© Bessie Nager

Bessie Nager: contre-parade, 2006
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Chantal Hoefs & Christine Schütz
Bessie Nager
Christine Zufferey



Das Helmhaus Zürich zeigt neue, eigens für diese Ausstellung entstandene Arbeiten von Chantal Hoefs & Christine Schütz, Bessie Nager und Christine Zufferey. Die raumgreifende, installative Ausstellung dreht sich um Geborgenheit und Entgrenzung, Reizüberflutung und Orientierung, um Menschen und Tiere, um grosse und kleine Gesten.


Einen Titel hat die Ausstellung mit Arbeiten von Chantal Hoefs & Christine Schütz (*1974 und *1972), von Bessie Nager (*1962) und von Christine Zufferey (*1970) nicht. Was die foto-malerischen Montagen, die Skulptur und die Videos von Bessie Nager, was die Tableaux vivants, die Videos, Skulpturen, das Environment von Chantal Hoefs & Christine Schütz, was die Zeichnung, die bühnenhafte Installation mit Skulptur und Wandtapete von Christine Zufferey - was dies alles zusammenhält, sind gemeinsame Intentionen, verwandte Entstehungsprozesse, ähnliche Motivwelten.


Die Arbeit der vier Künstlerinnen, die alle in Zürich leben, gründet auf einer Re-Interpretation von gesellschaftlichen und privaten, kollektiven und individuellen, öffentlichen und privaten Wahrnehmungen. Sie gründet auf einer Position des Beobachtens, die zugleich extern und intern ist - die Künstlerinnen bilden sich einen Ort der Verarbeitung, vielleicht könnte man sogar von einem Hort der Verarbeitung sprechen, und bleiben mit ihrer Arbeit gleichwohl involviert, sie halten den Kontakt zu Realitäten, deren Bedeutungsreichtum sie durchforsten: eine zunehmend beschleunigte Welt, deren Teile sich gleichzeitig näher kommen, wie sie sich voneinander entfernen. Diese Widersprüche zwischen Schnell und Langsam, Nah und Fern, Alt und Neu kollabieren in einer Wahrnehmungswirrnis - Ordnung, Orientierung, neue, verbindliche Geschichten, an denen man sich halten könnte, wären gefragt. Orientierungshilfen auf dieser unwägbaren, unberechenbaren Route durch die Wirrnis können nur Konjunktiv und Instinkt, Versuch und Spürnase sein, und was schliesslich im Ausstellungsraum zu stehen kommt, sind Möglichkeitsformen, deren tastende, prozesshafte Entstehungsgeschichte den Arbeiten eingeschrieben ist, die aber doch über eine entschiedene Verbindlichkeit verfügen, an die man sich halten kann.


Die Arbeiten der vier Künstlerinnen - vielleicht ist es kein Zufall, dass sie von Frauen stammen - sprechen nicht von Gewissheiten, die Setzungen sind nicht unverrückbar. Und doch sind sie selbstbewusst, ausgearbeitet, in einem Stadium, das ein Publikum integrierend aufnimmt. Die Pfade, die Fäden und Fährten sind ebenso überlegt wie intuitiv aus- und angelegt, in ihrer erzählerischen, verführerischen, ja märchenhaften Struktur entführen sie in ihre eigenen Welten. Der Ausstellungsraum wird exemplarisch zum installativen Instrument einer Auseinandersetzung, zur Parallelwelt, zum Gegenentwurf. Was draussen ist, bleibt präsent und hat doch Tendenz zu entgleiten, wird transponiert in eine Eigenwelt, in die man mehr und mehr eintaucht. Und kommt man raus, ist manches anders, ist die Wahrnehmung verschoben - oder endlich wieder zurechtgerückt?


Ein Gespräch mit den Künstlerinnen, Führungen mit Isabel Zürcher und eine musikalische Begegnung mit dem Raum - mit den Musikern Szuhwa Wu (Violine), Thomas Peter (Live-Elektronik), Raphael Camenisch (Saxophon; Konzept) und Damian Zangger (Trompete; Konzept, Komposition) - begleiten die Ausstellung.


Simon Maurer
Leitung Helmhaus Zürich und Kurator der Ausstellung


Ausstellungsdauer 29.9. - 19.11.2006

Öffnungszeiten Di-So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 20 Uhr


Helmhaus
Limmatquai 31
8001 Zürich
Telefon +41 44 251 61 77
Fax +41 44 261 56 72

www.helmhaus.org
www.likeyou.com/hoefsschuetz Chantal Hoefs &
Christine Schütz



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