© Isabelle Krieg


Isabelle Krieg
Uh uh



Installation


Die Künstlerin Isabelle Krieg geht in vielen ihrer Arbeiten Spuren nach, oder legt selber welche; Orangenschalen entpuppen sich als Weltkarte oder Kaffeklecker als Gesichter berühmter Menschen. Isabelle Krieg arbeitet oft mit Schichtungen, wie z.B. bei den aktuellen Shelters, Zelten aus Papierschnipseln oder Wärmefolien. Im White Space betreibt die Künstlerin, die derzeit in einem Atelier der Stiftung Binz39 arbeitet, Stadtarchäologie. Dazu holt sie eine lange Holzbretterwand, welche während der wohl letzten zwanzig Jahre im öffentlichen Raum stand, in den Ausstellungsraum. Die Wand ist übersät mit Plakatfetzen, Tackern und Flyerstücken, die von tausenden Parties und Konzerten zeugen. Unzählige Schichten von vergangener angekündigter Zukunft kleben übereinander und bilden ein Archiv der öffentlichen Anlässe. Allerdings ein nur mehr zu erahnendes, denn das Puzzle kann nie vervollständigt werden.


Die Bretterwand ist für die Künstlerin auch ein Träger der Melancholie vergehender Jahre und vergangener Jugend. Sie steht für alle erlebten und versäumten Parties, für ergriffene und verpasste Gelegenheiten, erfüllte und unerfüllte Liebe, Erfolge und Enttäuschungen, für Lachen und Tränen. Das Lied "All Tomorrows Parties" von Velvet Underground schwingt leicht durch die Luft. Die Wand allerdings wird nie mehr die Zukunft ankündigen. An ihrem alten Ort steht jetzt eine neue Wand, bereit für die kommenden Jahrzehnte Popkultur. Das Neue und das Unschuldige symbolisieren auch tausende weisse Luftschlangen, welche im White Space wehen.


Die Installation ist eine persönliche Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und der Melancholie des Älterwerdens, beziehungsweise der zerrinnenden Zeit. Sie ist im weiteren Sinne auch eine Arbeit im öffentlichen Raum. Isabelle Krieg greift ein, unterbricht den Lauf der Dinge, verändert die architektonische Struktur. Normalerweise stellen KünstlerInnen Werke in den öffentlichen Raum. Isabelle Krieg kehrt dies um. Sie entfernt etwas und holt es in den Kunstraum. Die Wand ist allerdings mehr als blosses objet trouvé, welches durch den Transfer zum Kunstobjekt geadelt wird. Einerseits, weil die Künstlerin die Bretterwand als Ausgangsmaterial nimmt, bearbeitet und installativ inszeniert, andererseits, weil der Unterbruch, den sie im öffentlichen Raum schafft, mitberücksichtigt werden muss. Isabelle Krieg eignet sich etwas aus ihrer Umgebung an, welches ihr Lebensgefühl prägt oder geprägt hat und macht es zu einem Dokument ihrer persönlichen, aber doch auch für alle offenen und gültigen Geschichte. Sie verdeutlicht damit auch, wie sehr der öffentliche Raum uns individuell, aber auch kollektiv prägt.


Ausstellungsdauer 30.11. - 16.12.2006

Öffnungszeiten Mi-Fr 18.30 - 20.30 Uhr, Sa 16 - 18 Uhr


White Space
Raum für aktuelle Kunst
Militärstrasse 76
8004 Zürich
Telefon +41 (0)44 273 13 31
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