© Hamish Fulton
Walking Backwards for Ten Kilometres
France, 2002
Fotografie
© Hamish Fulton


Hamish Fulton
Placing One Foot In Front Of The Other


Das Oeuvre des englischen Konzeptkünstlers Hamish Fulton (*1946) ist zweifellos ein Solitär unter den künstlerischen Positionen des 20. Jahrhunderts.

Seit 1969 bilden Fusswanderungen den Ausgangspunkt dieses Schaffens: Durch das Dartmoor und die Berge von Wales, durch Island, Lappland und Alaska, den Himalaya und die Anden, Australien, die Sahara oder - während der Vorbereitung dieser Ausstellung - von Bilbao nach Rotterdam. Fulton schliesst damit an eine Tradition an, die von den griechischen Philosophen über die melancholischen Dichter der Romantik bis zur religiösen Pilgerwanderung reicht: dem Gehen als Mittel der Selbsterkenntnis und spirituellen Erfahrung. Mal zählt der Künstler mit der Genauigkeit eines Landvermessers jeden Schritt: 33210 am 10. Oktober 1991 um den Berg Hiei in Japan. Mal geht er vierzehn Tage ohne zu sprechen: "No talking for fourteen days".

Sein Interesse gilt auch bestimmten Zahlen - vorzugsweise unternimmt er Sieben-Tage-Fussmärsche. Der Künstler sieht sich dabei nicht in der Tradition der englischen Landschaftskunst, sondern eher in der Nachfolge der rennenden Pueblo-Indianer im Südwesten Amerikas, die aus der Anstrengung Erkenntnis gewinnen wollten. Oder jener japanischen "Marathon-Mönche", die während ihrer Ausbildung von sieben Jahren so oft um den Berg Hiei laufen, daß die Strecke am Ende der des Erdumfangs entspricht.

Während seine Kunstform das Gehen in der Landschaft ist, entstehen die Arbeiten aus kommerziell verfügbaren Materialien. Gehen ist für Fulton die Konstante, das Medium ist variabel und kann an mehreren Orten leicht wiederholt werden. Waren zu Beginn seine Werke vor allem Photographien, so sind jetzt Wandtexte aus Vinyl sein bevozugtes Medium. Diese erinnern an Billboards und assoziieren die Werbegraphik grossstädtischen Lebens.

Während die Kunst sichtbar und präsent ist, bleibt die Erfahrung des Gehens abwesend. Ein Objekt, sagt Fulton, kann sich niemals mit einer Erfahrung messen. Die Produktion dieser Ausstellung erfolgte zur Gänze in Wien und die Installation der Arbeiten bleibt temporär. In ihrer puren Präsenz belegen sie die herausragende Position, die der Künstler abseits aller Moden seit langem einnimmt.



(Text: Christine Kintisch)


Ausstellungsdauer: 28.11.2002 - 2.2.2003
Oeffnungszeiten: täglich 10 - 18 Uhr
Führungen jeweils Sa/So 15 Uhr


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