© Isa Melsheimer

Tiefes Rauschen, 2007
diverse Stoffe, Garn, Perlen, 355 x 350 x 60 cm


Isa Melsheimer
Tiefes Rauschen



Isa Melsheimers Installation erinnert an eine klassische Theater-Inszenierung, bei der ein Vorhang die Bühne bis zur Vorstellung verhüllt. Dass es sich bei Melsheimer aber vielmehr um den Vorhang als solches als um eine optische Trennung von Bühne und Zuschauerraum handelt, wird bei genauerer Betrachtung ziemlich schnell klar: Der Vorhang reicht nicht bloss von der Decke bis zum Boden, sondern bauscht sich zusammen und nimmt einen Teil des Bodens als Ausstellungsfläche ein. Melsheimer schafft selten Arbeiten, die losgelöst vom Ausstellungsraum und Kontext entstehen, sondern bezieht immer auch die Architektur als wichtiges, vorgegebenes Element oder gar als Ausgangspunkt in ihre Arbeit ein. Die Idee eines Guestroom-spezifischen Vorhangs entstand auch erst nach genauer Raumbetrachtung und -planung, um eine charakteristische Installation zwischen Imagination und Wirklichkeit zu schaffen.


Der dünne, fast durchsichtige Leinenvorhang hat einerseits eine sehr leichte und fragile Erscheinung, erhält aber durch die dunkle Färbung gegen den Boden hin ein untrügliches Gewicht - das Melsheimer zum poetischen Titel "Tiefes Rauschen" verleitet haben könnte.


Viel subtiler als die grossflächige Färbung erscheinen die feinen Stickereien und Paillettenmuster, die einzelne Häuser, Wohnsiedlungen und Gletscherlandschaften wiedergeben. Zarte Textilien, Perlen, Seidenfäden und feine Garne - alles Materialien, die man aus der Haut-Couture kennt - verwendet Melsheimer als Werkstoffe, um skurrile, visionäre Bilder zu schaffen, die oft einen starken Bezug zu Ort und Umgebung haben. Es ist kein Zufall, dass sich neben einzelnen Chalets tiefe Eisgräben auftun und kleine Häuser von Lawinen zerfetzt sind. So poetisch und fragil Melsheimers Bildwelten auch sind, so grausam sind sie gleichzeitig. Nicht nur das idyllische Bergleben wird thematisiert, sondern es wird zugleich auf die fatalen Naturkatastrophen hingewiesen, die sich immer häufiger ereignen. Gerade dieser Bruch zwischen eleganten Materialien, feiner Ausführung und kritischem Inhalt hebt die Installation von einer rein ästhetischen Ebene ab und schafft Raum für kritische Auseinandersetzungen und weiterführende Fiktionen.


Isa Melsheimer, 1968 geboren in Neuss, lebt und arbeitet in Berlin.


Ausstellungsdauer 2.6. - 14.7.2007

Oeffnungszeiten Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr
und nach Vereinbarung


Galerie Mark Müller
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