissioner, where Motti with his commitment for ethnic minorities was responsible for some trouble. The incident was documented with a photograph that was taken by another Commissioner "for the memory for my wife".


Mottis actions cause irritation and confusion. Rumours and misunderstandings are the result of the usually oral and photographic history of the events. Gianni Motti dodges the rules of the existing communication systems and infiltrates the daily topicality of the media by means of ironic comment. His interferences appear absurd. His tactics follow "terroristic" methods, for example by means of claiming responsibility for the millionfold damage of the large earthquake in California 1992 or for the explosion of the Challenger Space Shuttle 1986 by sending letters to the Keystone Press Agency. He is constantly playing with the limits of rational and irrational, acting as troublemaker. Motti perceives art as an organ of social and political protest. The system of art is of secondary relevance and usually only finds out about the sneaky activities later.


During the Prague Biennal in June this year he convinced four US-Soldiers to guard the Prague National Gallery as Security Forces. The illegal action reminded of the taking of hostages by the Chechnian Guerilla in the Muscovite Theatre. At the same time the Military presence irritated the spectators and questioned the present safety awareness. Mottis whereabouts after this last coup remain a mystery up to the opening of the show. Only this much is revealed: Even the Missionaries of the Extraterrestrial are not immune to the Motti virus.


Sabine Rusterholz, September 2003


24 October - 24 December 2003