Nic Hess: This is a men's world

Nic Hess: This is a men's world

Wenn in den kommenden Wochen der Ausnahmezustand - auch Fussball-Europacup genannt - ausbricht und die Strassen leerfegt, wenn Stille wie eine Käseglocke über der Stadt lastet und es in den Appartements brodelt, wenn die Freunde plötzlich keine Zeit haben, dann werde ich mir in Ruhe Nic Hess' Tulpen und Kakteenschau ansehen.

Der Boden der Galerie wird während der Ereignisse in Holland und Belgien in ein sortiertes Tulpenfeld aus 700 farbigen Fussbällen, Produkte der rivalisierenden Hauptsponsoren verwandelt werden. Dieses Feld ist konzentrisch um den Blütenkelch angelegt, für dessen imaginäre Existenz Nic Hess einen Wandvorsprung nutzt. Die Besucher der Ausstellung, deren Augen gereizt und deren Gemüter erhitzt sein werden von den blitzschnellen Manövern muskulöser Waden, die sie in diesen flimmernden Tagen und Nächten in den Bann ziehen, können sich balsamieren in seinem ironischen Garten der Erholung. Und die nationalen Bekenntnisse, die allerorts unverhohlen aufwallen und sich gierig an einen kleinen runden Fetisch binden werden, als handele es sich um den Erdball, werden angesichts dieser Fülle an schönen, farbigen und wie Tätowierungen ornamentierten Fussbälle parodiert, und ganz friedlich unterlaufen.

Die Tulpe ist Teil der Ikonographie des Begehrens. Einst die kostbarste Blume von allen wurde sie, wenn man es sich leistete sie zu verschenken, als eindeutiger Liebesbeweis verstanden. Bei den stacheligen Sukkulenten in den Untertöpfen, um die eine kleine Märklinlokomotive wie gefangene Gedanken kreist, handelt es sich um einen fetischisierten und nicht nur kakteenförmigen Ersatz für echte Fühlung.

Die Bonbonberge von Felix Gonzales-Torres kommen in den Sinn. Zuerst auch ein Bild des Ueberflusses, wurden sie durch gierige Eingriffe, die ihren metaphorischen Verfall vorwegnahmen, früh vom Zeitlichen gesegnet.

In die Bodenskulptur von Nic Hess soll nicht eingedrungen werden. Sie ist ein schillerndes Bild, ein hochwirksames Emblem, ein Logopatchwork der Freundschaft.

Ursula Hodel: Intimate Spectacle

Ursula Hodel: Intimate Spectacle

Als ich Mark neulich fragte was eigentlich genau "camp" bedeute, erklärte er mir Joan Croawford und Gena Rowlands und Perlen seien "camp", und im Moment auch Brighton. Ich stelle mir also etwas Altmodisches und Unterkühltes vor das unter der Oberfläche glänzt, wie mein Bild von Greta Garbo als Mata Hari, das Andy Warhol "The Star" genannt hat.

Ich glaube Ursula Hodel ist "camp".

Ausstellungsdauer: 7.6. - 15.7.2000
Oeffnungszeiten: Di - Fr, 14 - 18 Uhr, Sa 12 - 16 Uhr
und nach telefonischer Vereinbarung

Serge Ziegler Galerie
Limmatstrasse 275
8005 Zürich
Telefon: 01 440 42 95
Fax: 01 440 42 97
E-Mail: info@zieglergalerie.ch

www.zieglergalerie.ch


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