HARUKO - Kleines Helmhaus Zürich


Die Nische
Eine pneumatische Rauminstallation von HARUKO mit Musik von Christoph Camenzind


HARUKO (*1962 in Aarau, lebt und arbeitet in Zürich) hatte schon immer ein Interesse an Welten, die anders funktionieren als man es gewohnt ist. Dies beinhaltet einerseits den Entwurf von Ausweichmöglichkeiten innerhalb des normalen Alltags, andererseits das Aufspüren absurder Sachverhalte in dem, was uns tagtäglich und ganz selbstverständlich umgibt.

HARUKOs frühere Arbeiten wie etwa "Ground Control (Unternehmen zur Untersuchung monochromer Angelegenheiten)" (1996) oder "Nächtliche Schwimmer" (1999) bedienten sich noch eines sehr naturwissenschaftlich anmutenden Vokabulars, wenn auch ad absurdum geführt in unsinnigen Aufgabestellungen oder Versuchsanordnungen. Die neueren Arbeiten sind dagegen sozialer geworden und die ironische Analyse des Bestehenden hat mehr und mehr auch konstruktiven Vorschlägen zur Verbesserung des Lebens Platz gemacht.

"Die Nische" im Kleinen Helmhaus ist HARUKOs neuster Vorschlag diesbezüglich. Auf den ersten Blick handelt es sich bei der Nische um ein grosses pneumatisches Objekt aus PVC, das ein bisschen an eine wild gewordene Skulptur von Gerwald Rockenschaub erinnert. Auf den zweiten Blick offenbart das Objekt allerdings mehr als nur plastische Qualitäten, denn es ist begehbar und bietet mancherlei Möglichkeit zum individuellen Rückzug an. Ausgerüstet mit einem Sicherheitsmodul (dem man das richtige Verhalten in der Nische entnehmen kann) gelangt man durch eine Druckschleuse in das Innere des Gebildes, wo man sich ungewöhnlichen räumlichen Erlebnissen in den verschiedensten Positionen hingeben kann.

Gleichzeitig besteht die Möglichkeit des Eintauchens in eine zusätzliche, musikalische Dimension: Christoph Camenzind (*1960 in Basel, lebt und arbeitet in Fribourg), mit dem HARUKO häufiger zusammenarbeitet, hat Geräusche von mechanischen Apparaten wie Uhrwerken, Glocken und Werkzeugen in Zeitdauer und Obertonspektrum verändert und in andere Tonlagen transponiert. Derart sind musikalische Objekte entstanden, die nun HARUKOs Objekt teils komplementär, teils kontrastierend bereichern.

Unzweifelhaft weckt "Die Nische" Gedanken an Überlebenskapseln, die den Menschen mit allem versorgen, was er braucht: Sie ist Naherholungsgebiet, Arbeitsraum, synthetischer Sakralraum, Laboratorium und Wohnzelle zugleich. Auf engstem Raum findet hier ein ganzes Leben Platz, abgeschottet von der Umwelt und deshalb scheinbar überall möglich.

Die Konstruktion solcher menschlichen Schneckenhäuser hat in der Kunst in jüngster Vergangenheit immer wieder Konjunktur, die "Living Units" von Andrea Zittel sind dafür ebenso Beispiele wie die "Module" des Atelier van Lieshout oder Dorothee Golz' "Hohlwelten". Bei HARUKO ist nicht von vornherein klar, ob "die Nische" überhaupt für den Menschen entworfen wurde: Die rätselhafte Ausgestaltung könnte ebensogut auf Wesen zugeschnitten sein, die dem Menschen nur entfernt (mehr) gleichen.


(Text: Oliver Kielmayer)


Mit freundlicher Unterstützung von:
Luft und Laune Animationen Zürich, Anson AG Lüftungstechnik Zürich, Thurgauische Kulturstiftung Ottoberg.


Ausstellung: 5.4. - 12.5.2002
Oeffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Mo geschlossen


Helmhaus
Limmatquai 31
8001 Zürich
Telefon: 01-251 61 77
Fax: 01-261 56 72
E-Mail: helmhaus@access.ch

Eintritt frei

www.helmhaus.org


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