Giulio Romano

Giulio Pippi, gen. Giulio Romano (um 1499-1546):
Löwe, eine Kugel mit den Pranken haltend
Feder in Braun, braun laviert über schwarzer Kreide
Sammlung Gadola


Gusto e passione
Italienische Zeichnungen aus der Sammlung Gadola



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Aussergewöhnlich ist die Ausstellung "Gusto e Passione" in verschiedener Hinsicht. In den letzten Jahren kam es selten vor, dass die Graphische Sammlung der ETH eine Ausstellung mit Werken ausschliesslich aus Privatbesitz zeigte. Aussergewöhnlich ist weiter, dass heute ein noch junger Sammler sich auf das Zusammentragen von Zeichnungen Alter Meister konzentriert. Und aussergewöhnlich ist schliesslich das Sammlungsprinzip, pro Künstler nur eine Zeichnung zu erwerben.


Wenn wie hier eine Sammlung von italienischen Handzeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts für einige Wochen ihren Platz an den Wänden des stillen Heims mit denjenigen eines Museums vertauscht, so stellt sie sich erstmals dem Urteil einer breiten Öffentlichkeit. So fragil, lichtempfindlich und kostbar der Charakter dieser Blätter ist, so persönlich sind die Gesichtspunkte, nach denen sie zusammengetragen wurden: Jede private Zeichnungssammlung spiegelt die Summe subjektiv getroffener Entscheidungen, den Geschmack, die Leidenschaft aber auch die Momente glücklicher Funde, die mehr als alles andere steter Antrieb für die nie abgeschlossene Suche des Sammelnden nach Ergänzung und Vervollständigung darstellen. Eine solche Sammlung ist aber zugleich auch Bekenntnis zu einem vordergründig unspektakulären Sammlungsgebiet, dessen Reichtum und Schönheit sich erst demjenigen erschliesst, der sich auf den diskreten Charme und auf den Dialog mit den vermeintlich unscheinbaren Gebilden aus Linien und getönten Flächen einlässt.


Neben klingenden Namen wie Giulio Romano, Luca Cambiaso, Annibale Carracci, Giambattista Tiepolo und Francesco Guardi finden sich in der Kollektion zahlreiche weniger bekannte aber nicht minder eindrucksvolle Werke. Nicht wenige unter ihnen sind als bedeutende Neuentdeckungen zu bezeichnen. Ihren Reiz verdanken sie in erster Linie dem spontanen, lebendigen Ausdruck, einer ersten, inspirierenden Idee eines Künstlers oder erweisen sich bei näherer Betrachtung als bereits gereifte künstlerische Lösung, die als Vorstufe für ein Gemälde dienen konnte. Sie bieten die seltene Möglichkeit, den künstlerischen Schaffensprozess unmittelbar, dem Künstler gleichsam über die Schulter blickend, zu verfolgen.


Ausstellungsdauer: 10.11. - 21.12.2004
Oeffnungszeiten: Mo-Fr 10-17 Uhr, Mi 10-19 Uhr


Graphische Sammlung der ETH
Rämistrasse 101
Eingang Karl Schmid-Strasse
8092 Zürich
Telefon 01 632 40 46
Fax 01 632 11 68
Email tanner@gs.ethz.ch

www.graphischesammlung.ch



Gusto e passione
Italian Drawings from the Collection Gadola



The exhibition "Gusto e passione" is extraordinary in several ways: it is, if not extraordinary, at least rare that the Department of Prints and Drawings of the ETH shows works exclusively from a private collection; it is extraordinary that a young collector of today concentrates on Old Master drawings; and finally it is extraordinary that this collector applies the method of acquiring only one drawing by each artist.


The collection on display over the next weeks consists of Italian drawings from the 16th to the 18th century. By exchanging the quiet walls of the home with those of a museum, the collection is being offered for public inspection for the first time. As fragile, light-sensitive and precious each leaf is, as unusual are the circumstances of its acquisition. Each private collection reflects the sum of many personal decisions, guided by taste, passion, but also luck. These provide the impetus for the never-ending search for the missing piece, for completeness. At the same time, the collecting of drawings is a testimony to a superficially unspectacular activity, the richness and beauty of which reveal themselves only to those who are receptive to the discrete charm of and dialogue with apparently inconspicuous objects of line and colour.


Beside illustrious names such as Giulio Romano, Luca Cambiaso, Annibale Carracci, Giambattista Tiepolo and Francesco Guardi, the collection also contains numerous works by less famous artists which however are no less impressive. Several among them should be regarded as new discoveries. Some attract the viewer by their spontaneity and freshness, revealing the artist's first idea; others present themselves as artistically mature solutions worthy of preliminary designs for finished paintings. Both offer the rare opportunity to follow the creative process, to look over the artist's shoulder, so to speak.


November 10 - December 21, 2004