© Herzog & de Meuron

Projektnummer 226: Nationalstadion für die Olympischen Spiele 2008, Beijing, China.
Wettbewerb 2002, Projekt 2003,
Ausführung geplant 2004-2007
Computergenerierte Visualisierung
© Herzog & de Meuron


Herzog & de Meuron
No. 250. Eine Ausstellung



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Als zweite Ausstellung zeigt das Schaulager dieses Jahr einen Überblick über das Schaffen der Architekten Herzog & de Meuron. Eine ungewöhnliche Architektur-Präsentation, denn im Zentrum steht der Schaffensprozess und die dahinterstehende Haltung. Es ist keine Leistungsschau der "Hausarchitekten" des Schaulagers. Ausgestellt sind vielmehr die komplexen Entwicklungsgänge des vielleicht tatsächlich Gebauten und dem Besucher wird ein Blick in die Werkstatt der renommierten Architekten ermöglicht.


So wie jedes Bauprojekt im Archiv von Herzog & de Meuron eine Nummer erhält, so werden auch die grösseren Ausstellungen ins Werkverzeichnis aufgenommen und als autonome Projekte aufgefasst. "No. 250" ist also ein eigenständiges Projekt und keine Präsentation des schon Geleisteten. Die Architekten machen hier eine originäre, nur in dieser Form mögliche Aussage. Die Ausstellung fokussiert auf den Entwurfsprozess und die Haltung, die dahintersteht. Zusammengetragen sind Recherchematerial vor Ort, Zeichnungen, Modellskizzen und Modelle, Materialproben und sogenannte Mock-ups. Sie stammen sowohl aus den ersten Versuchen der jungen Architekten als auch aus den neuesten, noch in Arbeit befindlichen Grossprojekten des Büros Herzog & de Meuron, erstrecken sich von Basel bis Beijing und umfassen einen Zeitraum von 25 Jahren. Alle diese Objekte zusammen erzählen vom Entstehungsprozess und in jedem einzelnen kann der Reichtum eines späteren Entwurfs aufleuchten.


Wie die erste so ist auch diese zweite Ausstellung exemplarisch für das Selbstverständnis des Schaulagers als ein neuer Ort für Kunst, der flexibel auf die speziellen, sich wandelnden Gegebenheiten und Bedürfnisse des kreativen Schaffens unserer Zeit eingeht. Entstanden ist ein Schaulager im Schaulager, das den schöpferischen Prozess, der sich hinter den Kulissen abspielt, zur Diskussion stellt. Die spezifische Herangehensweise von Herzog & de Meuron an ihre Projekte lässt sich als eine grundsätzliche Offenheit gegenüber den unterschiedlichen Vorgaben eines Projekts umschreiben. Eine Offenheit, die die Architekten nutzen, mit dem Kontext in Dialog zu treten, ihn einzubeziehen und darauf aktiv zu reagieren. Dieser Verbindung von Durchlässigkeit nach aussen bei gleichzeitiger Konzentration auf die gestellte Frage kann man am reinsten in der Forschung und in der Kunst begegnen. In Bereichen also, in denen durch zielfreies und grenzüberschreitendes Denken zuweilen unerwartete Möglichkeiten eröffnet oder überraschende Bilder von ganz neuer Qualität gefunden werden.


Die Ausstellung ist in räumlich unterschiedene Teile gegliedert. In einem grossen offenen Raum wird das vielteilige Archiv auf Tischen ausgelegt. Wie ein Marktplatz ist dieser Bereich von fünf kabäuschen-artigen Räumen umgeben, in denen einzelne Verfahrensweisen des Schaffensprozesses von Herzog & de Meuron exemplarisch vertieft werden. Hinter diesen Gehäusen breitet sich erneut eine offene Zone aus, welche dem bewegten Leben, dem Benutzen von Gebäuden gewidmet ist. In diesem Bereich wird mit Videosequenzen der Schweizer Künstlerin Zilla Leutenegger, des chinesischen Künstlers Ai Weiwei und des in Mailand lebenden Fotografen Armin Linke der Bogen von den Objekten aus der Werkstatt zu den genutzten Bauten in aller Welt geschlagen.


Auf über hundert Tischen sind die Überbleibsel der Entwurfsarbeit ausgebreitet. Es ist eine reiche und vielgestaltige Ansammlung von Gegenständen und Teilen. Sie weisen vielfältige Formen und Formate auf und sind ganz uneinheitlich in Material und Technik. Bald banale Objekte, bald ausgefeilte Modelle sind sie zuweilen von eigener und überraschender Schönheit. Immer aber treten sie ohne den Anspruch einer künstlerischen Aura auf, erzählen stattdessen von den Wegen und Umwegen, vom gedanklichen Prozess, der hinter dem schliesslich fertig Gebauten steht. Die Objekte stehen auf bedruckten Papierbahnen, die zusammen mit den Beschriftungen Hinweise auf das Projekt geben, in dessen Rahmen sie entstanden sind. Man kann die Objekte unmittelbar wahrnehmen als wundersame Gegenstände oder nichtidentifizierbare Findlinge. Zugleich gibt die Präsentation die Möglichkeit, die vielfältigen Versuche der Formfindung, der räumlichen Recherchen und der Material- und Oberflächenexperimente im Kontext eines Projektes zu verfolgen.


Die fünf umgebenden Räume geben konzentriert Einblick in spezifische Teilbereiche. Ein Bereich widmet sich den Zeichnungen, dem Medium, das dem Denkprozess vermutlich am nächsten liegt und das, besonders in den Anfangszeiten, als es noch darum ging, eine eigene Sprache zu erarbeiten, ein wichtiges Instrument war. Die ausgestellten Blätter sind alle im Zusammenhang mit Bauprojekten entstanden und dementsprechend gruppiert. Ein anderer Bereich sind zwei städtebaulichen Projekte in China. Die Stadt als komplexe Kulturform, die von Menschen erfunden wurde, die aufgebaut und immer wieder zerstört wird, hat Herzog & de Meuron seit langem fasziniert und zur Auseinandersetzung angeregt. Was ist eine Stadt, was sind ihre inneren Gesetze und Strukturen?


Ein Raum ist der Methode der Zusammenarbeit mit einem Künstler am Beispiel von Rémy Zaugg gewidmet, den die Architekten in den letzten fünfzehn Jahren zur Mitarbeit an mehreren Projekten gebeten haben. Es ist aber nicht die Zusammenarbeit anhand eines Projekts dokumentiert, vielmehr wird vorgeführt, was den Künstler und die Architekten in ihrem jahrelangen Dialog miteinander verbunden hat: eine Auffassung von Wahrnehmung als Instrument, die Welt zu verstehen und zu verändern.


Als weltweit zukunftsweisendes Projekt und Ort der Ausstellung wird das Schaulager breit dokumentiert und zeigt das eigene Werden bis hin zum fertigen Gebäude in Funktion. Von den ersten Skizzen über das sogenannte Sourcebook bis hin zu den Ausgestaltungen der charakteristischen Merkmale erschliesst sich im Innern des Schaulagers selbst das gesamte Projekt. Der Betrachter wird zum Teil des Ganzen und bestimmt mit seiner Wahrnehmung stückweise auch die Funktion.


Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit von Schaulager und Herzog & de Meuron entstanden und ist hier erstmals zu sehen. Weitere Ausstellungsorte sind in Verhandlung.


Ausstellungsdauer: 8.5. - 26.9.2004
Oeffnungszeiten (nur während der Ausstellung):
Di-Fr 12 - 18 Uhr, Do 12 - 19 Uhr, Sa/So 10 - 17 Uhr


Schaulager
Ruchfeldstrasse 19
4142 Münchenstein / Basel
Telefon 061 335 32 32
Fax 061 335 32 30
Email info@schaulager.org

www.schaulager.org


Das Schaulager ist eine neue Art von Raum für Kunst, und ist weder Museum noch traditionelles Lagerhaus. Sammlungen von zeitgenössischer Kunst müssen mehr sein als rein statische Magazine. Sie müssen eine aktive Rolle spielen in unserem Verständnis und unserer Wertschätzung von Kunst. Das Schaulager ist das Zuhause der nicht ausgestellten Werke der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung. Hier wird jedes einzelne Werk, jedes Objekt und jede Installation permanent sichtbar sein. Das Schaulager ist aber auch ein einzigartiger Ort, an dem man Kunst anders sieht und über Kunst anders denkt. Ein Ort, an dem die Sammlung zum Ausgangspunkt von Kreativität und Aktivität, von Lernen und Vergnügen wird.




Herzog & de Meuron
No. 250. An Exhibition.



For its second exhibition, this year Schaulager is offering a survey of work by the architects Herzog & de Meuron. It is an unusual architectural presentation in that it focuses on the creative process and the attitude behind it. It is not an exhibition of the achievements of the Schaulager's "house architects". Rather, it presents the complex paths of development of what might actually have been built, thus offering visitors a glance into the workshop of the renowned architects.


Just as every building project is given a number in Herzog & de Meuron's archive, the larger exhibitions are also included in their list of works and treated as autonomous projects. No. 250 is thus an independent project and not simply a presentation of what has been achieved. The architects are making an original statement that can be presented only in this form. The exhibition focuses on the design process and the attitude behind it. It collects research material found on site, drawings, model sketches and models, tests of materials and mock-ups. They are taken not only from the very first attempts by the young architects but also from the most recent large projects that the office of Herzog & de Meuron is currently producing; they extend from Basel to Beijing; and they cover a period of twenty-five years. Taken together, all these objects narrate a process of development, and the abundance of a later design can be illuminated in any one of them.


Like the first exhibition, this second one, too, is exemplary of Schaulager's sense of itself as a new place for art, one that responds flexibly to the particular, changing circumstances and needs of creative work in our time. The result is a Schaulager (display storeroom) within Schaulager, which invites discussion of the creative process that takes place behind the scenes. Herzog & de Meuron's particular approach to their projects can be described as a fundamental openness towards the various circumstances of a given project. The architects exploit this openness in order to initiate a dialogue with the context, to integrate it and to react to it. This combination of transparency to the outside and simultaneous concentration on the question posed is encountered in its purest form in research and in art. These are fields in which a way of thinking that is not goal-focused and that transgresses borders can sometimes open up unexpected possibilities or discover surprising images of a completely new quality.


The exhibition is divided spatially into different parts. In a large open space, the multipartite archive is displayed on tables. Like a market square, this area is surrounded by five booth-like spaces where specific approaches in Herzog & de Meuron's creative process are explored more deeply. Behind these cabinets unfolds another open zone that is devoted to life in motion, to the use of buildings. Here video sequences by the Swiss artist Zilla Leutenegger, the Chinese artist Ai Weiwei and Armin Linke, who lives in Milan, establish a bridge from the objects from the workshop to the buildings used throughout the world.


Spread out on more than a hundred tables are the remains of the design process. It is a rich and multiform collection of objects and parts. They take many forms and formats and are utterly disparate in material and technique. Here banal objects, there polished models - occasionally they reveal a distinctive and astonishing beauty. They do not, however, lay any claim to an artistic aura, but instead tell of the paths and detours, of the thought process that ultimately stands behind the finished buildings. The objects are placed on printed rolls of paper that, together with the labels, provide information about the project for which they were created. The objects can be assimilated directly, as wondrous objects or unidentifiable foundlings. At the same time, the presentation offers an opportunity to follow the manifold attempts to establish form, the spatial research and experiments with materials and surfaces within the context of a given project.


The five surrounding rooms give a concentrated look into specific sub-areas. One area is devoted to drawings - the medium that is probably most closely related to the thought process, and one that was a particularly important instrument in the early stages, when the architects' goal was still to find their own language. All of the sheets exhibited originated in the context of particular building projects, and they are grouped accordingly. Another area concerns two urban-planning projects in China. The city as a complex cultural form that was invented by human beings, that is built up and then repeatedly destroyed - this idea has long fascinated Herzog & de Meuron and inspired their investigation. What is a city? What are its inherent laws and structures?


Another room is devoted to the method of collaborating with artists - illustrated by the example of Rémy Zaugg, who has collaborated with the architects on several projects over the past fifteen years. This is not an attempt to document collaboration related to a specific project; rather, it is a demonstration of what has united the artist and the architects in a dialogue over the years: a view of perception as an instrument to understand and change the world.


Schaulager has been documented worldwide as a project and exhibition site that points the way to the future and whose very function reveals the process of its becoming a finished building. From the first sketches by way of the so-called sourcebook on to the design of its characteristic features, the same project is constantly being revealed inside Schaulager. The viewer becomes part of the whole, and piece by piece the viewer's perception helps determine the function.


The exhibition was produced as a collaboration between Schaulager and Herzog & de Meuron, and is shown here for the first time. Other exhibition sites are being negotiated.


May 8 to September 26, 2004
Hours (only during the exhibition): Tue-Fri 12 am - 6 pm, Thu 12 am - 7 pm, Sat/Sun 10 am - 5 pm


Schaulager creates a new type of space for art, beyond the museum and the warehouse. Collections of contemporary art need to be more than merely static repositories. They must play an active role in our understanding and appreciation of art. Schaulager is the home for the collection of the Emanuel Hoffmann Foundation in storage, displaying every single work, object or installation, and thus making the collection visible all the time. It is also a place to see and think about art differently.


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