Heinrich Hugentobler: "Ohne Titel", 2001
"Ohne Titel", 2001
Oel und Lack auf Hartfaserplatte, 60 x 80 cm

Heinrich Hugentobler
Neue Arbeiten


Die bildenden Künste haben mit der Architektur ihre Mutter verloren, diagnostizierte der französische "homme des lettres" Paul Valéry die Krise der Moderne. Das Bauhaus versuchte die getrennten Bereiche wieder zu einem gemeinsamen Lebensentwurf zusammenzufügen. Seit geraumer Zeit setzen sich die Künstler einer jungen Generation wieder vermehrt mit Strategien der Architektur auseinander, und die Architekten ziehen für ihre Entwürfe Künstler heran. In diesem Spannungsfeld ist das künstlerische Werk Heinrich Hugentoblers zu sehen.

Der 1948 geborene Künstler ist sowohl Architekt wie auch als Maler ausgebildet. Aber anders als viele seiner Zeitgenossen betreibt er seine künstlerische Recherche gerade in demjenigen Medium, das auf den ersten Blick am wenigsten dafür geeignet erscheint. Hugentobler baut keine Installationen, er dreht keine Videos und er schiesst keine Fotografien, in denen sich Raumeffekte simulieren liessen, Heinrich Hugentobler betreibt seine Auseinandersetzung mit dem Raum als Maler. Dabei weiss er sich in der Tradition eines Le Corbusier, der selbst eine Zeit lang zwischen Reissbrett und Palette hin- und hergewechselt ist. Hugentobler hat immerhin bei dem Bauhaus-Schüler Alfred Roth in Zürich studiert. Aber er weiss nur zu gut, dass die Hoffnungen, die sich in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts mit der Abstraktion verbanden, heute so nicht mehr aufrecht zu erhalten sind.

Also sucht Heinrich Hugentobler diejenigen Stellen auf, an denen Fäden abgerissen und die Spuren ausgewaschen sind. Die Bildtafeln, die er auf hartem Holzgrund fertigt, sind eher Suchbilder einer tastenden Erinnerung als Setzungen für eine künftige Welt. Ihr konstruktiver Impuls kehrt auf der figurativen Ebene in Form grundrissähnlicher Formen wieder, die mit der Amiguität zwischen Ansicht und Aufsicht spielen und die Vorstellungskraft des Betrachters wie in einer konzeptuell reduzierten Piranesi-Hommage Amok laufen lassen. Da wird Raum mindestens so sehr zerschnitten und gestört wie geöffnet. Hugentobler hält sich zu manchen Harmlosikgkeiten der Zürcher Konkretion auf Distanz. Schutz für den Körper gibt es in den strengen Symmetrien aus Schwarz- und Grautönen kaum. Immer wieder wird die Strahlkraft eines geistigen Impulses durch Schmutzstellen der materialen Farbe gebrochen.

Wenn für die neue Serie von "Altarbildern" die Rede ist, so bleibt die inhaltliche Stelle der geistigen Konzentration leer. Mystik ist nicht das Ziel dieses Künstlers. Genauso ist sein Werk über jeden Aufklärungsversuch erhaben.

(Text: Gerhard Mack)

Ausstellungsdauer: 30.8. - 22.9.2001
Oeffnungszeiten: Mi - Fr 14 - 18.30 Uhr, Sa 12 - 16 Uhr

Galerie Andy Jllien
Rämistrasse 18
8001 Zürich
Telefon 01-252 95 00
Fax 01-252 95 00


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