Ugo da Carpi

Ugo da Carpi: Diogenes nach Parmigianino (Detail),
um 1527
Chiaroscuroschnitt, 45,3 x 33,1 cm
Graphische Sammlung der ETH, Zürich


Italienische Holzschnitte der Renaissance
und des Barock



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Der Holzschnitt bewirkte in der Renaissance einen mediengeschichtlichen Umbruch, der nur mit den Veränderungen verglichen werden kann, die durch die moderne digitale Bildverarbeitung hervorgerufen wurden. Er schaffte die Voraussetzung, Text und Bild mit einfachen Mitteln zu vervielfältigen und in grossen Auflagen einem breiten Publikum verfügbar zu machen. Die Aufgaben und Ziele des gedruckten Mediums sind bis heute ähnlich geblieben. Die Wege und Mittel sie zu erreichen, haben sich seit dem 16. Jahrhundert hingegen gewandelt: Eine Ausstellung und ein wissenschaftlicher Katalog über die italienischen Holzschnitte aus der Zeit zwischen 1500 und 1800 schärfen dafür den Blick.


In Italien bildeten sich nach 1500 rasant wachsende Zentren des Buch- und Bilddrucks. Rückblickend auf die Geschichte des italienischen Holzschnitts stellen die Drucke nach Tizians Entwürfen und die Farbholzschnitte, sog. Chiaroscuroschnitte, nach Raffael und Parmigianino die bedeutendsten und innovativsten Leistungen dar. Hier werden Strategien zur Vermarktung eigener Bildideen ebenso ablesbar, wie das Bemühen der Holzschneider, höchste künstlerische Ansprüche zu erfüllen. Manche wenig bekannte Kostbarkeiten sind in der Ausstellung neben berühmten aber selten gezeigten Meisterwerken im Original zu sehen.


Teil des Bestandes sind u.a. Werke folgender Künstler und Holzschneider: Andrea Andreani, Niccolò Boldrini, Giovanni Britto, Luca Cambiaso, Ugo da Carpi, Bartolomeo Coriolano, Andrea Schiavone, Giuseppe Scolari, Niccolò Vicentino, Antonio da Trento und Antonio Maria Zanetti. Kein anderer Zweig der italienischen Druckgraphik besass für die späteren Jahrhunderte mehr Ausstrahlungskraft. So erwiesen sich etwa die Landschaftsholzschnitte Tizians ebenso prägend für die bolognesische Landschaftsauffassung im 17. Jahrhundert, wie sie für Rubens Antrieb waren, sich selbst intensiv mit dieser Technik auseinanderzusetzen und mit eigenen Holzschneidern zusammenzuarbeiten. Nicht weniger Faszination ging von den Chiaroscuro-Holzschnitten aus. Noch im 18. Jahrhundert befasste sich der Venezianer Anton Maria Zanetti erneut mit dieser attraktiven Technik und verhalf der Gattung mit verfeinerten Mitteln noch einmal zu einer späten Blüte.


Mit der Ausstellung ermöglicht die Graphische Sammlung der ETH der Öffentlichkeit erstmals einen umfassenden Überblick über ihre Bestände an italienischen Holzschnitten aus der Zeit zwischen 1500 und 1800. Die Ausstellung und der Katalog setzen die wissenschaftliche Bestandesaufnahme fort, die mit der Bearbeitung der frühen italienischen Druckgraphik 1460-1530 und der Druckgraphik von Lucas van Leyden und seinen Zeitgenossen begann. Die Bearbeitung des Bestandes folgt wissenschaftlichen Kriterien. Kennerschaftliche Methoden und Analysen der Erhaltung und des Papiers bieten die Grundlage für einen neuen Blick auf dieses Kapitel der Geschichte der Druckgraphik.


Kurator: Michael Matile


Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Bestandeskatalog: "Italienische Holzschnitte der Renaissance und des Barock. Bestandeskatalog der Graphischen Sammlung der ETH Zürich". Bearbeitet von Michael Matile, Gestaltung: Hanna Koller, Schwabe & Co. AG Verlag Basel 2003, ca. 200 Seiten mit ca. 140 Abbildungen, davon 46 in Farbe, gebunden (Halbleinen).


Ausstellungsdauer: 3.12.2003 - 13.2.2004
Oeffnungszeiten: Mo-Fr 10-17 Uhr, Mi 10-19 Uhr


Graphische Sammlung der ETH
Rämistrasse 101
Eingang Karl Schmid-Strasse
8092 Zürich
Telefon 01 632 40 46
Fax 01 632 11 68
E-Mail tanner@gs.gess.ethz.ch

www.graphischesammlung.ch



Italian Woodcuts of the Renaissance and Baroque


The woodcut in the Renaissance initiated a media revolution which can be compared only to the changes brought forth by today's digital imaging. It created the means by which text and image could be reproduced cheaply and distributed widely. Tasks and goals of the printed image have more or less remained the same today; ways and means to reach those goals however have changed since the 16th century. This can be seen in the exhibition and accompanying scholarly catalogue of Italian woodcuts from 1500-1800.


In Italy in the early 16th century centres of book and print production developed rapidly. Looking at the history of the Italian woodcut, it becomes clear that the prints after Titian's designs and the coloured, or chiaroscuro woodcuts after Raphael and Parmigianino constitute the most important and innovative achievements in regard to developing strategies for the marketing of pictorial ideas, as well as to aiming for the highest artistic and technical efforts on the part of the woodcutters.


The exhibition shows many little known rarities next to famous but seldom seen masterworks. The holdings comprise, a.o., works by following artists and woodcutters: Andrea Andreani, Niccolò Boldrini, Giovanni Britto, Luca Cambiasco, Ugo da Carpi, Bartolomeo Coriolano, Andrea Schiavone, Giuseppe Scolari, Niccolò Vicentino, Antonio da Trento, and Antonio Maria Zanetti. No other branch of Italian printmaking held as great an appeal in later centuries than the woodcut. Titian's landscape woodcuts were as formative for the concept of landscape design in 17th-century Bologna as they inspired Rubens to occupy himself with the technique and to work with his own woodcutters. Chiaroscuro prints were no less influential. As late as the 18th century the Venetian Anton Maria Zanetti experimented with this attractive technique which, using more sophisticated methods, he raised to renewed heights.


The exhibition shows for the first time an overview of the extensive collection of Italian woodcuts from 1500-1800 housed in the Department of Prints & Drawings of the ETH, Zurich. The accompanying catalogue continues the publications begun with early Italian prints, 1460-1530, and the prints of Lucas van Leyden and his contemporaries. The assessment of the collection follows rigorous scholarly criteria; careful descriptions of impressions and paper analysis offer the basis for a new valuation of this chapter in the history of printmaking.


Curator: Michael Matile


December 3, 2003 - February 13, 2004