© huber.huber

Kontaktanzeige, 2005
Bleistift auf Papier, 9 x 14,5 cm


huber.huber
Magnolien



90 Zeichnungen und 3 Bilder


Momente der Freude dauern oft nur Sekunden. Schönheit ist häufig ein Produkt der Fantasie; die Realität meistens ernüchternd profan. Natürlich, gerade die Kunst ist eine Möglichkeit, Schönes zu schaffen und festzuhalten. Fast scheint uns der Glaube an die Unvergänglichkeit von Bildern mit der Vergänglichkeit des Lebens zu versöhnen.


Müsste man auflisten, was Menschen schön finden, stünde ganz oben sicher: Natur. Jetzt, im Herbst, wenn rundum alles stirbt, tröstet die Sicherheit eines nächsten Frühlings. Oh ja, wenn alles wieder blüht. Nur: wie lange eigentlich, blüht es? Gerade ein Stadtmensch lebt wohl eher in einer berauschenden Idee einer erblühenden Natur, als auf fetten Blumenwiesen. Doch die Vorstellung reicht manchmal durchaus. Alle können sich beispielsweise einen Magnolienbaum vorstellen.


Üppig, kitschig-rosa, schwer duftend - jaja, die Liebe. Doch real sieht der Baum hierzulande bald ziemlich trist aus; nach dem ersten Regen schlampig verfaulte, verwelkte Blüten. Die Brüder huber.huber (Markus und Reto Huber) bilden diesen Moment ab. Das knallige Rosa leuchtet nur noch, dafür umso intensiver, auf den Rückseiten der drei Magnolien-Bilder. Gerade deshalb ergänzt man als BertrachterIn die grau-schwarzen Bilder, ignoriert den Zerfall, projiziert das fehlende Leben.


Ähnliches tun wohl auch Männer, die Foto-Sexannoncen betrachten. 90 Kontaktanzeigen, alle aus demselben Heft, haben huber.huber abgezeichnet. Sie widmeten den vulgären Schnappschüssen eine Aufmerksamkeit, die ihnen so nie geschenkt wird. Aus den geknipsten Bildern sind 90 Miniaturen geworden, die sich irritierenderweise nur wenig von Aktzeichnungen unterscheiden. Die Zeichnungen erinnern an pornografische Illustrationen vergangener Jahrhunderte.


Was sonst heimlich und verschämt betrachtet wird, kann im Kunstraum öffentlich angeschaut werden. Die Transformation in ein Kunstwerk ebnet den Weg zu einer moralisch legitimierten Betrachtung. Auch in dieser Serie verfolgen huber.huber die Prinzipien, die sich durch ihr gesamtes Schaffen ziehen: Sie sammeln und transformieren Gegenstände und Bilder, deren Ästhetik für gewöhnlich nicht im Vordergrund steht. Manchmal ist der Unterschied zwischen Kunst und Nicht-Kunst kaum erkennbar, manchmal, wie z.b. bei den 90 Kontaktanzeigen ganz deutlich.


Im White Space ergänzen huber.huber die Frauenbilder mit der knallrosaroten Zerfallsästhetik der Magnolienblüten und eröffnen damit ungeahnte Räume der Interpretation am Rande des Boudoirs.


Ausstellungsdauer 10. - 26.11.2005

Öffnungszeiten Mi-Fr 18.30 - 21 Uhr, Sa 15 - 18 Uhr


White Space
Raum für aktuelle Kunst
Militärstrasse 76
8004 Zürich
Telefon +41 (0)44 273 13 31
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