© Hanna Darboven


Hanne Darboven
Hanneles Tierleben



Die Hamburger Künstlerin Hanne Darboven ist als eine der wenigen Kunstschaffenden an der documenta 11 in der gesamten Bandbreite ihres Schaffens präsentiert worden: die Ausstellungsmacher präsentierten die ganze Bandbreite ihres Schaffens. Nach 20jähriger documenta-Absenz waren im Friedricianum ihre Bücher ("Wunschkonzert" 1983), ihre Filme von 1969, eine Rauminstallation ("Opus 45", Kontrabasssolo, 1998-2000) zu sehen; vertreten war mit einer konzertanten Aufführung auch ihre Musik ("Opus 44", Sextett für Streicher, 1998/99). Woher rührt das erneute Interesse an Hanne Darbovens Werk?

Antworten auf beide Fragen geben das Schreiben und Abschreiben, das Rechnen und Notieren, die in Hanne Darbovens Werk vorherrschenden Tätigkeiten, die sich immer wieder in Buchform bringen liessen, aber auch in andere Erscheinungsformen des Enzyklopädischen, welche das Buch bei weitem übergreifen.

Die Tätigkeit des Schreiben, die Dauer der Niederschrift wurden in den Sechziger Jahren ersten Mal Gegenstand ihrer Untersuchungen. In den für ihr Werk typisch gewordenen Datumsrechnungen breitet sie die abstrakte Zeit auf dem Papier aus: mathematische Formeln, die Zeiträume in abstrakten Quersummen thematisieren. Kurze Zeit später lässt sie in Linien und u-Bögen, die keine Buchstaben mehr erkennen lassen, die stete Bewegung des Schreibens selbst zum Zug kommen. "Ich schreibe, aber ich schreibe nichts" ist eine Charakterisierung ihrer Arbeit als Künstlerin. Schreiben wird zur systematischen und unspektakulären Operation und somit von einem rein kommunikativen Zweck vorerst befreit. Unabhängig von jeder Bedeutung formt die Schreiblinie in ihrer räumlichen und zeitlichen Erstreckung ein Äquivalent zur Realität. In täglicher Schreibarbeit, die seit den Sechziger Jahren nie mehr abgerissen ist, verbindet Hanne Darboven ihr Werk mit dem Lebensfluss. Über das Abschreiben von Büchern nimmt sie nicht nur abstrakte Zeiträume, sondern konkrete Zeitgeschichte und Kulturgeschichte in ihre grossen Werke hinein.

Die existentielle Dimension ihrer Arbeit, die nie ins Dokumentarische oder in die all zu private Kollektion abdriftet, fasziniert das Publikum. In der derzeitigen Zürcher Ausstellung ist das noch nie öffentlich gezeigte Werk "Hanneles Tierleben" (1988) zu sehen. Abgerundet wird die Präsentation mit "Eine Arbeit, ein Zyklus" (1971) und mit der Edition "Bilddokumentation" (1978/88): zwei Werke, welche die Schreibzeit wie kulturelle Zeit gleichermassen thematisieren.


(Text: Sibylle Omlin)


Ausstellungsdauer: 10.1 .- 28.2.2003
Oeffnungszeiten: Di-Fr 14 - 18 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr


Galerie Elisabeth Kaufmann
Müllerstrasse 57
8004 Zürich
Telefon/Fax: 043 322 01 15
E-Mail: elkauf@yahoo.com


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