OIL OEL, 2003
Wandmalerei (Ölfarbe)
Installationsansicht: Kunstmuseum Solothurn


Ian Anüll
Werke 1985 bis 2003



Der 1948 geborene Schweizer Künstler Ian Anüll hat sich mit seinen Ausstellungen in der Kunsthalle Zürich 1990 und seiner Präsentation an der Biennale in Sao Paulo von 1991 einen Namen geschaffen. Das Kunstmuseum Solothurn widmet Anüll nun eine grosse Übersichtsausstellung, die in sieben Sälen Werke der Jahre 1985 bis 2003 zeigt.

Obwohl sich Ian Anüll ganz bewusst einer stilistischen Zuordnung entzieht, ja den Stil als Markenzeichen thematisiert, wird in der Zusammenschau ganz unterschiedlicher Werkgruppen und Medien die Konsequenz des Schaffens offensichtlich. Diese zeigt sich vor allem in der Bearbeitung bevorzugter Themen, die zumeist in Anülls Misstrauen gegenüber "bestehenden Massstäben zur Beurteilung sowohl von Kunstwerken als auch von sozialen, politischen oder ökonomischen Gegebenheiten" gründen (Annette Schindler). Innerhalb einer allgemeinen Beschäftigung mit Vermarktung und Konsum sowie der damit verbundenen Hinterfragung von Systemen und Machtstrukturen wird die Kunst selbst zum Thema, in ihrer schwierigen Verbindung von ideellen, gesellschaftlichen und monetären Werten. Dabei will Anüll "der Kunst keineswegs ihre Glaubwürdigkeit, aber ihre Autonomie und Heilsversprechung absprechen und legt klar, dass Kunst gnadenlos in den gesellschaftlichen Kontext eingebunden ist" (Bernhard Bürgi). Auf die Paradoxie zwischen Marktkritik und eigener "Produktion" hat Anüll oft mit Ironie, zuweilen aber auch mit Verweigerung reagiert, die die schwierige und bislang relativ schmale Rezeption des Schaffens erklären mag. Die Übersichtsausstellung im Kunstmuseum Solothurn soll dazu beitragen, den künstlerischen Wert und die Aktualität von Anülls Werk zu betonen – in einer Zeit, in der gesellschaftlich-politische Themen auch im Bereich der Bildenden Kunst wieder an Bedeutung gewinnen.

Neben Kritik und Ironie, Intelligenz und Nachdenklichkeit bestimmen seit jeher auch Humor und Zufall, Intuition und Poesie das Schaffen. Ein spielerischer Ernst bestimmt Anülls Schaffen; immer neu kommen dialektische Prozesse in Gang, bei denen in subversiv-witziger Weise Werte umgewertet werden. Darin zeigt sich Anülls Nähe zum Dadaismus. Ian Anüll gelingt es, "die Dinge auf prekäre Weise in ihr Gegenteil zu verkehren, ohne dass sie dabei ihres ursprünglichen Sinnes verlustig gehen" (Max Wechsler).

Auffallend ist zudem die Sorgfalt der Ausführung, die sinnliche Wirkung, am offensichtlichsten bei Anülls Bildern und Aquarellen. Obwohl die häufig verwendete konstruktivistische Formensprache in ironischer Brechung an Flaggen, Logos oder politische Manifeste erinnert, erzielt er mit seinen Kompositionen zugleich Kunstwerke von eindrucksvoller Schönheit und Klarheit. In reizvoller Weise wird die Verführungskraft der Kunst derjenigen von Medien und Werbung angeglichen. Die Unauflösbarkeit und Offenheit von Anülls "Produkten" lässt allerdings schnell ihren künstlerischen "Mehrwert" erkennen.

Für die Solothurner Ausstellung wird Ian Anüll Malerei und Aquarell, Film und Fotografie, Objekte und Installationen aufeinander beziehen und die sieben Parterre-Säle in einen spannungsvollen Parcours verwandeln, der dem Publikum nicht nur eine kritisch-distanzierte Weltsicht vermittelt, sondern ebensosehr ein intensives Erleben ermöglicht. In vielen Sälen werden durch spezielle Einbauten Räume im Raum geschaffen, die eine Distanznahme verunmöglichen, ja eine spezifische Positionierung der BetrachterInnen – drinnen oder draussen – verlangen und spürbar machen.

Für unser grosses Vorhaben hat Ian Anüll den Meret Oppenheim-Preis 2002 erhalten, mit dem das Bundesamt für Kultur wichtige Projekte von nationaler und internationaler Ausstrahlung unterstützt.


(Christoph Vögele)


Zur Ausstellung erscheint im Kehrer-Verlag Heidelberg ein umfangreicher Katalog (80 Seiten, 60 Abb., Fr. 45.–) mit Aufsätzen von Katharina Ammann, Robert Ireland und Christoph Vögele.


Ausstellungsdauer: 29.3. - 1.6.2003
Oeffnungszeiten: Di-Fr 10 - 12 Uhr, 14 - 17 Uhr
Sa-So 10 - 17 Uhr
Mo geschlossen


Kunstmuseum Solothurn
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